Mythos - Quasar
 

Mythos - Quasar
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1980/2012)
(12 Stücke, 44:24 Minuten Spielzeit)

Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der Radiomoderator der Sendung „Rock In“, die wöchentlich im WDR ausgestrahlt wurde, Winfrid Trenkler, das Album „Quasar“ von Mythos in höchsten Tönen lobte. Trenkler hatte damals schon einen Hang zur elektronischen Musik, die immer mehr Einzug in seine Sendung hielt und in der neuen Radiosendung „Schwingungen“, die lange Zeit das Sprachrohr der elektronischen Musik war, mündete.

 


Bereits 1971 erschien das erste Mythos-Album unter dem gleichen Namen. Zu der Zeit war die Band, sie bestand aus Stephan Kaske (Gitarren, Sitar, Flöten, Synthesizer, Gesang), Harald Weiße (Bass, Akustikgitarre, Effekte) und Thomas Hildebrand (Schlagzeug, Perkussion), noch im Krautrock unterwegs. Drei weitere Krautrockalben folgten in unterschiedlichen Besetzungen, bis Stephan Kaske sich dann entschloss alleine weiterzumachen. Der Vorteil, ein Album im Alleingang aufzunehmen und zu produzieren, lag vor allem darin, nicht wieder neue Musiker suchen zu müssen, mit denen man sich dann auch wieder auseinandersetzen musste.

„Quasar“ ist ein sehr elektronisches Album geworden, das seine rockigen Wurzeln aber nicht verleugnen kann. Erstmals erscheint es Anfang März 2012 bei Sireena Records (Bis auf die beiden Sky-Alben „Quasar“ und „Grand Prix“ sind alle anderen Mythos-Werke bereits auf CD erschienen. „Grand Prix“ wird aber auch noch in diesem Jahr bei Sireena herauskommen).

Neben den elf Originalstücken wurde der CD-Version ein gut zehnminütiger Bonustrack mit dem Titel „Collected Jingles & Theme Songs“ spendiert. Stephan Kaske hat hier eine Collage aus Jingles und Titelmusiken zusammengestellt, die er für Radio- und Fernsehsender, darunter auch Produktionen von ARD und ZDF, komponiert hat. Die Collage ist sehr homogen zusammengesetzt worden, so dass der Track in sich stimmig klingt. Da kommen auch Anleihen zu den damals großen Namen der Elektronikszene wie zum Beispiel Tangerine Dream, Vangelis (Albedo 0.39) und Kraftwerk sowie Elemente des Rock, Electropop und Wave auf.

Hört man heute die Musik von „Quasar“, so zeigt sich eine Mischung aus traditioneller Elektronikmusik, Electropop und Rock. Das Flötenspiel erinnert dazu ein wenig an Ian Anderson. Im ersten Moment des Hörens dachte ich mir, es klingt, als hätte man Ian Anderson mit zwei Elektronikmusikern in eine Kammer gesperrt und diese dann nach allen Regeln der Kunst zusammen werkeln lassen. Herausgekommen ist ein mitreißendes Werk, dass wunderbare Melodien mit ungewöhnlichen Rhythmen sowie technoiden Synthieklängen verbindet. So klingt im Titelstück, das die CD eröffnet, auch eine Spur Kraftwerk’scher Rhythmusstruktur durch. Und doch hat diese Musik ihren ganz eigenen Charme.

Stephan Kaske ist es 1980 gelungen zum damaligen Zeitpunkt sehr modern klingende Sounds zu entwickeln und in ein rhythmisches Korsett zu schnüren. Dazu hat er dann eingängige Melodien gepackt, die auch heute noch Spaß machen, obwohl man manchen ihr Alter anhört (was die Spielart der Instrumente betrifft). Der Klang ist allerdings up to date.

Für ein reines Elektronikalbum ist Scheibe noch zu rockig und bringt auch den ein oder anderen gesungenen Titel. So wandelte Stephan Kaske mit seinem Projekt Mythos und dem Album „Quasar“ zwischen den musikalischen Welten, auch wenn die elektronischen Elemente deutlich überwiegen.

Die CD erscheint im Jewelcase und enthält ein 16seitiges Booklet in dem Stephan Kaske in Linernotes den Entstehungsprozess des Albums sehr schön aufzeigt (in deutscher und englischer Sprache). Daneben enthält es noch einige Bilder aus den frühen 80’ern.

Ein tolles Album der 80’er hat nun endlich das Licht der Laser erreicht. Schön, dass sich Sireena Records diesem Album gewidmet hat, denn es war damals ein Highlight in der Elektronikszene und zeugt von der Qualität der Veröffentlichungen, die damals auf dem Sky-Label erschienen sind. Ein Muss für jeden Elektronik- und Krautrockfreund.

Stephan Schelle, Februar 2012

 
   

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