Nattefrost - Homeland Nach dem Livealbum „Differenz Stages“ wartete der dänische Elektronikmusiker Bjørn Jeppesen, der für seine Produktionen das Pseudonym Nattefrost verwendet, Ende 2014 mit einem neuen Studioalbum auf. Es trägt den Titel „Homeland“ und macht das Dutzend an Veröffentlichungen voll. Auf dem Cover fährt ein Wikingerschiff ins Abendrot. Damit, sowie mit dem Titel zeigt Nattefrost, dass er sich auf dem Album mit der Geschichte seiner Heimat befasst. |
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Hatte
Nattefrost auf den bisherigen Alben vor allem rhythmische Elemente sowie
Pop- und Electro- bzw. Elektronikpop (einige Stücke erinnerten auch an
Kraftwerk & Co.) zu bieten, so wandelt er auf „Homeland“ in anderen
Gefilden. Die
CD startet mit dem nur 1:30 Minuten kurzen Stück „The Golden Age“, bei
dem zu Beginn Windrauschen zu hören ist. Das Stück wirkt wie eine Ouvertüre
des Albums und leitet sehr schön in das Thema ein. Darauf folgt dann mit
„Dance Of The Elves“ der erste richtige Track. In diesem Stück geht
Nattefrost sehr verspielt und melodisch vor, während der Rhythmus sich
recht dezent hält. Streicherartige Sounds lassen daraufhin an eine vertonte
Sage denken. Das klingt sehr erhaben. Diese Art ist für Nattefrost bisher
ungewöhnlich und mit keinem anderen Stil vergleichbar. Der
Rhythmus kommt dann erstmals im Stück „Norse“ zum Tragen. Hier klingen
einige Sounds nach Tangerine Dream, ohne aber in deren Fahrwasser zu
geraten. Vielmehr hat man hier da Gefühl auf dem Schiff der Wikinger zu
sein und in den weiten Horizont zu gleiten. In diesem Stück kommt
Nattefrost’s Stil noch am ehesten heraus. Merkwürdige
Klänge geleiten dann in „Divine Light“ ein. Ich denke hier zunächst an
ein knisterndes Lagerfeuer. Im weiteren Verlauf ändert sich aber der Sound
und es hört sich wie ein dramatisches, auf ein Spannungsfeld hinlaufendes
Motiv an. Nach gut zwei Minuten baut Nattefrost dann einen Rhythmus sowie
herrliche Harmonien und Flächen ein. Das klingt für mich nach Acts wie Ron
Boots & Co., während er seinen eigenen Sound darunterhebt. Mit
einem Paukenschlag und pompösen Klängen zeigt sich dann „At War“. Das
ist der Soundtrack zu einer großen, monumentalen Schlacht. So zumindest
kann ich es mir vorstellen. Da ziehen die tausendköpfigen Heere aufs Feld.
Den Abschluss bildet dann das Titelstück, das mit seinen 20:24 Minuten auch
gleichzeitig Kern des Albums ist. Nattefrost hat hier einige Struktur- und
Rhythmuswechsel in den Track eingebaut. Mal schweben die Flächen durch den
Raum, dann wiederum ziehen Rhythmusmuster auf, so wie man es ansatzweise
auch von seinen früheren Alben kennt. Im nächsten Part sind es dann
wiederum Klangskulpturen, die Stimmungen erzeugen, um im nächsten Moment in
einen neuen Teil überzugehen. Hier zeigt sich der Abwechslungsreichtum des
Stückes. Bjørn
Jeppesen aka Nattefrost hat auf seinem neuesten Album „Homeland“ den
Soundtrack für die Geschichte seiner skandinavischen Heimat eingespielt.
Sehr stimmungsvoll und melodisch sind die Stücke geworden, die in ihrer
Form an epenhafte Erzählungen erinnern. Stephan Schelle, März 2015 |
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