René van der Wouden - BauRauM Der Niederländer René van der Wouden gehört seit Jahren zum festen Stamm der Elektronikszene. Der umtriebige Musiker veröffentlichte seit gut 10 Jahren zahlreiche CDs unter seinem Namen sowie unter seinem Pseudonym REWO. Im Jahr 2015 erreichten mich drei Veröffentlichungen, darunter das neue Studioalbum „BauRauM“ (ja, die Schreibweise ist richtig), das mit gut 45 Minuten für seine Verhältnisse recht kurz geraten ist. Was aber zählt, ist die Musik. |
|
|||
Titel
und Cover des Albums weisen darauf hin, dass sich René – zumindest im
Opener - mit der Architektur auseinander gesetzt hat. Entsprechend stellt
sich auch der Sound der Tracks, die René improvisiert und im
Multitrackverfahren aufgenommen hat, dar. Auffällig sind die Titel der
beiden Longtracks, die in deutscher Sprache gehalten sind und von ihrer Art
an Klaus Schulze erinnern. Im
eröffnenden „Unter freiem Himmel“ startet René mit tropfenden bzw.
schlagenden Klängen. Er vermittelt in diesem Stück das Gefühl in einem
Bauwerk mit Stahlstreben zu stehen, während etwas gegen das Metal tropft
oder schlägt. Dann kommen zirpende, zischende und sägende Synthies hinzu,
was dem Ganzen eine surreale Stimmung verleiht. Es klingt nun als wäre man
auf einer Baustelle. Es dauert gute zweieinhalb Minuten, bis René den
Sequenzer anwirft und neben dem Rhythmus auch einige harmonische Elemente
mit einfließen lässt. Damit bewegt er sich zum Einen im Fahrwasser der
„Berliner Schule“, zum Anderen aber auch in experimentellen Gefilden.
Nach etwas mehr als vier Minuten ändert sich der Stil und die herrlichen
Harmonien und Flächen lassen die Gedanken nun ins All fliegen. Bei mehr als
acht Minuten kommt ein weiterer Sequenzerrhythmus auf, den René mit einigen
Synthiestrukturen und -klängen versieht, die an Pink Floyd der
„Meddle“-Ära erinnern. Jetzt agiert er äußerst hypnotisch. Dieser
Part begleitet das Stück bis in die Endphase. Der
mit 20:14 Minuten längste Track heißt „Er ist immer so Kosmisch“ und
wird dem Titel absolut gerecht. Spacige, rauschende Synthies leiten in
diesen Track ein. Auch hier lässt sich René erst einmal Zeit um an seinen
Gerätschaften zu schrauben und die Synthies zirpen zu lassen. Nach gut fünf
Minuten kommen die ersten harmonischen Klangfarben auf. Um Minute Zehn sind
dann Sequenzerrhythmen zu hören, die Ähnlichkeiten zu den „Nähmaschinen
Sequenzerrhythmen“ eines Eberhard Schoener aufweisen. Ab Minute Elf wird
es dann harmonisch und melodisch. Ein monotoner, hypnotischer Grundrhythmus
stellt die Basis für diesen zweiten Teil dar, auf dem René nun seine
Melodiebögen spinnt. Dieser zweite Part ist einfach nur betörend. Den
Abschluss dieser Veröffentlichung bildet dann das 5:55minütige
„SpaceRunner“. Dieses Stück besteht aus reinen rhythmischen Elementen
ohne dass Harmonien oder Melodien eingebunden werden. Für meinen Geschmack
der schwächste Titel des Albums. Mit
„BauRauM“ hat René van der Wouden ein recht spaciges Album mit Anleihen
an die „Berliner Schule“ und an Pink Floyd herausgebracht, das vor allem
durch die beiden Longtracks besticht. Stephan Schelle, November 2015 |
||||