Robert Fox - Evergreen
 

Robert Fox - Evergreen
AD Music (2008)
(10 Stücke, 64:33 Minuten Spielzeit)

Genau wie David Wright legt auch sein musikalischer Kollege Robert Fox in 2008 ein zweites Elektronikalbum vor. Nach dem Album „Adonai“, das ein religiöses Thema hat, lädt uns Robert auf dem neuen Album „Evergreen“ zu einem Landausflug ein, bei dem sanfte, romantische Synthiemelodien mit Geräuschen, die zu den jeweiligen Themen passen, wie zum Beispiel in „The River“, das mit Wasserrauschen und Vogelgezwitscher und -geschnatter versehen ist, kombiniert werden.

Schon das Cover und die Fotos im Inlay entführen den Musikfreund in eine englische Landidylle. Mit diesem Thema geht er zu früheren Alben wie „A Gathering Of Spirits“ oder „Blue Mountains Suite“ zurück bei denen er ebenfalls Reisen durch Landschaften vertonte. Während es damals weit entfernte Landstriche wie Kanada oder Australien waren, widmet er sich nun seiner britischen Heimat.

 

 


Wie gewohnt liefert Robert in den zehn musikalischen Landpartien sehr schöne Melodien und sanfte Synthieflächen, die, wie im Opener „Sceptred Isle“, mit Streichern versetzt sind. In diesem ersten Track rauschen dem Hörer Wellen entgegen, was eine Strandidylle im Sonnenuntergang bei mir erzeugt. Durch den Rhythmus bekommt das folgende „Brown Bread And Thatched Cottages“ einen etwas folkloristischen Anstrich, behält aber den typischen Fox-Stil, den man von seinen frühen Alben kennt.

„Rolling Hills“ hat einen sehr interessanten Rhythmussound, der wie ein tickendes Uhrwerk klingt und den ich so von Robert noch nicht gehört habe. Die sakral wirkenden Synthiechöre sorgen aber für das Fox’sche Flair. Nach wenigen Momenten entwickelt sich ein sehr schöner, eingängiger Titel. Mit „Song For A Dark Queen“ kommt dann ein Stück zu Gehör, das etwas aus dem Rahmen des Albums fällt, was daran liegt, dass es noch folkloristischer zugeht und weiblicher Gesang diesen Titel verfeinert. Ein Stück, das sich bei mir durch seine Intensität und Eingängigkeit sofort festsetzt.

„The River“ erweckt bei mir die Assoziation, an einem Ufer eines Flusses oder Sees zu sitzen, die Beine im Wasser baumelnd und der Natur zuzuschauen. Die Naturgeräusche, die Robert hier eingeflochten hat, verstärken diese Illusion noch. Bestimmt wird der Track durch eine Pianolinie. Durch den sanft stampfenden Rhythmus und die süßliche Melodie erweckt Robert bei „Dirty Old Train“ den Eindruck einer Fahrt in einer alten Dampflok mitten durch eine grüne Hügellandschaft. „Cloisters“ ist eine Downtemponummer mit recht sakralen Chören, die mich an Tangerine Dream’s Inferno erinnern.

„Woodland Carpet In Blue“ hat durch die Melodie und den sehr ansprechenden Rhythmus etwas Magisches. Dieser Track nimmt mich auch sofort gefangen, obwohl die Melodielinie recht einfach gehalten ist. Das sind aber die Sounds, die ich an Robert Fox oder auch David Wright liebe. Da schneiden sich die Synthieharmonien direkt, aber sanft durch meinen Körper. „Nightlife“ klingt meines Erachtens nicht unbedingt nach einer nächtlichen Stimmung auf dem Land. Hundegebell, Martinshörner, Stimmsamples etc. mischt Robert zu Chören und Pianolinien. Das haut mich an dieser Stelle nicht unbedingt vom Hocker.

Den Abschluss bildet dann wieder ein mit Wellenrauschen besetztes Stück mit dem Titel „Land’s End“. Der Hörer scheint mit diesem Stück die grüne Insel wieder zu verlassen, um in die Realität zurückzukehren. Das lässt Robert aber ganz behutsam geschehen. Bei diesem Stück wird auch wieder weiblicher Gesang geboten (leider ist im Booklet und im Internet nicht zu ersehen, wer hier singt).

„Evergreen“ ist ein typisches Robert Fox Album, das wieder mit herrlichen Melodien und Synthieflächen aufwartet. Ich mag seine Musik, daher kommt auch dieses wieder gut bei mir an. Wer seine Musik oder die von David Wright mag, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Dezember 2008

 
   

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