[‘ramp] – Steel And Steam
 

[‘ramp] – Steel And Steam
doombient.music (2011)
(10 Stücke, 75:42 Minuten Spielzeit)

Neben „Return“ erschien im Jahr 2011 eine zweite CD von [‘ramp] aka Stephen Parsick, die den Titel „Steel And Steam“ trägt. Bei der Art des Doombient, die Stephen mit seinem Musikprojekt herausbringt, ist dieser Titel gut gewählt, klingt sein Sound doch oft nach industriellen Klängen bei denen man sich durchaus in alten Fabrikgeländen wähnt. Man kann bei seiner Musik förmlich den Geruch von flüssigem Stahl und Rauch auf der Zunge schmecken.

 


Hatte ich bei „Return“ geschrieben, dass einige Tracks auch in die Richtung von Bands wie Redshift gehen, so kommt dies auf dem siebten Album von [‘ramp] noch deutlicher zum Vorschein, denn bei fünf der zehn Stücke ist Stephen Parsick eine Kollaboration mit dem Redshift-Mastermind, Mark Shreeve eingegangen.

Zunächst kommen aber fünf Solotracks an die Reihe, beginnend mit dem eröffnenden „Zeppelin“, das gleich mit tollen knarrzenden Synthiesounds, die von einer Box zur nächsten wandern, auch sehr effektvoll aufgebaut sind. Dann schiebt sich langsam ein Rhythmus in den Vordergrund, der mich sofort in seinen Bann zieht. Die Harmonielinien, die Stephen dazu spielt sind gar nicht so dunkel, wie man es bei Doombient erwartet hätte. Hier hat Stephen gleich einen sehr ansprechenden Track an den Anfang gestellt, der gar Melodielinien enthält, die sehr an Redshift & Co. erinnern. Ein toller neunminütiger Opener.

Es folgt das etwas kühlere „Node Part One“, bei dem eine recht sterile und nach verlassenen Industrieanlagen klingende Stimmung aufgebaut wird. Im zweiten Teil des Siebenminüters wird es dann aber rhythmisch und spannend. Dieser geht dann nahtlos in den sechsminütigen „Node Part Two“ über, bei dem Stephen die Stimmung übernimmt und auf der rhythmischen Seite verweilt. Wiederum nahtlos ist der Übergang zu „Solenoid“, bei dem ich mich ebenfalls in einer verlassenen industriellen Bauruine zu befinden scheine. Man hört Metall an Metall schlagen, was diesen Eindruck noch verstärkt. Im starken Kontrast stehen dazu eine Harmionielinine und Synthiesounds, die eher nach Orient klingen. Das erzeugt eine unwirkliche, aber äußerst hypnotische Stimmung, in der man die Sinne zu verlieren scheint. Kopfdroge bzw. Kopfkino pur. Der letzte gut siebenminütige Solotrack nennt sich [led], ein Stück dass sich von seiner Sequenzerlastigen und sehr melodiösen zeigt.

Die Kollaboration mit Mark Shreeve beginnt mit dem mehr als 16minütigen Stück „Puppets“. Recht mystisch schiebt sich dieses Stück sehr gemächlich durch den Raum. Das klingt wie Redshift im Delirium. Erst nach gut zehn Minuten wird die Stimmung heller.

Danach kommt das vierteilige Titelstück, das zunächst in „Part One“ recht harmonisch mit Pianoähnlichen Keyboardsounds und herrlich sanften Flächen beginnt. Zum Ende dieser nicht ganz dreiminütigen Einleitung kommt ein dumpfer Rhythmus auf, der den vierminütigen „Part Two“ bestimmt. Das ist absolut fesselnd, da sich unter den Rhythmus wunderbare Melodielinien mischen. Weitere Stimmen kommen hinzu und der Druck und die Lautstärke des dröhnenden, fast schon schrebbelnden Rhythmus nimmt zu und verstärkt sich in „Part Three“, wird im Mittelteil recht akzentuiert und ruhiger vorgetragen, um dann wieder anzuschwellen. Da ist deutlich Redshift herauszuhören. Den Abschluss bildet dann das mehr als achtminütige „Steel And Steam Part Four“, das auch über weite Strecken von den Rhythmusmustern bestimmt wird.

Mit „Steel And Steam“ hat Stephen Parsick aka [‘ramp] ein tolles Album vorgelegt, dass ich, wenn ich wählen müsste, dem Album „Return“ noch vorziehen würde, da es mitreißender und harmonischer ist. Wer die Musik von Redshift mag - hier auch mal mit etwas kraftvolleren, industrielleren Rhythmen - der liegt bei dieser CD goldrichtig. Genau wie „Return“ ist „Steel And Steam“ auf 300 Exemplare limitiert, die man handsigniert bei Stephen Parsick direkt ordern kann.

Stephan Schelle, Mai 2012

 
   

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