Pyramaxx - Move
 

Pyramaxx - Move
Klangdesign Records (2017)
(
7 Stücke, 63:00 Minuten Spielzeit)

Auch wenn das neue Album der deutschen Elektronikformation Pyramaxx recht schlicht aussieht, so hat es der Silberling doch wieder Faustdick hinter den Ohren. „Move“ nennt sich das neue gemeinsame Album der beiden Pyramid Peak-Musiker Axel „Axess“ Stupplich und Andreas Morsch sowie des Elektronikers und Gitarristen Max „Maxxess“ Schieferle. Nach dem 2015’er „Distance“ ist das neue Werk „Move“ passend zu ihrem Liveauftritt beim 2017’er E-Day-Festival Ende April 2017 erschienen.

 

 


Auf dem Album finden sich sieben wundervolle Instrumentalstücke, deren Laufzeiten zwischen 5:58 und 12:02 Minuten liegen. Wie schon auf dem Vorgänger vermischen die Drei elektronische Musik der Marke Pyramid Peak und Maxxess mit atmosphärischem Art- und Progressiverock und lassen so die Grenzen zwischen den Genres verschwimmen.

Eigentlich muss man zu Pyramid Peak und Maxxess kein Wort mehr verlieren, haben sich die Musiker doch seit vielen Jahren in der Elektronikszene (Maxxess darüber hinaus im atmosphärischen Rock) etabliert. Schon vor der Gründung des neuen Musikprojektes Pyramaxx im Jahr 2015 waren die Musiker sowohl live wie auch im Studio zusammen tätig und haben für tolle Musik gesorgt. So ist es auch kein Wunder, dass „Move“ in die gleiche qualitative Kerbe schlägt.

Der Unterschied zu vorangegangenen Zusammenarbeiten ist, dass die Drei als Pyramaxx gleichberechtigt am Kompositionsprozess beteiligt sind. Das hört man der Scheibe auch an, denn sie ist sehr organisch und stimmig. Wer nun glaubt, dass Axel und Andreas die Synthieparts und Max nur die Gitarren beigesteuert hat, der irrt, denn beim Liveauftritt in Oirschot am 29.04.2017 war deutlich zu erkennen, welche Sounds, die nicht unbedingt nach Gitarren klingen, von Max stammen.

Die Jungs hatten sich vorgenommen kein zweites „Distance“ einzuspielen und so haben sie ihre Comfortzone verlassen und ihre Tracks unter anderem mit treibenden, hypnotischen, manchmal Mantra mäßigen Beats unterlegt und darüber hinaus auch noch ethnische Sounds eingebunden. Das Ergebnis ist wirklich klasse geworden.

Das mit einem Donnerschlag beginnende „Almathea“ eröffnet das Album sehr eindrucksvoll. Schnell machen sich Sequenzerrhythmen breit und tolle, Raum füllende Synthieflächen kommen auf, die zunächst nach Tangerine Dream klingen. Immer weiter steigert sich dieser Track. Das ist der Unterboden für ein faszinierendes Stück, bei dem ab ca. der Hälfte Maxxess mit seiner Gitarre für den rockigen Part sorgt um dann ab Minute 5:30 richtig loszulegen. Kraftvoll und hymnisch werden so die musikalischen Genres perfekt zusammengeführt.

Leicht ethnische Klangfarben kommen dann in „Marrakesh“ auf. Die Gitarre (sie hat hier Ähnlichkeiten mit eine Sitar) zu Beginn des Stückes wirkt wie aus 1.000 und einer Nacht. Auch die synthetischen Klänge, die immer mal wieder eingebaut werden, haben einen arabischen Ansatz. Der Knaller ist aber der pumpende Beat, der hier richtig fett rüberkommt und dem Stück mächtig Drive verleiht. Pyramaxx haben sich mit diesem Stück in neues Terrain gewagt. Das hat sich absolut gelohnt, denn in diesem Stück ist Gänsehautfaktor angesagt.

Mit leichtem Electropopeinschlag zeigt sich „Pangaea“, das mich von seiner Klangfarbe eine Spur an Depeche Mode („Enyoy The Silence“) erinnert. Aber es ist keine Kopie der Briten, sondern Pyramaxx haben einige stilistischen Merkmale aufgesogen und sie sich zu Eigen gemacht. Max' leicht sägende Gitarre passt da ganz hervorragend rein. Sphärisch beginnt dann „Obsession“. Es dauert mehr als drei Minuten bis dieser gut elfminütige Track an Fahrt aufnimmt und sich zu einem kraftvollen Track mit stampfendem Beat schraubt. Die Jungs haben richtig gute, schmissige Beats erstellt, was sich auch im mehr als zehnminütigen „Delusion“ zeigt. Die atmosphärische Gitarre von Max im Mittelteil ist einfach zum dahin fließen. Diese Beats durchziehen das ganze Album und machen daraus ein treibendes, dynamisches Werk.

Es folgen noch das abwechslungsreiche, zwölfminütige Titelstück mit seinem sphärischen Mittelteil und das mehr als siebenminütige „Visions“, das durch eine verträumte Melodie und hymnische Sounds besticht und das Album würdig beschließt.

Nicht nur Freunde der elektronischen Musik sollten hier aufhorchen. All denen, die gepflegten Rock mit Atmosphäre lieben, lege ich dieses Album wärmstens ans Herz. „Move“ gehört für mich schon jetzt zu den Topalben des Jahres 2017 im Bereich elektronische Musik.

Stephan Schelle, April 2017

 
   

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