Moonbooter - Zeitenwende
 

Moonbooter - Zeitenwende
MellowJet Records (2013)
(11 Stücke, 71:58 Minuten Spielzeit)

Der aus der Eiffel stammende Elektronikmusiker Bernd Scholl, der als Moonbooter seine rhythmische Elektronikmusik veröffentlicht, bringt nach dem letztjährigen „Cosmophonica“, das seine Cosmo-Trilogie abschloss, mit Zeitenwende Anfang 2013 sein neuestes Werk heraus. Der Albumtitel „Zeitenwende“ deutet darauf hin, dass Bernd eine neue Dekade für sich angestoßen hat. Nach der Cosmo-Trilogie wollte er etwas Neues ausprobieren, ohne sich selbst zu verleugnen.

 


Bernd Scholl sagt selbst zur Produktion: „Im Fokus sollte nicht alleine mein eigenes Verständnis für klangliche Perfektion liegen, sondern viel mehr auf der emotionalen Kraft und einem abwechslungsreichen Wechselspiel der Klänge: Harte Sounds gemischt mit weichen Beats. Treibende Rythmen, die erst nach Minuten eines melancholischen Intros, den Song vollständig umkrempeln.“

Bernd hat zunächst seine Herangehensweise an die Kompositionen geändert und die meisten Stücke am Klavier eingespielt und erst danach auf die Elektronik portiert. Das war für ihn etwas völlig Neues und hat sichtlich die Stücke beeinflusst. Wer Moonbooter’s rhythmische Musik liebt und nun seichte, Klavier betonte Musik vermutet, den kann ich beruhigen. In der neuen CD steckt immer noch der typische Stil von Moonbooter.

Mit dem Stück „9-Zeit“ eröffnet die CD recht sanft und verträumt. In diesem ersten Stück lassen lediglich die Sounds, die Bernd benutzt, zu Beginn die Nähe zu seinen bisherigen Veröffentlichungen durchscheinen. Aber auch in dieser etwas sanfteren Form, die nach etwas mehr als zwei Minuten durch herrliche Rhythmusmuster durchbrochen wird, macht er eine gute Figur. Vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem der Rhythmus einsetzt, ist man wieder im Moonbooter-Kosmos gefangen und fühlt sich sofort heimisch.

Und auch der zweite Track „Schnurstraks“ (zu diesem Titel gibt es ein sehr schönes Video auf www.mellowjet-records.de) beginnt zunächst mit herrlichen Flächen und Harmonien um dann von einem leicht pumpenden Rhythmus nach vorn getrieben zu werden. Das ist wieder typisch Moonbooter mit Anleihen an Schiller. Noch stärker in Richtung Schiller deutet dann das folgende „Noch ein Tag“.

In „Alles wird anders“ klingt Moonbooter gar nach Ron Boots & Friends bzw. nach Morpheusz. Hier agiert er - vor allem durch den gut programmierten Drumcomputer - wie eine Band. Das Stück zeigt, wie wandlungsfähig Bernd ist. Und in „Schweben“ hat er dem Titel entsprechend Flächen eingespielt, die beim Hörer die Schwerkraft außer Kraft zu setzen scheinen. Im Stück „Okzident“ huldigt Bernd dann der „Berliner Schule“, denn einige der Sequenzerrhythmen erinnern doch sehr stark an Tangerine Dream („Das Mädchen auf der Treppe“ lässt in einigen Passagen grüßen).

Moonbooter aka Bernd Scholl verbindet traumhafte Harmonien und sanfte Melodiebögen mit dezenten Rhythmusstrukturen, die ein verträumtes Gesamtbild zeichnen. Das ist Musik zum wegfliegen. Auch wenn er die Rhythmusgeräte gebändigt hat und nicht so wild, wie auf seinen anderen Alben vom Zaum lässt, so strahlen die Stücke auf „Zeitenwende“ doch eine große Atmosphäre aus. Ein wie von Moonbooter gewohntes qualitativ hochwertiges Album, das es als CD und auch als DVD (dann im Dolby Surroundsound 5.1) gibt. Wer Moonbooter’s Musik mag, der kann hier wieder bedenkenlos zugreifen.

Stephan Schelle, Februar 2013

 
   

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