Pyramid Peak - Evolution
  Pyramid Peak – Evolution
Eigenvertrieb (2007)
(5 Stücke, 73:48 Minuten Spielzeit)

Rechnet man die ersten drei CDRs mit, so ist das neue Werk von Pyramid Peak, das den Namen „Evolution“ trägt, das mittlerweile achte Album des Leverkusener Elektroniktrios. Fünf Tracks bietet die mit fast 74 Minuten fast komplett ausgereizte CD, auf der sich die drei mit der Darwinschen Evolutionstheorie befassen.

Neben drei komplett neuen Stücken befinden sich auch zwei ältere Titel auf der CD. Zum einen ist dies der Track „History“, der die drei schon mindestens seit dem Jahr 2001 auf ihren Livekonzerten begleitet und erst jetzt auf CD gebannt wurde. Wäre auch schade um den wirklich guten Track gewesen, wenn man ihn nicht auch zu Hause genießen könnte. Zum anderen haben die drei von ihrem erfolgreichsten Stück, dem Titel „Dive“, welches erstmals auf ihrer CD „Ocean Drive“ aus dem Jahr 1999 erschien und das die Jungs in der Szene nach oben katapultierte, einen 2007’er Remix angefertigt.
 

 

 

Doch der Reihe nach. Die CD startet mit dem „Gravity“, das bei dem Dechenhöhlenkonzert am 01.09.2007 die erste Zugabe darstellte. Gleich zu Anfang meint man ein Tangerine Dream-Album zu Beginn der 80’er Jahre aufgelegt zu haben, denn die Sounds und Sequenzer, die einem da aus den Boxen entgegenfliegen, klingen wie aus der Zeit von Tangerine Dreams „White Eagle“. Vergleiche zu dem Tangerine Dream-Hit „Das Mädchen auf der Treppe“ sind hier nicht von der Hand zu weisen. Der gesamte elfminütige Track behält diesen Eindruck bei. Entgegen der Version vom Liveauftritt in der Dechenhöhle wurden dem Studiotrack auch noch einigen gesprochene Passagen (klingt als sei es russisch) beigemischt.

Mit dem Titelstück „Evolution“ kommt dann das Herzstück des Albums, denn dieser Track ist mit seinen fast 30 Minuten der längste der CD. Wie man es von Longtracks der drei Leverkusener her kennt, breiten sie über die Gesamtlaufzeit einen weiten Spannungsbogen aus. Erst recht ruhig – hier kommen natürlich sofort wieder die Höhlenkonzerte in Erinnerung, denn der Klang passt recht gut zur Höhlenstimmung – dann im Pyramid Peak-Stil, der ein wenig an die Spielart des Niederländers Ron Boots erinnert, entwickeln sich weiträumige Flächen und Melodielinien. Variationen in der Melodieführung wie im Rhythmus machen diesen Track sehr abwechslungsreich. Auch in diesen Track mixten die Jungs einige Sprachfetzen, die einen eher undefinierbaren Eindruck hinterlassen, da der die Sprache umgebende Sound eher nach einer Unterwasserszene klingt, als nach der Entstehung neuen Lebens.

Mit Track Nummer drei ist nun endlich auch das wirklich gute „History“ endlich auf einen Silberling gebannt worden. Seit Jahren erklingt dieses Stück bei diversen Konzerten des Trios, so zum Beispiel im Jahr 2001 beim ersten Konzert in der Dechenhöhle oder 2005 beim E-Live in Eindhoven. Neben der sehr schönen Melodie wartet das Stück mit Sprachsamples aus der Weltgeschichte auf. So hört man zum Beispiel Martin Luther King.

Das folgende „Sequenced“ könnte eine Hommage an Klaus Schulze sein, denn die Ähnlichkeiten zu seinen Werken treten hier ganz deutlich zu Tage. Zwar beginnt der Track zunächst sehr sphärisch, doch nach gut drei Minuten schält sich eine Sequenz heraus, die sehr an Schulzes Musik des neuen Jahrtausends erinnert.

Den Abschluss bildet „Dive 2007“. Dieses Stück ist bisher einfach unübertroffen. Der neuen Version wurde ein sphärisch, futuristischer neuer Anfang spendiert. Die wirklich faszinierende Grundmelodie wurde jedoch nicht verändert. Allerdings klingen die veränderte Gesangslinie, die Sounds und der Rhythmus, mit der die Melodielinien umgeben sind, ein wenig moderner. Der neuen Version wurde zwar keine radikale Frischzellenkur verabreicht, aber das neue Gewand steht dem Stück trotz allem gut. Ich habe mich schon wieder dabei erwischt, dieses Stück, das für mich das absolute Highlight der CD darstellt, mehrfach hintereinander anzuwählen.

„Evolution“ ist ein gutes Elektronikalbum, das neben den bekannten Pyramid Peak-Elementen auch eine Hommage an die großen Elektroniker Tangerine Dream und Klaus Schulze breit hält. Für Fans unverzichtbar, für Neueinsteiger vor allem wegen „Dive 2007“ sehr zu empfehlen.

Stephan Schelle, September 2007

 
   

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