Move D & Pete Namlook – XXI Stranger I
 

Move D & Pete Namlook – XXI Stranger I
FAX Records (2010)
(2 Stücke, 64:46 Minuten Spielzeit)

Ende letzten Jahres hatten die beiden Elektroniker David Moufang aka Move D und Peter Kuhlmann alias Pete Namlook nach 20 gemeinsamen Alben eine Zusammenfassung ihres bisherigen Schaffens unter dem Titel „The Evolution Of Move D & Pete Namlook“ herausgebracht. Das war allerdings nur ein Zwischenergebnis und stellte keinen Endpunkt der musikalischen Kollaboration dar. Der Beweis dafür erscheint am 03.05.2010 mit dem Album „XXI – Stranger I“. Wie es der Titel der auf 300 Kopien begrenzten CD schon vermuten lässt, haben die beiden mit dieser CD den Beginn einer neuen Reihe eingeläutet.

 


„XXI - Stranger“ stellt den ersten Teil einer Trilogie dar, bei dem sich die beiden Musiker auf die Entdeckung des Unbekannten aufmachen. Das Werk erscheint als DoppelCD, bei dem die Musik wieder als normale Audio- sowie als DTS 5.1-Version, die einen unglaublich räumlichen Klang aufweist, enthalten ist.

Zwei Stücke von jeweils über 30 Minuten Spielzeit sind auf dem Silberling enthalten. Den Beginn macht das mehr als 34minütige „Stranger“, das von sehr ruhigen, ambienten Klängen getragen wird. Sphärische Klangmotive sind auf einem Teppich von langsam dahin treibenden Rhythmen gebettet. Das ist Musik zum abheben. Zeitlupenmusik die sich wohltuend im Geist verfestigt und die Gedanken treiben lässt. Einige gesprochene Texte über eine futuristische Gesellschaft (man kann sie aber nicht wirklich verstehen) ergänzen die Musik und erwecken eine gewisse hypnotische Wirkung. Nach gut zehn Minuten zieht der Rhythmus an und nimmt eine pulsierende und fesselnde Form an. Darauf werden wiederum unterschiedliche Klanggebilde platziert und auch schon mal ein disharmonischer Einwurf eingestreut. Das alles hat eine faszinierende, hypnotische Wirkung.

Fast tanzbar geht es im Track dann nach ca. 14 – 15 Minuten weiter. Ein fesselnder Beat bestimmt hier das Geschehen. Gelegentliche Pianotupfer sorgen für harmonische, loungeartige Momente. Da zuckt das Bein, ob es will oder nicht. Und dieser Rhythmus hält lange an, um zum Ende hin dann in einer abklingenden Passage aus dem Stück zu geleiten.

Der zweite Track „Sorry, We Are Hippies“ hält sich erst gar nicht mit langen Flächen auf, sondern beginnt sofort mit einem pumpenden Beat. Einige Tonfolgen, die mich an die berühmte Sequenz des Filmes „Unheimliche Begegnung der 3. Art“ erinnern, tauchen plötzlich auf, um im nächsten Moment auch schon wieder zu verstummen. Der ungewöhnliche Titel des Stückes soll die Kombination der psychedelischen Stimmung, verbunden mit dem Funky Spirit des Rhythmus widerspiegeln. Und recht psychedelisch wirkt dieser Track dann auch, obwohl er durch seine Sounds und vor allem dem Rhythmus auch wieder eine gewisse Leichtigkeit ausdrückt. Über lange Zeiträume behält der Track seine Rhythmusstruktur, wandelt sich jedoch nach einiger Zeit in einen recht experimentellen, psychedelischen Part. Das ist Musik, wie eine Droge – man fühlt sich wie unter dem Einfluss bewusstseinserweiternden Mittel, lohne was eingeworfen zu haben. Im späteren Verlauf kommt dann der stampfende Beat wieder hinzu.

„XXI – Stranger I“ ist wieder so ein faszinierendes Werk von Move D & Pete Namlook, dem man sich voll hingeben muss. Die beiden schaffen es den Hörer in eine faszinierende Zwischenwelt zu transportieren, aus der er erst nach einer Stunde wieder auftaucht. Toller Sound, tolle Klanggebilde.

Stephan Schelle, Mai 2010

 
   

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