Robert Schroeder – Cygnus-A
 

Robert Schroeder – Cygnus-A
spheric music (1982 / 2010)
(7 Stücke, 50:20 Minuten Spielzeit)

1982 arbeitete Robert mit einem Science-Fiction-Autor und Fotodesigner zusammen, der vom österreichischen Fernsehen beauftragt wurde, für die „ars electronica“ in Linz 1982 ein utopisches Projekt zu entwickeln. Die Musik aus dieser Zusammenarbeit wurde 1982 auf der „ars electronica“ aufgeführt und noch im gleichen Jahr auf Vinyl mit dem Titel „Galaxie Cygnus-A“ von Robert herausgebracht. Die LP erschien damals in einer limitierten Auflage beim deutschen Label Racket Records bzw. IC.

 


Ende 2010 erscheint nun die Neuauflage dieses erfolgreichen Werkes von Robert Schroeder in einer neu eingespielten Version erstmals auf CD. Der CD hat Robert den Titel „Cygnus-A“ gegeben (das Wort Galaxie hat er herausgenommen). Robert ließ beim Original die Radiosignale der Galaxie Cygnus-A im Sternbild Schwan vom damals größten beweglichen Radioteleskop der Welt - Radioobservatoriums in Effelsberg/Eifel - einfangen und durch Verstärkung in den hörbaren Frequenzbereich umsetzen. Das so erzeugte „weiße Rauschen“ bildete die Grundlage für Robert’s Kompositionen, die als Musik-Computer-Sinfonie bezeichnet wurden. Die Musik und die Bilder, die auf einer Grossbildleinwand miteinander synchronisiert wurden, verschmolzen bei dem Auftritt in ein optisch-akustisches Event. Diese Aufführung wurde in Österreich und in Deutschland im Fernsehen übertragen. Auf der Grundlage des 82’er Materials hat er die einzelnen Stücke neu eingespielt, ohne den Spirit des Originals zu verändern.

Die im 38minütigen Original veröffentlichte Studiofassung des Liveauftrittes war in der Vinylausgabe in sieben Teile („Galaxie Cygnus-A Teil 1“ bis „Teil 7“ betitelt) unterteilt. Auch die neue CD-Fassung enthält sieben Stücke, ist jedoch gut zwölf Minuten länger. Diese zwölf Minuten bilden den letzten Track der CD, der als Bonus der neuen Fassung spendiert wurde. Das Stück trägt den Titel „Interstellar Quasars“ und stammt ursprünglich auch aus 1982 daher passt es sich der Grundstimmung perfekt an und bereichert die Neuauflage. Eine weitere Veränderung zur Erstausgabe ist, dass Robert den einzelnen Tracks nun auch Namen gegeben hat.

Die CD beginnt mit dem mehr als vierminütigen „Search Direction“, das mit einem Klavier-/Keyboard-Donnern beginnt, zu dem sich das „weiße Rauschen“ gesellt. Schnell kommen aber die für Robert zu dieser Zeit typischen Harmoniebögen hervor, die mit einigen zirpenden und perlenden Effekten versehen sind. Kurz ist auch Robert’s Stimme auszumachen, die den Text „Hörst du die Stimmen von Cygnus-A, im weißen Rauschen der Wellen-Chöre?“ spricht, mit dem er den Hörer auf die Reise ins unendliche Universum mitnimmt. Das klingt auch heute noch mystisch und frisch. Es mag auch daran liegen, dass Robert die Sounds intensiver und den Klang dynamischer aufgenommen hat. So klingt die Neuaufnahme besser, gigantischer und galaktischer als das Original.

Robert sagt darüber: „Nichts verändert, aber doch überraschend viel Neues und Ergänzendes. So wurde z.B. auch das Hauptthema besser ausgearbeitet. Melodien aus dem ersten Titel tauchen auch in anderen Titeln wieder auf. Das war zwar bei dem Original auch schon so, aber bei der Neu-Aufnahme wurde dies noch etwas deutlicher hervorgehoben.

Die Bearbeitung klingt gleich, nichts von der authentischen Aufnahme ging verloren, aber es klingt alles etwas voller, runder, klarer. Es ist nach wie vor eine spannende Abenteuerreise auf dem Weg zur fernen Galaxie Cygnus-A. Eine SF-Geschichte, die durch die Musik beim Zuhörer deutlich in Fantasiebildern umgesetzt wird.“

Die einzelnen Track gehen nahtlos ineinander über und bereits im zweiten Stück, das den Namen „Receiving Signals“ trägt, kommt dieser hypnotische Sound zum Vorschein, für den Robert in den 80’ern und auch 90’ern so bekannt war. Auch heute überkommt mich beim Hören dieser Musik noch so manche Gänsehaut. Hymnisch, futuristisch, himmlisch und spacig zugleich schält sich diese Musik aus den Boxen. Und doch hat die Perkussion, die Robert einsetzt, etwas Irdisches. Hier präsentiert sich Schroeder auf seinem Höhepunkt.

Wie ein Raketenstart, so mutet „Lift Off To The Galaxy“ an. Nach dem zischenden Start schweben wir mit Robert durch psychedelisch, spacige Umgebungen. Diese psychedelischen Klänge bereiten den Hörer langsam – durch angedeutete Melodiebögen - auf weitere Höhepunkte vor. Zunächst kommt ein hypnotisch pumpender Sequenzerrhythmus in „1050 Mill. Lightyears“ zum tragen (da schmelze ich nur so vor den Boxen dahin), um dann im hinreißenden Titelstück „Galaxie Cygnus-A“ mit herrlichen Synthiechören und Klangtupfern ein Bild einer fernen, unbekannten Welt zu zeichnen.

Robert lässt es dann in „Constellation Swan“ noch mal so richtig zirpen und zischen. Dabei unterlegt er diese Szenerie mit lieblichen Harmonien, die traumhaft durch den Raum schweben. Den Abschluss bildet dann „Interstellar Quasars“, das als zwölfminütiger Bonus die CD abrundet. Hier wird noch mal eine Art elektronische Spaceopera geboten, die wie eine klangliche Erzählung wirkt. Neben zahlreichen Effekten und teils psychedelischen Sounds sind auch sehr schöne Melodielinien eingewoben.

Es ist Robert Schroeder und dem Elektroniklabel Spheric Music zu verdanken, dass Robert’s tolles 80’er Werk „Galaxie Cygnus-A“ nun endlich die Welt der Lasertechnik erobert und als CD erschienen ist. Ein klasse Werk, das sich in jeder Elektroniksammlung finden sollte.

Stephan Schelle, Dezember 2010

 
   

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