Rudolf Heimann – Die Unendlichkeit des Augenblicks
 

Rudolf Heimann – Die Unendlichkeit des Augenblicks
Spheric Music (2019)

(
7 Stücke, 68:43 Minuten Spielzeit)

Der aus Iserlohn stammende Elektronikmusiker Rudolf Heimann versteht es auf seinen Alben melodische Elektronikmusik mit Rockelementen zu verbinden. Nachdem er im letzten Jahr mit seinem Album „Tiefenrausch“ musikalisch unter die Erde gegangen ist, widmet er sich auf „Die Unendlichkeit des Augenblicks“ dem Thema Zeit und Vergänglichkeit. Das Album erscheint am 01.02.2019.

 

 


Neben Keyboards, Synthesizer und Gitarre hat Rudolf dieses Mal auch zum Cello gegriffen, was dem Album sichtlich gut tut. Durch die Mischung aus synthetischen Klängen und „echten“ Instrumenten bekommt das Album eine ansprechende und faszinierende Vielfalt. Neben dem Kernstück des Album, dem 32minütigen „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“ (hier hat er einen Text von Jean Paul vertont), finden sich sechs instrumentale Stücke mit Laufzeiten zwischen 3:34 und 9:26 Minuten Spielzeit auf dem Album.

Gestartet wird mit dem 6:48minütigen „Wem die Stunde schlägt“. Das Stück kommt aber nicht so düster rüber, wie es vielleicht der Titel verspricht. Allerdings wählte Rudolf schon recht theatralisch und melancholisch anmutende Klänge. Der Einsatz des Cellos verstärkt darüber hinaus diese Stimmung, die dem Stück gut zu Gesicht steht. Dann kommen in der Mitte des Stückes Glockenschläge auf und das Stück wird von nun an rhythmischer. Ein wunderbar einfühlsamer Track, der im zweiten Teil zu einer hinreißenden Melodie mutiert.

Das dreieinhalbminütige „Ad Infinitum“ wird von Orgelklängen bestimmt, die den Hörer in das Umfeld einer Kirche führen. Das klingt alles sehr sakral. „Monolith“ mit seinen fast vier Minuten Spielzeit wirkt hingegen wie ein instrumentaler Rocksong aus den frühen 70’er Jahren, was vor allem durch den Hammondorgelsound hervorgerufen wird. Sehr schön wird am Ende des Stückes auch die Akustikgitarre zu Chören eingesetzt. Ein sanfter, herrlicher, rockiger Track, der den Hörer in Erinnerungen schwelgen lässt.

Elektronischer wird es dann im 7:45minütigen „Vanitas“. Hier werden Sequenzer und Arpeggios mit wunderbaren Flächen verbunden. Nach wenigen Momenten kommt aber ein leicht stampfender Rhythmus auf und gesellt sich zur E-Gitarre, die das rockige Element in diesen Track darstellt. Das ist aber alles sehr harmonisch und baut sich langsam auf. Ein typischer Heimann-Track.

Soundtrackartig und orchestral wirkt dann das Stück „Niemand kennt Zeit noch Stunde“. Auch in diesem Track wird die melancholische Note durch den Einsatz des Cello’s gesetzt. Dem folgt dann das sehr elektronische „Ewigkeit“. Über 9:26 Minuten spinnt Heimann hier einen sehr abwechslungsreichen, sich immer weiter entwickelnden Track mit wunderbaren Harmonien und Melodiebögen. Ein klasse Stück.

Den Abschluss bildet dann das 32minütige „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei“, bei dem Rudolf seinen gesprochene Text mit elektronischen Sounds und Harmonien unterlegt hat. So wirkt das Ganze wie ein vertontes Hörspiel. Mit teils bedrohlichen und aus dem nahen Osten stammenden Klängen beginnt dieser Longtrack. Mit dem Cello legt Rudolf am Anfang einige Klangtupfer auf diese zunächst bedrohlich wirkenden Klangkaskaden. Wenn er dann von einem Erdbeben spricht, dann kommen gar brodelnde Synthieklänge auf, die dieses Thema perfekt untermalen.

Rudolf Heimann zeigt mit den ersten sechs instrumentalen Stücken des Albums „Die Unendlichkeit des Augenblicks“ eines seiner besten und in sich stimmigsten Werke. Diese werden dann mit einem sehr ungewöhnlichen Hörfilm-Stück, das den Kern des Albums bildet, ergänzt. Letzteres wird man zwar nicht mehrfach hören, dafür sind die restlichen Stücke von allererster Güte. Sehr abwechslungsreich und kompositorisch perfekt ausgearbeitet zeigen sich die Stücke. Insgesamt ein tolles Album.

Stephan Schelle, Januar 2019

 
   

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