René Splinter – Modern Ruins
Groove Unlimited (2013)
(8 Stücke, 62:43 Minuten Spielzeit)

Der niederländische Elektronikmusiker René Splinter, der seine ersten Alben beim deutschen MellowJet Records-Label herausbrachte, hat im Jahr 2012 beim niederländischen Groove Unlimited Label eine neue Heimat gefunden. Mit „Modern Ruins“ veröffentlicht er nach „Singularities“ sein zweites Album bei dem Label von Ron Boots. Stilistisch ist er seinem Stil treu geblieben und bewegt sich weiterhin im Umfeld von Tangerine Dream. Das macht er allerdings so gut, das „Modern Ruins“ das beste Album ist, das Tangerine Dream nicht aufgenommen haben.

 


Bei dieser Einleitung wird schon deutlich, dass René sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt hat. Davon konnte man sich auch beim diesjährigen E-Day im niederländischen Oirschot überzeugen, denn René hatte es geschafft als dritter Act auf der Mainstage bei dem Festival sein neues Album live zu präsentieren und erntete dafür zu Recht eine Menge Applaus.

Die acht Stücke seines neuen Werkes strahlen nur so vor toller Ideen und wunderbarer Melodien, das es eine Freude ist sich dieser Musik hinzugeben. Schon der neunminütige Opener „Urbex“, der zunächst noch mit einigen atmosphärischen Sounds und einigen Soundtupfern beginnt, zeigt sich spätestens ab der zweiten Minute von seiner besten Seite. Das klingt nach Tangerine Dream der 80’er Jahre und hätte auch von den Großmeistern nicht besser in Szene gesetzt werden können. Spätestens ab der dritten Minute, wenn der Rhythmus einsetzt, kommt man von René’s Musik nicht mehr los. Das ist fesselnd und versetzt einen in die besten Zeiten von Tangerine Dream, ohne aber verstaubt zu klingen.

Darauf folgt mit „Pod City“ das längste Stück des Albums das es auf 13 Minuten Länge bringt. Herrlich sanfte Flächen umschmeicheln zunächst das Ohr. Auch hier lässt sich schon die Nähe zu den großen Berlinern TD ausmachen, denn René hat zahlreiche Sounds der Elektronik-Ikone in seinem Repertoire. Nach zweieinhalb Minuten zündet auch dieser Track die nächste Stufe und entwickelt sich langsam zu einem unwiderstehlichen Elektronikstück. Der Refrain von „Pod City“, wenn man dies so nennen kann, geht sofort ins Ohr und setzt sich unweigerlich fest.

Das nächste Stück „Scenic Reels“ fällt ein bisschen aus dem Rahmen, da René hier über mehr als sieben Minuten nur Stimmungen erzeugt und die Melodien vernachlässigt. Man hat das Gefühl einer Straßenszenerie beizuwohnen die im Regen liegt und sehr mystisch wirkt. Das mehr als neunminütige „Footprints In The Dust“ zeigt dann nach einigen technoiden Klangskulpturen aber wieder die gewohnten melodischen und rhythmischen Elemente. Auch hier hat René wieder unwiderstehliche Sounds und Melodien zusammengestellt.

„Regeneration“ beinhaltet sowohl Stimmungen, wie auch einige Harmonien, so dass das Stück nicht ganz so eintönig wirkt wie „Scenic Reels“. Nach dem Titelstück, das wieder starke Motive von Tangerine Dream enthält, kommt mit „Nostalgia“ eine vom Piano bestimmte Ballade an die Reihe. Ein sehr sanftes und melancholisches Stück. Den Abschluss bildet dann das äußerst rhythmische, von flirrenden Sequenzerrhythmen bestimmte „The Pendulum“. In diesem Track sind Tangerine Dream wieder allgegenwärtig.

Wer die Musik Tangerine Dreams der späten 70’er und frühen 80’er Jahre mag, der liegt mit dieser CD genau richtig. René Splinter hat es geschafft seinen Stil, der an die großenBerliner Elektronikpioniere erinnert weiter zu verfeinern und zu perfektionieren. Damit ist ihm das beste Album gelungen, das Tangerine Dream nicht gemacht haben. Sehr zu empfehlen. Ein heißer Kandidat auf das Album des Jahres bei der Schallwelle-Preisverleihung.

Stephan Schelle, April 2013

 
   

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