Rainbow Serpent - The 8th Nerve
 

Rainbow Serpent - The 8th Nerve
Manikin Records (2005)
12 / 78:46

„The 8th Nerve” heißt das neue Album des Duos Rainbow Serpent, das seit 1995 beachtenswerte Veröffentlichungen herausbringt. Und ich muss gleich zu Beginn dieser Rezension sagen, dass die beiden, Gerd Wienekamp und Frank Specht, mit diesem Album genau meinen Nerv treffen.

Zu Beginn präsentieren sie auf dem Opener „Audioframe“ sphärische Klänge, die einen in den Weltraum versetzen gefolgt von Klängen, die irgendwie einen wilden Mix von Rhythmus und verschiedenen Sounds bilden und die nach einem Mischmasch von Radiosendungen klingen. Dieser abgefahrene Sound zieht mich beim Hören magisch an und vernebelt mir quasi die Sinne. Man muss sich diesem Track hypnotisiert hingeben, obwohl hier erst keine Melodie zu finden ist, Harmonien setzen nämlich erst nach gut drei Minuten ein.
 

 

 

Nahtlos geht es ins nächste Stück „Mindmachine“ über. Dann wird es rhythmischer, die Maschine ist in Betrieb. Gewürzt wird das dann mit Vocoder verfremdeten Stimmen. Das muss man laut - am besten über Kopfhörer - hören. So bekommt man erst die ganze Detailfülle mit wie zum Beispiel asiatische Trommeln. Der Track geht streckenweise so popartig ab wie bei Enigma. Und in dieser mehr als elfminütigen „Mindmachine“ schießen mir die Gedanken kreuz und quer durch den Kopf. In „Radiotrip“ hören wir zu Beginn wieder eine verzerrte Stimme, die an Jean Michel Jarres „Revolution“ erinnert und auch durch die Worte „Music Non Stop“ eine Hommage an Kraftwerk darstellt. Und wieder werden pulsierende, stampfende Rhythmussequenzen mit kristallklaren und messerscharfen Synthiesounds, die sich langsam aus dem Hintergrund aufbauen, verwoben um dann eine Melodielinie zu bilden.

Weiter geht es über das vertrackt angelegte „Winterlandschaft“, das gar nicht so kühl ist, wie der Titel erwarten lässt, hin zum lockeren „N-Tropical“. Futuristisch wird es mit „Edge Of Reality“, was sich in den metallischen Klängen widerspiegelt, die im Mittelteil durch mitreißende Rhythmussequenzen angereichert werden. Beim sehr eingängigen Titel „Third Ear“ erfreuen eingängige Gitarren- und Geigenklänge sowie herrliche Stereoeffekte das Ohr. „Planet Audio“ beginnt sphärisch und mischt Flächen und Rhythmussequenzen zu einem Gänsehaut erzeugenden Track. „Retropolis“ verbindet wiederum die „Berliner Schule“ mit frischen Beats und Sounds, gefolgt vom mit orientalischen Perkussion gewürztem „Pibgorn“ sowie den beiden Schlusstiteln „See Not Have“ und „Noosphere“, die sanft das Album beschließen.

Die Regenbogenschlange hält mit ihren Sounds den Hörer, sprich mich, in ihrer Umklammerung fest, ohne die Chance losgelassen zu werden. Mit „The 8th Nerve“ haben Rainbow Serpent eine Sound-Orgie für die Ohren geschaffen, die einem die Sinne vernebelt. Grandios !!!

Stephan Schelle, Mai 2005

 
   

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