The Redundant Rocker - Heart
 

The Redundant Rocker - Heart
UNSUNG Records / Just For Kicks Music (2009)
(9 Stücke, 56:14 Minuten Spielzeit)

Bernhard Wöstheinrich ist schon seit Jahren in der Elektronikszene bekannt, ist er doch Mitglied des Projektes Centrozoon, ist bereits einige Kollaborationen mit anderen Musikern eingegangen und nennt sich zudem The Redundant Rocker. Im Jahr 2006 kam unter dieser Bezeichnung mit „Collider“ die erste CD des Redundant Rocker’s heraus. Anfang 2009 liefert Bernhard mit „Heart“ nun den Nachfolger.

Ähnlich wie schon bei „Collider“ besticht auch die neue CD durch einen frischen Sound, der die traditionelle Elektronik mit Stilelementen von Electronica, Ambient und Chill Out verbindet.

 


Eröffnet wird die CD, die im Digipack auf dem hauseigenen Label UNSUNG erscheint, mit dem etwas ungewöhnlichen Stück „Gold“. Dieser erste Track wirkt wie Programmmusik und enthält einige experimentelle Klänge. Melodisch und doch streckenweise disharmonisch geht Bernhard hier ans Werk. Dazu mischt er noch einen gesprochenen Text, der irgendwie wie eine Mahnung rüberkommt. Damit betritt er zunächst musikalische Grenzwelten, die aber nicht für das ganze Album gelten, denn ab dem zweiten Stück wird es melodischer und eingängiger.

Mit einer sehr schnell ins Ohr gehenden Melodie und einem angenehmen Rhythmus präsentiert er den zweiten Track „Hypostasis“, der von Struktur und Melodieführung in die Nähe zu Stefan Erbe und Moonbooter rückt. Auch habe ich das Gefühl als würde Bernhard hier eine kleine Prise Kraftwerk und Depeche Mode unterheben. Sehr schönes Stück.

Sehr abwechslungsreich gestaltet sich das folgende „Compress“. Dabei verwendet Bernhard einige Sounds, die mich an Sailor (wer kennt nicht ihren Hit aus dem Jahr 1975 „A Glass Of Champagne“?) erinnern. Allerdings geht Bernhard nicht so trivial wie im damaligen Popsong vor, vielmehr entfaltet er hier eine ganz eigentümliche, fesselnde Stimmung die typisch Wöstheinrich ist. Vertrackte Rhythmen und Strukturwechsel machen diesen Track aus.

Fast schon hymnisch und ruhig geht es dann in der Downtemponummer „Renée As Yoko“ zu. Auch wenn man hier durchatmen kann, hat Bernhard dem Stück einen vorantreibenden Rhythmus spendiert. „Omnipotence“ wirkt zunächst wie ein Soundtrack auf mich. Verschachtelte Sounds bieten ein etwas mystisches Bild. Der Track hat für mich auch einen gewissen Rockcharakter. Typisch Redundant Rocker.

Mit Sprachsamples beginnt „Odilon“, ein Stück, das sehr experimentell mit Rock- und Electrosounds spielt. Auch variiert Bernhard Tempo und Lautstärke, was den experimentellen Charakter des Stückes verstärkt. Zwischendurch blitzen faszinierende Rhythmussequenzen auf, die steril und doch frisch und natürlich klingen.

„Heavily Dependent“ klingt als wären Tangerine Dream ins Wave- oder Electropoplager gewechselt. Streckenweise klingt das auch wieder nach Depeche Mode, auch kommen Rhythmen, die man aus dem Beginn des ersten Blade-Films kennt, zum Einsatz. Das folgende „Alluvium“ ist ein sehr schöner, melodiöser Titel. Hier kommt mir dann Eroc in den Sinn, allerdings wandelt Bernhard hier wieder mehr auf den Spuren der Electronica. Mit dem mehr als 13minütigen „A Change Of Heart“, das durch Struktur, Melodie und Rhythmuswechsel sehr abwechslungsreich ist und alle Stile in sich vereint, endet die wirklich gelungene CD von Bernhard.

Mit „Heart“ ist dem Redundant Rocker aka Bernhard Wöstheinrich wieder ein außergewöhnliches Album gelungen, das Electronica, Ambient, Rock, Chill Out und traditionelle sowie experimentelle Elektronik miteinander verbindet. Die CD klingt zu keiner Zeit langweilig, vielmehr weckt sie durch ihre Frische immer wieder die Neugier beim Hörer. Sounds, die bisher so nicht gehört waren, fliegen dem Hörer förmlich aus den Boxen entgegen. Mein Tipp: unbedingt Probehören.

Stephan Schelle, Januar 2009

 
   

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