Nattefrost – Tracks From The Archives Vol. II
 

Nattefrost – Tracks From The Archives Vol. II
Eigenvertrieb (2011)
(12 Stücke, 55:46 Minuten Spielzeit)

Der aus Dänemark stammende Björn Jeppesen macht unter dem Namen Nattefrost elektronische Musik und hat sich in den letzten Jahren durch seinen ganz eigenen Stil einen Namen in der Szene erspielt. Gerade erst war er live bei der Schwingungen Gartenparty zu bewundern. Dort hatte er auch seine neue CD, eine Zusammenstellung von Remixen und Demo- bzw. Alternativversionen, dabei. Es handelt sich um die Fortsetzung der „Tracks From The Archives“-Reihe, die in 2011 in ihre zweite Runde geht.

 


Neben einem Rückblick auf ältere Titel finden sich auch Remixe von Björn, die er von fremden Titeln gemacht hat sowie Stücke, die er in Kooperation zusammen mit Kathrin Manz aka Matzumi gemacht hat, auf der CDR.

Der erste Track „Voyager“ ist ein Stück, das im Original vom norwegischen Dreamer Project herausgebracht wurde und das Björn remixt hat. Hierbei handelt es sich um ein sehr schönes Stück, mit einem Rhythmus, der nach Kraftwerk klingt und einer sehr schönen eingängigen Melodie. Es folgt mit „Music For The Man“ ein Stück von Nattefrost, das ein gewisser Jon Teknik remixt hat. Der Track wirkt in dieser Version wesentlich technoider und kühler, als es in Nattefrost’s Original der Fall ist. Eine Nähe zu Kraftwerk ist hier nicht zu überhören, was vor allem an den kühlen Rhythmusmustern liegt. Das klingt eine Spur nach „Music Nonstop“.

Als nächstes hat Björn ein bisher unveröffentlichtes Stück mit dem Titel „The Last Emphasis“ auf dem Album platziert. Der Track stammt aus dem Jahr 1998 und zeigt Björn noch in seiner Frühphase. Der Track klingt dementsprechend auch noch eine Spur rau. Hier wird der Charme von Electropop und Computermusik miteinander verbunden.

Das Projekt Trans-X hatte einen veritablen Hit mit dem Stück „Living On Video“, das hier in der remixten Version von Björn vorliegt. Ein stampfender Beat ist die Lebensader dieser 2011’er Version. Eines der hypnotischsten Stücke von Nattefrost ist „Kopenhaachen“, das Björn zusammen mit Robert Schroeder komponiert und eingespielt hat. Auf dem Album ist eine Demoversion enthalten, die eine andere Klangfarbe, aber schon diesen hypnotischen Rhythmus aufweist. Eine sehr schöne Version des Stückes, die jetzt erstmals das Licht der Laser erblickt.

Und noch ein bisher unveröffentlichter Track ist mit „A Feeling Of Making Magic“ auf dem Album. Auch dieser Track weist den noch etwas unfertigen Stil von Nattefrost auf. Mit „Ghosts From The North“ hat sich der deutsche Elektroniker Stefan Erbe einen Track von Nattefrost ausgesucht, an den er Hand angelegt hat. Und genau seine Handschrift ist auch aus diesem Remix herauszuhören. Eine gelungene Version dieses Stückes.

„Skjoldungernes Hævn“ ist ein Track, der bisher nur auf der „Repackaged“ CD als Bonustrack enthalten war. Ein etwas experimenteller Track mit klassischen Motiven wie zum Beispiel der Rhythmus, der mich an Ravel’s „Bolero“ erinnert. Und noch ein Jeppesen-Remix eines Trans-X-Titels findet sich mit „I Want To Be With You Tonight“ auf der CD. Das ist wieder so ein tanzbarer Track, der schnell ins Bein geht.

Mit dem Stück „The New Dawn“, das als Zugabe auf der Schwingungen Gartenparty gespielt wurde, lässt Björn Jeppesen einen Blick in die Zukunft zu, denn dieser Titel wird auf einem zukünftigen Album, das er zusammen mit Kathrin Manz aka Matzumi einspielen wird, erscheinen. Eine tolle Nummer, die neugierig auf das kommende Werk macht.

„Die Kinder der Erde“ ist ein Stück, das schon auf dem letzten Nattefrost-Album „Dying Sun / Scarlet Moon“ als Instrumental zu finden war. Hier liegt es nun als gesungene Version vor (Stimme Matzumi). Den Abschluss bildet dann noch ein Livemitschnitt des Stückes „The Dark Spell“, das am 09.10.2010 beim E-Live-Festival aufgenommen wurde.

Björn Jeppesen aka Nattefrost hat auf „Tracks From The Archives Vol. II“ wieder eine ganze Anzahl von Schätzen aus seinem Fundus zusammengestellt. Wer die Musik von Nattefrost mag, der bekommt hier – mit wenigen Ausnahmen (die älteren unveröffentlichten Stücke sind die schwächsten des Albums) – reichlich neues bzw. alternatives Material geboten. Mir gefällt das Album jedenfalls recht gut.

Stephan Schelle, Juli 2011

 
   

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