Robert Schroeder – Esthétique
 

Robert Schroeder – Esthétique
Spheric Music (2011)
(7 Stücke, 64:00 Minuten Spielzeit)

Das Robert Schroeder’s Musik sehr ästhetisch ist, dass wussten die Liebhaber der elektronischen Musik schon lange. Doch mit seiner dritten Albumveröffentlichung im Jahr 2011 weist er auch recht selbstbewusst darauf hin, denn das Werk trägt den Namen „Esthétique“. Auf der neuen CD, die Robert im Alleingang eingespielt hat, befinden sich sieben herrliche Electronicals mit Laufzeiten zwischen 6:09 und 14:38 Minuten Länge.

 


Es ist schon erstaunlich, welche Kreativität der Aachener Elektronikmusiker und Gitarrist Robert Schroeder nach einer gut zehnjährigen Veröffentlichungspause (zwischen 1994 „Everdreams“ und 2005 „Brainchips“ kamen neben der Zusammenstellung älterer Stücke auf „D.MO Vol. 1“ lediglich einige Liveaufnahmen auf DVD heraus) an den Tag legt. „Esthétique“ ist der mittlerweile 25. Output von Robert Schroeder. Vor allem in den letzten drei Jahre verwöhnt er die Freunde guter elektronischer Musik mit mehreren Veröffentlichungen pro Jahr.

Dass der Hörer bei dieser Anzahl keine Qualitätsverluste in Kauf nehmen muss, das zeigt sich auf dem aktuellen Album „Esthétique“, auf dem uns Robert durch herrlich spacige Synthiesounds in atmosphärische und schwebende Klangräume mitnimmt. Schon das Coverbild zeigt eine sehr schön strukturierte Landschaft. Im ersten Moment könnte man den Eindruck eines Strandes bekommen, doch die Aufnahme stammt vom Mars. Und so pendelt auch die Musik immer zwischen einer relaxten Atmosphäre, wie an einem herrlichen Sonnendurchfluteten Tag am Meer und spacig atmosphärischen Klangbildern. Dabei verwebt Robert loungige Rhythmen und schwebende Synthieflächen mit seinem typischen Gitarrensound, der nicht nur seine Soloalben kennzeichnet, sondern auch Markenzeichen seiner Projekte wie Food For Fantasy und Double Fantasy ist. Das Ganze garniert er dann noch mit Sprachfetzen, die mal an die technoiden Kraftwerk, dann wieder an Loungemusik erinnern.

Robert startet in die CD mit dem Titel „Neutron Swarm“. Dabei handelt es sich, wie der Titel schon verspricht, um einen spacigen Track. Rauschende Elektronikmuster und sofort ins Ohr gehende Synthiesounds umschmeicheln zu Beginn das Ohr, dann gesellt sich ein moderater Rhythmus hinzu und Robert ergänzt dies mit hellen, flirrenden Sounds. Das ist Schroeder at it’s best. Man hebt förmlich ab und wird in andere Sphären transportiert. Und am Ende spendiert er dem Track auch noch einige funkige Gitarrenparts.

Mit „Evaluation Of Time“ folgt dann an zweiter Stelle gleich der längste Track, denn er bringt es auf fast 15 Minuten Spielzeit. Schon zu Beginn kombiniert Robert hier Synthiemotive mit seiner typischen E-Gitarre, die er zunächst recht spacig einsetzt. Beim Hören schwebt man förmlich durch den Orbit. Hier kommen dann auch erstmals die Sprachfetzen zum Einsatz, bei denen man sich ebenfalls in einem Raumschiff wähnt. Langsam entwickelt sich dieser Longtrack und zeigt im Verlauf unterschiedliche Melodie- und Rhythmusbögen, behält aber immer seinen roten Faden.

„Structures“ ist wieder so ein Gänsehaut treibender Track, bei dem Robert Synthieflächen erzeugt, die sich in ihrer Sanftheit unter die Haut schieben. Bei diesem Track fliege ich einfach weg und träume mich in wunderbare Sphären voller Harmonie und Glücksgefühle. Dann kommt mit „Esthétique“ das Titelstück, das zunächst noch sehr ruhig beginnt, sich aber im Rhythmus steigert und sehr filigrane, fast schon zarte Soundtupfer durch den Raum schickt.

An Food For Fantasy oder Double Fantasy erinnert das Stück „Time Shaver“, bei dem ich Assoziationen einer Autofahrt durch eine sommerliche Landschaft oder eine romantische Begegnung (durch die eingewobene Frauenstimme) bekomme. Ein traumhafter Titel. Energetisch wirkt dagegen „Energizer“, auch wenn das Stück nicht gerade abgeht wie „Schmitz Katze“, so haben Sound und Rhythmus doch etwas hoch Spannendes. Hier bewegt sich die Energie unterschwellig, aber doch spürbar für den Hörer. Den Abschluss bildet dann das hypnotische „Oscillation“, das bereits im März 2011 bei der Schallwelle-Preisverleihung im Bochumer Planetarium sein Livedebüt feierte.

Auch auf seinem 25. Album ist bei Robert Schroeder nichts von Langeweile zu spüren, ganz im Gegenteil. Er hat wieder ein echtes Schroeder-Album auf den Markt geworfen, an dem die Freunde der traditionellen Elektronik- und auch die der Lounge-Musik ihre Freude haben werden. Ein sehr schönes Album.

Stephan Schelle, September 2011

 
   

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