Moonbooter - Groundcontrol
 

Moonbooter - Groundcontrol
MellowJet Records (2018)
(
13 Stücke, 69:09 Minuten Spielzeit)

Nach der „Cosmo...“-Reihe startet der deutsche Elektronikmusiker Bernd Scholl aka Moonbooter mit dem im Herbst 2018 erschienenen „Groundcontrol And The Victory Of Mankind“ eine neue musikalische Serie. „Ich habe manchmal zu unterschiedlichen Output, der einfach schwer auf ein einziges Konzeptalbum passt. Deswegen kam mir die Idee zu einem neuen Projektnamen. Ich sehe Moonbooter, wie schon so oft gesagt, nicht als Projekt, sondern als Synonym für mich selbst und mein musikalisches Schaffen. Zukünftig wird „Groundcontrol“ immer dann in Erscheinung treten, wenn sich meine Musik zu weit von der klassischen EM entfernt.“

 

 


Allerdings kann für all die Entwarnung gegeben werden die jetzt glauben, die Musik von Moonbooter hätte sich grundlegend geändert. Sein rhythmischer Stil und sein Händchen für wunderbare Melodien ist ihm nicht abhanden gekommen, sondern er ist immer noch deutlich zu erkennen.

Auf den Alben „The Wave“ und „Schwarzmond“ kamen bereits einige düstere und melancholische Stimmungen auf. Diese finden sich dann auch auf „Groundcontrol And The Victory Of Mankind“. Dabei wirkt das Album aber in sich stimmig und wie ein Konzeptwerk, was auch durch das wieder sehr gelungene Artwork unterstützt wird. Bernd Scholl dazu: „Ich arbeite seit ein paar Jahren fast ausschließlich mit Hardware. Dadurch wirkt meine Musik weniger statisch und klingt einfach besser. Ich mache nur die Musik, die ich in mir trage.“

Und die Musik, die er in sich trägt ist es wirklich immer Wert veröffentlicht zu werden und so den Freunden der elektronischen Musik (aber nicht nur ihnen) diese wunderbaren Klänge zu präsentieren. Mit „Groundcontrol And The Victory Of Mankind“ hat er mal wieder ein Werk herausgebracht, das so manche Umdrehung in den Playern drehen wird, zumal auch soundtechnisch wieder alles aus den Aufnahmen herausgeholt wurde.

Mystisch beginnt die CD mit dem 1:26minütigen Opener „First Encounter“ in dem Bernd die Synthies zischen und wabern lässt. Es wirkt wie eine Overtuere um dann mit sphärischen Klängen mit dem Track „Groundcontrol“ fortzufahren. Nach wenigen Momenten kommen sanfte rhythmische Elemente und eine eingehende Melodie auf, die mich an die ersten Alben von Moonbooter erinnern. Die Harmonien gehen dabei zunächst runter wie Butter. Doch Bernd führt den Track nach zwei Minuten in einen druckvolleren Part und spielt über die Strecke von fast neun Minuten Spielzeit mit dem Wechsel der Dynamik. Das ist absolut berauschend.

Ich habe mal geschrieben dass Thomas Fanger von Mind~Flux die unwiderstehlichsten Rhythmen erstellt. Im Stück „Lucid Dream“ steht ihm Bernd da in Nichts nach. Sofort kommen bei mir Erinnerungen an dieses Duo auf, deren Musik ich als technoiden Tangerine Dream-Stil beschreiben würde. „Lucid Dream“ geht da genauso ab wie Schmidt’s Katze. Bernd baut aber noch weitere tanzbare Elemente mit ein.

„The End Of Eternity“ ist etwas düsterer gehalten und hat eine Spur von John Carpenter-Soundtrack, obwohl man das nicht wirklich vergleichen kann, zu eigenständig ist Bernd’s Sound. In der Mitte des etwas mehr als sechsminütigen Tracks wird es dynamischer und Bernd baut einige neue Effekte und Melodiebögen ein. Das klingt hochgradig spannend. „Train De L’Espace“ wird seinem Namen absolut gerecht, denn das Stück klingt wie ein Jarre-Track mit dem Rhythmus einer dahinrasenden Dampflok.

„Moondust“ schwebt etwas düster durch den Raum, was an den gewählten Klangfarben liegt. Nach ca. einem Drittel kommt dann aber eine unwiderstehliche Melodie auf, die mich hier an Musik im Stile eines John Dyson erinnert. Mit einem stampfenden Beat versehen bietet „Beyond The Black Door“ zunächst einen tollen Groove. Doch Moonbooter baut das Stück weiter aus in dem er weitere Klänge, Rhythmen und Melodien hinzufügt. Das 3:10minütige „Particles“ bietet Stimmungsbilder und ist eher als Brücke/Verbindung zu sehen.

„Dance With Captain F“ ist ein Track der einfach nur Spaß macht und bei dem man sofort die Tanzfläche entern will. Bernd hat in diesem Track einige Retrosounds verwendet, die stark an die 80’er Jahre erinnern. Es folgen drei weitere Stücke sowie das abschließende Outro „Last Encounter“.

Bernd Scholl aka Moonbooter zeigt auf seinem neuesten Album „Groundcontrol And The Victory Of Mankind“ seine ganze musikalische Bandbreite. Einzelne Stücke erinnern mich dabei zwar an andere Acts, doch ist überall Moonbooter‘s Handschrift zu erkennen. Ihm ist damit wieder ein herausragendes Album gelungen.

Stephan Schelle, Dezember 2018

 
   

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