Move D & Pete Namlook – XVIII Sexoid
 

Move D & Pete Namlook – XVIII Sexoid
FAX Records (2008)
(4 Stücke, 70:33 Minuten Spielzeit)

Vor wenigen Wochen ist mit der CD „XXVII – There!“ der zweite Teil der „Civilization-Trilpogie“ von Move D & Pete Namlook erschienen und schon kommt mit „Sexoid“ der dritte Teil heraus. Das zeigt, mit welcher Energie und Intensität Pete an seine Musik herangeht. Wie die Vorgänger erscheint das Album in einer auf 500 Stück limitierten Version, die neben einer CD im Stereo-Format auch wieder eine CD, mit dem gleichen Material im DTS 5.1 SurroundSound enthält.

Titel und Cover lassen mich zunächst an die Software-Produktionen „Modesty-Blaze“, die Michael Weisser (ohne Peter Mergener) Anfang der 90’er auf seinem IC-Label herausbrachte, denken. Und zumindest vom Thema her haben diese Produktionen auch Gemeinsamkeiten, denn Move D & Pete Namlook spinnen auf „Sexoid“ ein „futuristisches Szenario, in dem es um „voll ausgestattete“ Androiden geht, die nicht nur in der Küche helfen würden.“

 

 


Musikalisch geht das Duo aber völlig andere Wege. Während die „Modesty-Blaze“-Variante einen sehr erotischen Touch hatte, was vor allem durch die gehauchten Vocals hervorgerufen wurde, bietet „Sexoid“ ambientversetzte, technokratische Elektronikmusik mit teils jazzigen, sphärischen und arabischen Elementen. Lediglich in „Get Your Chillums Out“ kommen Geräusche auf, die entfernt an ein Stöhnen erinnern. Das ist aber in einen recht arabisch wirkenden Sound gepackt, so dass man nicht erkennen kann, um was es sich genau handelt. Anzüglich ist das aber keinesfalls, eher mystisch.

Auf vier Tracks mit Laufzeiten von 13:13 bis 24:32 Minuten erstrecken sich die hypnotischen Sounds, die sie schon auf den Vorgängeralben auf die Hörer losließen. Dabei bieten die vier Stücke unterschiedliche Klangbilder. Mit dem längsten, über 24minütige „In The Mirror“ startet die CD recht sphärisch. Da wabert zunächst ein Synthiesound, durch reine Veränderung in Lautstärke und Klangfarbe durch die Boxen. Nach einigen Momenten kommt dann die zweite Synthiestimme hinzu, die eine Melodielinie spielt. Das verbreitet eine unglaubliche Ruhe und der Hörer wird in den „Spiegel“ hineingezogen. Für Freunde von Sequenzersounds wird es dann ab der dritten Minute interessant, wenn sich dieser so langsam ins Bild schiebt. Neben den Synthieflächen wird es jetzt rhythmischer. Und weitere Momente später kommt ein neuer Sound hinzu, der den Titel langsam aber stetig nach vorn treibt. Die beiden verstehen es den Hörer so ganz langsam immer tiefer in ihren faszinierenden Klangkosmos hineinzuziehen, der unglaublich abwechslungsreich ist und tolle Soundeffekte aufweist.

Das folgende Titelstück ist da ganz anders aufgebaut. Eine Vocoder verzerrte Stimme und Synthietupfer sorgen für eine recht unterkühlte, sterile Atmosphäre. Auch der folgende Rhythmus schlägt in die gleiche Kerbe. Obwohl der Rhythmus anzieht behält der Titel diese sterile Atmosphäre. Irgendwie erinnert mich das Nuancenweise an Sven Väth’s „The Harlequin - The Robot And The Ballet-Dancer“. Mit dem dritten Stück „Get Your Chillums Out“ wechselt erneut die Stimmung, denn die Synthies haben etwas mystischeres und bedrohlicheres. Dazu diese arabische Stimmung und die gestöhnten/summenden Stimmen. So richtig nach Freude klingt das nicht, sondern eher weinerlich. Bei diesem Stück fällt es mir am schwersten, es mit dem Titelthema in Verbindung zu bringen. Einzige Assoziation, die ich damit verbinden kann, ist eine Stimmung wie im Film Blade Runner, wenn Harrison Ford als Rick Deckard durch die futuristischen Straßen im Asienlook streift.

Den Abschluss bietet mit „Retro Future“ das eingängigste Stück der CD. Eine sehr schöne Melodielinie sowie der ansprechende Rhythmus gehen sofort ins Ohr und verbreiten eine Loungeartige Stimmung. Dieses Stück gefällt mir außerordentlich gut, da es trotz seiner 17 Minuten doch sehr Songorientiert ist.

Mit dem dritten und letzten Teil der „Civilization-Trilpogie“ bieten Move D & Pete Namlook wieder ein qualitativ gutes Album, das durch die unterschiedlichen Stile und Stimmungen sehr abwechslungsreich ist - und wie bei Pete schon Standard - mit einem exzellenten Sound aufwartet.

Stephan Schelle, Dezember 2008

 
   

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