Robert Schroeder – Taste It
 

Robert Schroeder – Taste It
Spheric Music (2009)
(9 Stücke, 71:54 Minuten Spielzeit)

Der aus dem Aachener Raum stammenden Elektronikmusiker Robert Schroeder veröffentlicht Anfang Februar 2009 sein neues, mittlerweile 17.  Soloalbum unter dem Titel „Taste It“. Und dieser Titel ist Programm, denn von der elektronischen Musik Robert Schroeder’s sollte man wirklich mal gekostet haben. Wer das bisher noch nicht gemacht hat, der kann das nun mit dem neuen Album nachholen.

 


Acht Stücke, deren Laufzeiten zwischen 6:26 und 9:35 Minuten liegen, präsentiert uns Robert in seinem typischen Stil aus relaxten Rhythmen, die den Groove in sich tragen, und Sequenzen, die nur so dahin fließen und zum Träumen anregen. Musikalisch knüpft Robert damit an sein letztes Album aus dem Jahr 2007 („SphereWare“) an und reichert diese Atmosphäre mit Anklängen seiner 80’er Alben „Paradise“ und „Timewaves“ an.

Wie ein Windzug aus dem Inneren einer Tropfsteinhöhle, so empfängt den Hörer das Titelstück des Albums und entfaltet diese wohlige Stimmung, die nur Robert Schroeder mit seiner Musik herbeiführen kann. Der Track, der ansatzweise an „The Message“ vom 87’er „Timewaves“ erinnert, lässt den Hörer gedanklich in andere Sphären driften. Beginnt das Stück zunächst sehr ruhig, kommt nach etwas mehr als drei Minuten ein pulsierender Rhythmus hinzu, der aus „Taste It“ einen unwiderstehlichen Track macht. Das ist Robert Schroeder, so wie wir ihn lieben.

In „Sweets Of Paradise“ kommen Vocoderstimmen und ein Drumbeat hinzu, die den harmonischen Flächensound von Robert unterstützen. Durch eine Art Refrain kommen hier Songstrukturen auf, so wie wir es auch von früheren Schroeder-Alben her kennen. Ein sehr schöner abwechslungsreicher Track. „A Sensitive Touch“ bietet Stimmungen, die Robert durch harmonische Flächen und angenehm ruhige und akzentuiert gesetzte Perkussion garniert. Futuristisch geht es dann bei „Capricorn“ zu, in dem Robert an Kraftwerk erinnernde Strukturen und Sounds bietet. Fehlen zunächst noch die Melodie- und klaren Linien, ändert sich das Bild nach gut anderthalb Minuten und ein perlender Synthiesound mit folgenden Harmoniebögen bestimmen das Bild.

Auch „The Third Kind“ erinnert zunächst an einen Science Fiction Trip. Dies wirkt sich durch die von Robert verwendeten Sounds, die zunächst recht kühl wirken, aus. Die Synthies vollziehen zunächst eine Mischung aus Spacemusik und früher „Berliner Schule“. Nach etwas mehr als zwei Minuten verändert er dann auch in diesem Stück die Stimmung und die Sounds klingen irgendwie moderner (auch durch den Rhythmus), ohne ihre futuristische Wirkung abzulegen. Dann schält sich eine Harmonielinie aus diesem wohl dosierten Chaos, die mich stimmungsmäßig an „Blade Runner“ erinnert. Das erzeugt gleich eine Gänsehaut bei mir.

Als würde ein Didgeridoo auf ein mit einem Besen gespieltes Drumset treffen, so beginnt der zarte Track „Time Cruiser“. Irgendwie scheint man als Hörer hier sehr zaghaft durch Raum und Zeit zu gleiten. Zwischendurch hat man bei den elektronischen Effekten das Gefühl durch ein Wurmloch fliegen. Bei „Fata Morgana“ bestechen vor allem die ungewöhnlichen Sounds. Hier treffen zwei Klangbilder aufeinander, anders weiß ich es nicht zu beschreiben. Mystisch, faszinierend und einfühlsam schmiegt sich dieser Titel den Gehörgängen an. Ein Stück zum dahin schmelzen.

Nach diesem ruhigen Stück folgt mit „DreamChecker“ wieder ein rhythmischer Track, der über weite Strecken recht monoton voranschreitet. Vielleicht der schwächste Track des Albums. Mit einem Rumba ähnlichem Rhythmus und flirrenden Synthies beginnt dann „Reminded Of Paradise“, das dem Titel entsprechend an das 83’er Album „Paradise“ erinnert. Eine herrliche Melodie und der Flair des Sounds, den Robert in den 80’ern kreierte, bestimmen hier das Bild. Allerdings klingt der Track nicht veraltet, sondern hat die Frische der heutigen Zeit. Auch die Soundqualität lässt keine Wünsche übrig.

„Taste It“ ist ein typisches Robert Schroeder Album, bei dem man alle Zutaten, die man von ihm erwartet, auch bekommt. Mit diesem Werk zeigt Robert erneut, dass er zu den Großen der Szene gehört. Wer Roberts Musik mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Ebenso kann ich das Album allen Freunden guter Elektronikmusik empfehlen.

Stephan Schelle, Februar 2009

 
   

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