Neuronium – Hydro 2 – The Deep End
 

Neuronium – Hydro 2 – The Deep End
Neuronium Records (2010)
(7 Stücke, 50:12 Minuten Spielzeit)

Zu Beginn des neuen Jahrtausends hatte der spanische Elektronikmusiker Michel Huygen, dessen Musikprojekt Neuronium, das zu zunächst (Ende der 70’er Jahre) als Bandprojekt gegründet wurde und das er seit Jahren als Soloprojekt weiterführt, das Album „Hydro“ aufgenommen. Im Jahr 2010, zehn Jahre nach der Veröffentlichung des ersten Teils, wurde das Werk mit der CD „Hydro 2 – The Deep End“ abgeschlossen. Das mittlerweile 39. Album des spanischen Soundmagiers habe ich Anfang Oktober 2011 beim Electronic Circus Festival erhalten, als Michel Huygen dort als Gast anwesend war.

 


Lange Zeit waren seine Alben über deutsche Label nicht in unserem Land erhältlich. So war mir die Veröffentlichungsflut des Spaniers auch verborgen geblieben. Das ändert sich aber ab Herbst 2011, denn das CUE-Label hat den Katalog von Huygen ins Programm genommen.

Ich kenne zwar das 2000’er Album nicht, aber auch ohne dieses zu besitzen kann man die Musik in vollen Zügen genießen. Der Opener „Deep Diving“ beginnt sehr hymnisch und symphonisch. Michel nimmt uns zu Beginn der CD gleich mit in die Tiefen der Ozeane. Man kann sich bei der Musik gut vorstellen, wie man unter der Wasseroberfläche in einzelnen Schichten nach unten taucht.

Ein sehr schöner, ruhiger Übergang leitet nahtlos in das zweite Stück „Coralina“ über. Ruhige Harmonien in glasklarem Sound lassen den Hörer in eine Zwischenwelt gelangen. Diese Musik setzt sich direkt im Hirn fest, ohne dass man nun eine Melodie dabei im Kopf behält. Sie füllt einfach die Sinne aus.

Und weiter geht es mit „Cold Flows“, das diese intensive Stimmung, die Michel bereits in den ersten Minuten der CD aufgebaut hat, aufrechterhält. In den ersten zwei Minuten schweben nur Flächen aus den Boxen, dann kommt ein perlender Synthiesound hinzu, dem man ausgeliefert ist. Das klingt alles so sanft und doch hypnotisch. Man wird in diesen Klangsog hineingezogen, ohne dass man etwas dagegen tun kann. Eigentlich tut sich in dem Track nicht viel und doch ist man als Hörer davon gefesselt.

Ein synthetisches Flirren erklingt, das so wirkt, als ob man eine Halluzination hätte. So gestaltet sich der Track „Discovery“. Melodisch bzw. harmonisch wird es dann im zweiten Teil dieses etwas mehr als vierminütigen Stückes. Dann folgt das verträumte „Neptuniana“, bei dem Michel eine für ihn typische Melodie spielt.

„Unexpectet Creatures“ ist mit fast elf Minuten einer der beiden Longtracks, die am Ende der CD auf den Hörer warten. Das abschließende 17minütige „Fluorescence“ ist ein weiterer Höhepunkt dieses wunderbaren Albums. Hier werden von Michel die unterschiedlichsten Stimmungen erzeugt und mehrfach die Struktur und der Sound gewechselt. Man sollte, obwohl auch die Stücke einzeln wirken, das Album in einem durchhören, denn nur so entfaltet sich die volle Schönheit dieses Werkes.

Die Musik auf „Hydro 2 – The Deep End“ übt eine unglaubliche Faszination auf den Hörer aus, die man nicht näher beschreiben kann. Sind es die Klangfarben, die Harmoniebögen, der glasklare und durchdringende Sound oder ist es eine Mischung aus alledem, die diese Musik so hypnotisch macht? Das muss jeder selber entscheiden, aber fesselnd ist diese Musik auf jeden Fall, daher kann ich die CD auch nur wärmstens empfehlen.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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