Mit der CD bedankt sich Ron bei seinen Fans und den Freunden der Elektronikmusik, die ihn und seine Musikprojekte über viele Jahre hinweg auf einer musikalischen Reise begleitet haben. Wer nicht die Möglichkeit hatte am 30.12. nach Bochum zu kommen, der hat aber auch nachträglich noch die Gelegenheit diese CD zu einem günstigen Preis bei Groove Unlimited zu bestellen. Und ich kann es hier schon mal vorweg nehmen, es lohnt sich wirklich.

Von den insgesamt sieben Titeln sind die ersten drei Mitschnitte von MorPheuSz, der Band, die in den Kategorien bester internationaler Act und bestes internationales Album den Schallwelle-Preis 2010, der im März 2011 verliehen wurde, abräumte. Die restlichen vier Tracks stammen dann von Ron selbst.

Aufgrund der spärlichen Informationen ist nicht zu erkennen, bei welchen Auftritten die MorPheuSz-Stücke mitgeschnitten wurden. Allerdings weist der erste Track auf das 3. Electronic Circus Festival, das im September 2010 in Bielefeld stattfand. Der Titel dieses Stückes lautet „Bielefeld By Night“. Hier zelebrieren Ron Boots, Eric van der Heijden, Harold van der Heijden und Frank Dorittke eine wunderbar verträumte Nummer, die zwischen Elektronik und Rock die Grenzen verwischen lässt.

Es folgt nahtlos das Stück „Another Timeroom!“. Das Stück ist recht perkussiv (Perkussion mit atmosphärischen Flächen sowie Gitarren- und Synthie-Tupfern) und hat einige ethnische Anleihen, die mich auch an die Musik von Bands wie Mind Over Matter erinnern. Als drittes findet sich ein Stück auf dem Album, das sich wohl viele Elektronikfreunde erhofft haben, eine Liveversion von Eric van der Heijden’s „Da Capo“. Vor allem in dieser Version mit Frank Dorittke an der E-Gitarre macht das Stück eine sehr rockige und mitreißende Figur.

Die Stücke von Ron Boots zeigen die unterschiedlichen Facetten des Niederländers. Das erste dieser Stücke ist „Lost Stars“, das nach Spacemusik klingt. Hier bauen sich durch die düsteren Flächen Stimmungen wie bei einem Alien-Film auf. Es folgt mit „Vocat Cataclism“ das mit mehr als 16 Minuten Spielzeit längste Stück des Albums. Es ist auch gleichzeitig das hypnotischste und fesselndste auf der CD. Zunächst beginnt es im Stile der „Berliner Schule“ á la Klaus Schulze, um dann nach etwas mehr als zwei Minuten mit einem absolut die Sinne raubenden rhythmischen Sound aufzuwarten. Bei der 2011’er Schwingungen-Gartenparty in Hamm hatten MorPheuSz ein sensationelles hypnotisches Stück im Programm, das aus meiner Erinnerung heraus diesen Track als Grundlage haben muss. Es bietet aber durch Strukturwechsel und Passagen im typischen Boots-Stil auch noch einiges an Abwechslung. Ein richtiges Hammerteil, auch wenn es streckenweise recht monoton daherkommt.

Ron muss ja aus allen Ecken und Tiefen seine Hauses die Stücke zusammengesucht haben, wie sonst ließe sich ein Titel wie „From The Dark Cellars Of The House“ erklären. Allerdings vermittelt dieses Stück durch seine dunkle Atmosphäre und die fehlenden Harmonien und Melodien eine Stimmung, wie sie gut zu einem Horrorstreifen passen würde. Als starken Kontrast hat Ron dann noch den Titel „Spinning Out Of Control“ ans Ende der CD gesetzt. Der Track ist durch seine bpm’s tanzbar und verströmt unglaublich viel positive Energie und Freude. Allerdings ist er auch sehr kommerziell geraten, was man so von Ron nicht erwartet hätte. Mir macht es jedenfalls viel Spaß die unterschiedlichen musikalischen Gesichter von Ron Boots auf dieser CD zu betrachten.

Das Ron Boots diese CD quasi verschenkte ist sehr bewundernswert, enthält sie doch sieben Tracks von überaus hoher Qualität. Wer seine Musik mag und diese CD nicht bekommen hat, der sollte sich das Teil unbedingt zulegen. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, Januar 2012