Move D & Pete Namlook – XVI Travelling The Silk Route
 

Move D & Pete Namlook – XVI Travelling The Silk Route
FAX Records (2008)
(4 Stücke, 50:34Minuten Spielzeit)

Und noch eine Kollaboration von Pete Namlook, mit der er im Frühjahr 2008 auf den Markt kommt. Move D, das ist das Pseudonym des Heidelberger’s David Moufang. Das aktuelle Album „Travelling The Silk Route“ ist das mittlerweile 16. der beiden, für mich allerdings die erste Begegnung mit diesem Duo. Als ich das Cover sah und den Albumtitel las, dachte ich zunächst, dies sei eine Anspielung auf den bekannten japanischen Musiker Kitaro, dessen wohl bekanntestes Werk „Silk Road“ ist. Doch als ich die CD in den Player legte hörte ich völlig andere Klänge, die in keinster Weise denen Kitaro’s nahe kommen.

 


Wie bei den aktuellen Fax-Veröffentlichungen kommt auch diese CD als Doppelpack daher. Neben der normalen CD liegt das Album auch in einer DTS-Version vor, die vor allem sehr räumliche Klänge aufweist. Aber auch die normale CD bietet einige sehr schöne Stereoeffekte.

Die 50minütige CD ist in vier Parts unterteilt, deren Laufzeiten zwischen 8:06 und 19:58 Minuten liegen. Die Silk Road bzw. Route oder auf Deutsch die Seidenstraße, ist die Bezeichnung für ein Netz von Karawanenstraßen, dessen Hauptroute das Mittelmeer mit Ostasien verbindet. Eine Reise auf dieser Straße haben David und Pete auf „Travelling The Silk Route“ musikalisch beschrieben. Musikalisch finden sich neben einem orientalischen Flair aber noch weitere Elemente in der Musik von David und Pete. Jazzartige Sounds, Ambient und ausgefeilte Perkussion verbinden sich mit orientalischen Klängen, so wie die Silk Route Asien mit Europa verbindet.

Schon der erste Part wird von orientalischen Klängen durchzogen, nicht aber ohne einen Beat mit in die einzelnen Tracks zu integrieren. Das klingt teils tanzbar und hypnotisch. Schon in dieses Stück kann ich mich total verlieren, denn die Musik der beiden übt auf mich quasi eine bewusstseinserweiternde Wirkung. Kann Musik Droge sein? Ich glaub schon, denn bei derartigen Klängen kann ich komplett geistig aus dem Hier und Jetzt entschwinden.

In „Part 2“ kommt gar eine Trompete hinzu, die sehr jazzig gespielt ist. Dazu diese treibenden Rhythmen. Klingt völlig ungewohnt und bisher nicht gehört, fasziniert mich aber total. Man muss sich aber auf diese ungewöhnliche Art der Elektronikmusik einlassen können, um sie voll zu genießen. In „Part 3“ das zunächst nahtlos von dem zweiten Teil übernommen wird (die Trompete ist hier anfangs auch noch zu hören), hab ich das Gefühl als würden Naturaufnahmen zu einem wilden Gemisch zusammengebraut, so dass man die Einzelheiten nicht mehr erkennen kann. Darüber wird eine Art Xylophon-Sound gespielt, der sanft dahinperlt.

Elektronische Sounds, die wie ein Hubschrauber klingen lassen mich in „Part 4“ sofort an die bekannten Sequenzen des Films „Apocalypse Now“ denken, in denen die Hubschrauber ein vietnamesisches Dorf angreifen. Diese Stimmung hält aber nicht lange an, denn es entwickeln sich Ambientsounds, die durch Verzerrung auch manchmal etwas schräg klingen. Gongs wie in einem indischen Tempel brechen durch die Ambientklänge, was dann wieder diese asiatische Stimmung hervorruft.

Für mich war „Travelling The Silk Route“ eine absolute Überraschung. Normal wäre ich nicht auf die Idee gekommen in die CD hineinzuhören. Was ich aber da alles zu hören bekam, hat mich total überzeugt. Vor allem die ersten beiden Stücke haben mich komplett fasziniert.

Stephan Schelle, Juni 2008

 
   

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