Pete Namlook - Atom
 

Pete Namlook - Atom
Ambient World (2008)
(6 Stücke, 66:42 Minuten Spielzeit)

Peter Kuhlmann aka Pete Namlook ist ein Workaholic, denn er produziert sowohl Solo- wie auch Projekt-CDs am laufenden Band. Dabei sind die einzelnen Werke allerdings von hoher Qualität und Abwechslung geprägt. Seine neusten Solowerke sind „4 Voice 2“ und das hier beschriebene „Atom“.

Unter einem Atom versteht man ein kleinstes, nicht mehr chemisch weiter teilbares Teilchen mit ausgeglichener elektrischer Ladung. Was hat dies nun mit der Musik von Pete Namlook zu tun? Nun, ganz einfach, bei Pete bedeutet das Wort etwas Ähnliches. Er hat aus ATOM „Audio Translation Of Molecules“ gemacht. Das heißt, hinter dem Konzept der CD steht das Auseinandernehmen von Sounds bis in ihre winzigsten Einzelteile, quasi in Soundatome.

 

 


Pete hat in seinem Klanglabor alle unterschiedlichen Sounds sortiert, in ihre Einzelteile zerlegt und danach wieder in anderer Struktur zusammengebaut um so komplett neue Klänge zu kreieren.

Die sechs Stücke sind unterschiedlichen „Sound-Atomen“ gewidmet. Es geht los mit „Environmental Atoms“, bei dem Umweltgeräusche die Grundlage für den Sound waren. Sphärisch unterkühlt und metallisch beginnt das Stück zunächst. Alles wirkt unwirklich, so wie bei einer düsteren Filmszene. Dann kommen diese Nadelstichfeinen Rhythmen, die erst einmal das Bild bestimmen. Weitere Rhythmuselemente kommen dazu und es entwickelt sich eine eigenartige, aber fesselnde Atmosphäre. Nach wenigen Momenten kommt ein weiterer Rhythmus hinzu, so unterkühlt wie man ihn auch schon in ähnlicher Form von Kraftwerk gehört hat. Rhythmisch und abstrakt, aber trotz alledem spannend gemacht, wie vieles andere auf dieser Platte, so legt der erste Track los.

Basierend auf weißem und rosa Rauschen sowie wellenförmigen Flächen, ist der zweite Track „Noise Atoms“ angelegt. Es klingt wieder sehr futuristisch, so als würde man mit neuem Gerät rumspielen. Die harten Rhythmen sind hier nicht zu finden, dafür wirkt der Track aber recht experimentell und hat flirrende, wieder an Kraftwerk erinnernde, punktgenau gesetzte Rhtyhmusstrukturen.

„Machine Atoms“, der Name lässt es schon vermuten, wurde auf Basis von maschinellen Sounds erstellt. Allerdings sind diese nicht unbedingt herauszuhören. Das ein oder andere Mal hat man zwar das Gefühl, als würde ein Gerät eingeschaltet, was es ist, lässt sich aber nicht sagen. Teilweise wird auch durch den Einsatz von Halleffekten der Eindruck erweckt, man befinde sich in einer riesigen Schaltzentrale.

Im folgenden „Subharmonic Atoms“ kommen erstmals Melodieformen auf, die aus Tönen bzw. Sounds zusammengesetzt wurden. Auf den ersten Blick scheinen sie nicht ganz mit einander zu harmonieren, allerdings merkt man beim zweiten Blick aber, dass sie es doch tun. Dazu zischt es aus den Boxen. Eingerahmt in diese melodischen Anfangs- und Endsequenzen ist dann aber wieder ein sehr rhythmischer Mittelteil.

In „Sadness Atoms“ spielt Pete dann weniger mit Sounds, sondern mehr mit Stimmungen und Emotionen. Sehr ruhig fließt dieses Stück dahin. Nur leichte Veränderungen sind auszumachen. Pete kommt hier ohne Rhythmus aus. „Audio Atoms“ beschließt dann die CD. Neben den elektronischen Geräten sind es die akustischen Perkussionsinstrumente, die hier zum Einsatz kommen. In Echtzeit hat Pete die Passagen mit den Instrumenten aufgenommen und zu einem außergewöhnlichen Rhythmustrack zusammengefügt.

„Atom“ ist ein innovatives Elektronikalbum, das vor allem auf den unterschiedlichen Rhythmen und ungewöhnlichen Sounds aufbaut. Elektronik, jenseits der üblichen Hörgewohnheiten wird hier von Pete geboten. Das zeigt, welche Vielfalt in ihm steckt. Wer auch für Elektronikmusik jenseits ausgetretener Pfade offen ist, der sollte unbedingt in dieses Werk reinhören.

Stephan Schelle, Mai 2008

 
   

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