Nattefrost - Futurized
 

Nattefrost - Futurized
Sireena Records / Broken Silence Distribution (2013)
(10 Stücke, 52:11 Minuten Spielzeit)

Das letzte Soloalbum von Nattefrost liegt mittlerweile schon mehr als zwei Jahre zurück, kam „Dying Sun / Scarlet Moon“ doch bereits 2010 auf den Markt. Seither ist der Däne Bjørn Jeppesen aka Nattefrost aber nicht untätig gewesen. Im Jahr 2011 veröffentlichte er einige Stücke aus seinem Archiv unter dem Titel „Tracks From The Archives Vol. II“ und letztes Jahr ging er auf dem Album „From Distant Times“ eine Kollaboration mit der deutschen Keyboarderin Matzumi aka Kathrin Manz ein.

 


Mit neuem Label in der Hinterhand meldet sich Bjørn mit neuem Material zurück. Sireena Records hat den sympathischen Musiker aus Dänemark unter Vertrag genommen und veröffentlicht am 03.05.2013 sein mittlerweile zehntes Album unter dem Titel „Futurized“. Bjørn umschreibt seinen musikalischen Stil selbst als „Contemporary electronic music with vintage elements!“

Nattefrost’s Musik ist von je her durch seine rhythmischen Elemente geprägt gewesen. Teilweise hat er auch Pop- und Electro- bzw. Elektronikpop in seine Musik eingewoben. Und genau das macht die Musik des Dänen aus, die ganz und gar nicht unterkühlt daherkommt. Auf seinem neuen Album „Futurized“ hat Nattefrost darüber hinaus auch noch einige Gesangsstimmen eingebaut, was der Produktion einen noch eingängigeren Touch verleiht. Die Musik ragt aus dem üblichen Rahmen der elektronischen Musik heraus und ist zusätzlich tanzbare, melodisch und äußerst stimmungsvoll.

Als Sänger agieren auf dem neuen Abum ein gewisser Dorvo sowie Bjørn’s Landsmann Steen Chorchendorff Jørgensen, der als Remember Green seine Musik veröffentlicht und Michel Moers, bekannt durch das belgische Erfolgs-Projekt TELEX. Die CD erscheint im vierseitigen Digipack mit einem achtseitigen Booklet.

Mit pumpenden Rhythmen und rauschenden Flächen, die sehr futuristisch klingen, startet Nattefrost - dem Cover und dem Titel entsprechend - mit dem Stück „Westhofen“. Das Stück stellt eine Mischung aus elektronischer Musik der Marke Kraftwerk und Robert Schroeder dar. Rhythmisch und melodisch, das sind die Eigenschaften, die Nattefrost gleich von Beginn an seinen Stücken verleiht. Ein toller Einstieg in das neue Album.

„Electro Shock“ ist ein Stück, das Bjørn zusammen mit Steen Chorchendorff Jørgensen für sein gleichnamiges Remember Green-Album, das letztes Jahr erschienen ist, komponiert und eingespielt hat. Hier kommen dann auch Kraftwerk’sche Momente auf.

„Poliment“ ist das erste von drei Stücken das Bjørn zusammen mit Michel Moers komponiert und eingespielt hat. Mit typischem Nattefrost-Rhythmus startet das Stück. Sobald der Gesang von Michel einsetzt klingt das nach Kraftwerk sowie einer Spur Euro-Discosound. Kräftige Beats und Vocoderstimme bestimmen dann das Bild von „Beware Of The Destiny“, das auf die Tanzfläche zieht. Hier kommen mir beispielsweise Laserdance oder Elektronische Maschine in den Sinn.

Im Stück „Ghost Of Mind“ tritt dann Dorvo ans Mikro und übernimmt den Backgroundgesang. Dieser Track klingt recht technoid und verbreitet eine düstere Atmosphäre. Ein recht monotones Stück. Während der Rest der Tracks so um die Fünf-Minuten-Marke liegt, kann das Titelstück mit seinen 9:37 Minuten Spielzeit schon als Longtrack durchgehen. Faszinierende Synthierhythmen eröffnen den Track, der durch den Einsatz von Vocoder und der Synthieklangfarben stark in Richtung Kraftwerk weist.

„Will I Get To Your Heart“ ist der zweite Track, der mit Michel Moers entstanden ist. Er beginnt mit einem Rhythmus der mich zunächst an Bands wie die Eurythmics erinnert. Allerdings weist er mehr elektronische Elemente auf. Sobald sich im Hintergrund eine Harmonielinie entwickelt, bekommt der Track Atmosphäre. Auch der etwas ungewohnte Gesang passt sich den Klangfarben, die Bjørn erstellt hat, gut an. Der Song hat Radioqualität und geht schnell ins Ohr.

Mit „793“ ist noch ein düsterer, etwas monotoner Track auf dem Album. Sehr technisch und verspielt wird es dann mit „Red Angel“. Diesem Track kann ich aber eine gewisse Faszination nicht absprechen. Das Album schließt mit „While Asleep“ dem dritten Track feat. Michel Moers. Er klingt wie eine Ballade, die in einer futuristischen Bar gespielt werden könnte.

Nattefrost ist wieder Solo zurück. Er hat wieder seine unwiderstehlichen Rhythmusmuster in seine Stücke eingebaut, die eine gewisse Atmosphäre verströmen. Dieses Mal hat er sich aber noch drei Sänger an seine Seite geholt, die ihn mehrfach unterstützen. Damit zieht Bjørn einen Kreis um elektronische Musik, Pop- und Electro- bzw. Elektronikpop. Wer die Alben von Nattefrost mag, der wird auch dieses Album mögen, auch wenn die Gesangsparts zugenommen haben.

Stephan Schelle, April 2013

 
   

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