René van der Wouden - BauRauM
 

René van der Wouden - BauRauM
Eigenvertrieb (2015)
(
3 Stücke, 44:45 Minuten Spielzeit)

Der Niederländer René van der Wouden gehört seit Jahren zum festen Stamm der Elektronikszene. Der umtriebige Musiker veröffentlichte seit gut 10 Jahren zahlreiche CDs unter seinem Namen sowie unter seinem Pseudonym REWO. Im Jahr 2015 erreichten mich drei Veröffentlichungen, darunter das neue Studioalbum „BauRauM“ (ja, die Schreibweise ist richtig), das mit gut 45 Minuten für seine Verhältnisse recht kurz geraten ist. Was aber zählt, ist die Musik.

 

 


Zwei Longtracks (18 und 20 Minuten) sowie ein mit knapp sechs Minuten kürzeres Stück präsentiert der Niederländer auf seiner CDR, die er über seine Internetseite www.renevanderwouden.net bzw. www.bandcamp.com vertreibt. Die CDR-Version ist auf 100 Exemplare limitiert und steht darüber hinaus als Download-Variante zur Verfügung.

Titel und Cover des Albums weisen darauf hin, dass sich René – zumindest im Opener - mit der Architektur auseinander gesetzt hat. Entsprechend stellt sich auch der Sound der Tracks, die René improvisiert und im Multitrackverfahren aufgenommen hat, dar. Auffällig sind die Titel der beiden Longtracks, die in deutscher Sprache gehalten sind und von ihrer Art an Klaus Schulze erinnern.

Im eröffnenden „Unter freiem Himmel“ startet René mit tropfenden bzw. schlagenden Klängen. Er vermittelt in diesem Stück das Gefühl in einem Bauwerk mit Stahlstreben zu stehen, während etwas gegen das Metal tropft oder schlägt. Dann kommen zirpende, zischende und sägende Synthies hinzu, was dem Ganzen eine surreale Stimmung verleiht. Es klingt nun als wäre man auf einer Baustelle. Es dauert gute zweieinhalb Minuten, bis René den Sequenzer anwirft und neben dem Rhythmus auch einige harmonische Elemente mit einfließen lässt. Damit bewegt er sich zum Einen im Fahrwasser der „Berliner Schule“, zum Anderen aber auch in experimentellen Gefilden. Nach etwas mehr als vier Minuten ändert sich der Stil und die herrlichen Harmonien und Flächen lassen die Gedanken nun ins All fliegen. Bei mehr als acht Minuten kommt ein weiterer Sequenzerrhythmus auf, den René mit einigen Synthiestrukturen und -klängen versieht, die an Pink Floyd der „Meddle“-Ära erinnern. Jetzt agiert er äußerst hypnotisch. Dieser Part begleitet das Stück bis in die Endphase.

Der mit 20:14 Minuten längste Track heißt „Er ist immer so Kosmisch“ und wird dem Titel absolut gerecht. Spacige, rauschende Synthies leiten in diesen Track ein. Auch hier lässt sich René erst einmal Zeit um an seinen Gerätschaften zu schrauben und die Synthies zirpen zu lassen. Nach gut fünf Minuten kommen die ersten harmonischen Klangfarben auf. Um Minute Zehn sind dann Sequenzerrhythmen zu hören, die Ähnlichkeiten zu den „Nähmaschinen Sequenzerrhythmen“ eines Eberhard Schoener aufweisen. Ab Minute Elf wird es dann harmonisch und melodisch. Ein monotoner, hypnotischer Grundrhythmus stellt die Basis für diesen zweiten Teil dar, auf dem René nun seine Melodiebögen spinnt. Dieser zweite Part ist einfach nur betörend.

Den Abschluss dieser Veröffentlichung bildet dann das 5:55minütige „SpaceRunner“. Dieses Stück besteht aus reinen rhythmischen Elementen ohne dass Harmonien oder Melodien eingebunden werden. Für meinen Geschmack der schwächste Titel des Albums.

Mit „BauRauM“ hat René van der Wouden ein recht spaciges Album mit Anleihen an die „Berliner Schule“ und an Pink Floyd herausgebracht, das vor allem durch die beiden Longtracks besticht.

Stephan Schelle, November 2015

 
   

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