Pyramid Peak - Anatomy
 

Pyramid Peak - Anatomy
Eigenvertrieb (2013)
(5 Stücke, 70:12 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2011 hat das deutsche Elektroniktrio Pyramid Peak, das sind Axel „Axess“ Stupplich, Uwe Denzer und Andreas Morsch mit dem Album „5 vor 12“ ein Meisterwerk hingelegt, dass bei der Schallwelle-Preisverleihung auf den ersten Platz der besten nationalen Alben gewählt wurde. Rechtzeitig zu ihrem Auftritt beim diesjährigen Electronic Circus-Festival in Gütersloh haben Pyramid Peak ihr Nachfolgewerk, das den Titel „Anatomy“ trägt, fertig gestellt.

 


Schon das Cover, auf dem die drei Musiker in OP-Kleidung zu sehen sind, ist ein Knaller. Im Innenteil sieht man dann ihre Hände, die am offenen Kabel des Patienten „Keyboard“ hantieren. Ihr Auftritt in Gütersloh hatte die gleiche Thematik und Optik zu bieten, was vom Humor der drei Musiker aus dem Raum Leverkusen zeugt.

Fünf Stücke mit Laufzeiten, die alle über der Zehn-Minuten-Marke liegen, sind auf dem Silberling zu finden. Los geht es mit dem mehr als 13minütigen Titelstück.

Kalte Klänge von Metall, das auf Metall schlägt sowie sägende oder flexende Geräusche leiten in den ersten Track ein. Eine zerrende Synthiefläche schließt sich an und nach gut einer Minute gesellt sich dann auch ein Rhythmusmuster hinzu. So stellt sich der langsam aufbauende Beginn des Titelstückes dar. Immer wieder werden die schlagenden und sägenden Geräusche hinzugemischt, während der Rhythmus so langsam an Dynamik und Fahrt gewinnt. Nach etwas mehr als fünf Minuten kommen dann die für Pyramid Peak so typischen Sounds zum Tragen und der Track wechselt in einen unwiderstehlichen Teil, der jetzt harmonisch und durch einen tollen Rhythmus getragen wird. Nach etwas mehr als sechs Minuten ist es dann so weit, eine Melodie kristallisiert sich heraus und man ist spätestens jetzt im Pyramid Peak-Kosmos angekommen. Das ist Elektronikmusik, wie ich sie liebe.

Das folgende „Iceland“ bringt es auf mehr als 14 Minuten. So kalt, wie es der Titel suggeriert, ist der Track aber nicht. Zunächst erklingen noch recht sterile und unterkühlte Sounds, die eher technisch wirken. Doch schon nach etwas mehr als einer Minute kommt eine wunderbare Fläche hinzu, die dem Ganzen jetzt schon Gänsehautcharakter verleiht. Etwas melancholisch wirkt das Stück jetzt um dann aber nach etwas mehr als drei Minuten in einen Part überzugehen, der zum Besten gehört, was Pyramid Peak zu bieten hat. Ähnlich ist „Injection“ aufgebaut. Der Track beginnt zunächst recht ruhig, bei dem einige Klangtupfer auf eine dahinschwebende Fläche gelegt werden um dann nach gut drei Minuten den Startschuss für einen rhythmischen Track zu legen. Zunächst noch recht monoton, dann aber nach mehr als vier Minuten wie zu besten „Berliner Schule“-Zeiten. Ab jetzt nehmen Pyramid Peak den Hörer wieder gefangen. Und mit den beiden Stücken „Dark Energy“ (15:53 Minuten) und „The Voyage“ (12:38) machen sie qualitativ auf hohem Niveau weiter, wobei der letzte Track ebenfalls zu den Highlights des Pyramid Peak-Repertoirs gehört.

Es ist wirklich erstaunlich, aber Pyramid Peak machen auf „Anatomy“ da weiter, wo sie auf „5 vor 12“ aufgehört haben. Qualitativ bewegen sie sich damit weiterhin auf einem hohen Niveau. „Anatomy“ ist ein Album, das man als Elektronikfreund haben muss.

Stephan Schelle, Oktober 2013

 
   

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