PicturePalace music - Somnambulistic Tunes
 

PicturePalace music – Somnambulistic Tunes
Manikin Records (2007)
(17 Stücke, 74:59 Minuten Spielzeit)

Bei Manikin Records erschien im Juni 2007 die erste CD eines Projektes mit dem Namen PicturePalace music. Hinter diesem Namen steht der Keyboarder Thorsten Quaeschning, der seit 2003 als Techniker und ab 2005 als Musiker bei der Elektroniklegende Tangerine Dream Mitglied ist.

Der Projektname lässt schon erahnen, dass es hier um Musik aus dem Filmbereich geht. Thorsten hat sich bei seinem Werk von einem Klassiker der Filmgeschichte inspirieren lassen und zwar von dem expressionistischen Stummfilm „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Der deutsche Horrorfilm von Robert Wiene aus dem Jahr 1920 gilt auch heute noch als ein Meilenstein der Filmgeschichte, kein leichtes Thema, das sich Thorsten da ausgesucht hat.

 

 


Die Aufnahmen zu „Somnambulistic Tunes“ sind bereits im Jahr 2004 entstanden, erscheinen aber erst jetzt bei Manikin. Thorsten hat auch schon weitere Stücke komponiert, deren Inspiration bei Werken wie Friedrich Wilhelm Murnau’s „Nosferatu“ oder Fritz Lang’s „Metropolis“ liegen.

„Somnambulistic Tunes“ hat Thorsten nicht komplett allein eingespielt, als Gastmusiker agieren bei drei der Stücke Susanna Maria Sellin am Saxophon und Thorsten Spiller an der Gitarre. Ganze 17 Tracks mit Laufzeiten zwischen 0:45 und 13:35 Minuten umfasst die 75minütige CD. Die ganze CD, obwohl aus 17 Stücken bestehend, ist ein Gesamtwerk, da die einzelnen Stücke ineinander übergehen. Aus diesem Grund kann man die Stücke eigentlich nicht einzeln betrachten, sondern muss die CD als Ganzes sehen.

Das Thorsten sich im Tangerine Dream-Umfeld tummelt, ist seiner Veröffentlichung zwar deutlich anzumerken, aber auch Tracks, die so gar nichts mit TD zu tun haben, finden sich auf dem wirklich guten Album. Die „Overtuere“, mit der die CD startet, beginnt mit Sounds, die stark an TD erinnern, aber durch den Einsatz von Trommeln und Geigensounds bekommt dieser Opener einen ganz anderen, orchestralen Touch, der dann erheblich von typischen TD-Sound abweicht.

Bei „Little Town Of Holstenwall“ kommt ein sehr schöner Effekt zum Tragen, den Thorsten Spiller mit seiner E-Gitarre erzeugt. Das klingt absolut neu. TD-typische Sounds wechseln sich mit Electro-Beats wie in „Annual Fair“, atmosphärischen Stimmungen, die teils wie im Stück „Somnambulistic“ mit Opernhaften Stimmsamples gespickt sind, bedrohlich wirkende experimentelle Parts wie in „Celebrating Fears Part II“ oder jazzigen Passagen wie bei „Funfair 1919“ ab.

„Streets Of Holstenwall“ klingt beispielsweise durch seine ungewöhnlichen Sounds und der langsam dahintrabenden Rhythmussequenz wie eine Fahrt durch eine Neonlichtstrahlende Großstadt bei Nacht. Und „On The Run“ besticht durch eine tolle Drumprogrammierung, die einen disharmonischen Rhythmus erzeugt. Das gefällt mir sehr gut.

Thorsten Quaeschning hat mit „Somnambulistic Tunes“ ein klasse Album herausgebracht und damit eine hervorragende Umsetzung des Filmklassikers geschaffen. Die Musik befindet sich zwar in der Nähe von Tangerine Dream, enthält aber genug eigene Elemente. Wer z. B. die CD „Summer In Nagasaki“ von Tangerine Dream mag, der wird dieses Album ebenfalls mögen. Mir gefällt „Somnambulistic Tunes“ sehr gut. Ich bin gespannt und hoffe auf weitere Veröffentlichungen seines Projektes.

Stephan Schelle, August 2007

 
   

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