Mindmovie – Happiness And Tears
 

Mindmovie – Happiness And Tears
Eigenvertrieb (2010)
(27 Stücke, 157:31 Minuten Spielzeit)

Achim Wierschem dürfte den Freunden deutscher Rockmusik ein Begriff sein, ist er doch seit vielen Jahren Mitglied der Düsseldorfer Rockformation Flaming Bess. Die musikalischen Ideen des Multiinstrumentalisten sind vielfältig und so ist es auch kein Wunder, dass Achim seinen reichhaltigen Output unter seinem Namen herausbringt. Allerdings benutzt er dabei ein Pseudonym, Mindmovie.

Unter zwei CDs macht es Mindmovie nicht, könnte man meinen, denn nach dem 2008’er Solodebüt „An Ocean Of Dreams“ das als DoppelCD ausgelegt war, kommt Ende 2010 der Nachfolger „Happiness And Tears“ ebenfalls mit zwei randvollen Silberlingen heraus.

 


Schon Anfang 2009 hatte Achim die Idee für den Titel der CD, ohne das er allerdings zu diesem Zeitpunkt wusste, wie bzw. mit welchen Stücken das Album ausgestattet sein sollte. Die folgenden zwei Jahre brachten für Achim dann einige Veränderungen, die zum einen Freude und Glück, aber zum anderen auch Ängste, Verluste, Leid und Tränen brachten. Und so finden sich diese Erlebnisse, die auch ein kreativer Antrieb sein können, in der Musik von Mindmovie wieder. Aber keine Angst, die einzelnen Stücke lösen keine Depressionen aus, ganz im Gegenteil.

Satte 27 Titel, die – wie schon beim Vorgänger – teilweise mit Unterstützung von Gastmusikern entstanden sind, bietet die DoppelCD. Sie wird in einem JewelCase ausgeliefert, in dem sich ein sehr ansprechend gemachtes 20seitiges Booklet befindet. In diesem erfährt man so einiges zu den einzelnen Tracks.

Sehr angenehm fällt auf, das Achim die Stücke nicht nach den einzelnen Gemütsstimmungen (was teils durch die Titel ausgedrückt wird) zusammengefasst hat. Los geht es mit dem sehr schönen, träumerischen „Spread Your Wings“, bei dem Achim seine E-Gitarre wieder recht Gilmour artig zum klingen bringt. Wer David Gilmour’s Stil mag, der wird diesen Opener lieben. Und es ist nicht das einzige Mal, das Achim diesem großen Gitarristen seine Aufwartung macht.

Dieser erste romantische Wegbereiter geht dann gleich nahtlos in den zweiten Track „Time Traveller“ über. Der Track ist eine funkige Rocknummer mit elektronischem Einschlag, der auch gut auf einem Flaming Bess-Album Platz gefunden hätte. Dieses Instrumentalstück, das von H. G. Wells Roman „Die Zeitmaschine“ inspiriert ist, stellt die erste Kollaboration auf dem Album dar. Hier hat Achim zusammen mit Astrid Gutendorf gearbeitet. Im wiederum nahtlos folgenden „Caravan Tribe“ kommen arabischer Klänge zum Vorschein, die dem Album eine ethnische Note verpassen.

In „Ship Wreck“ lässt Achim sehr gekonnt eine Verbindung aus E-Gitarre und faszinierenden Elektronikrhythmen und -sounds entstehen. Damit wandelt er zwischen den Fronten. Eine sanfte Instrumentalballade bestehend aus Akustikgitarre, einem dezenten Bass- und Schlagzeugeinsatz, Synthieflächen und Pianoklängen, ist „Daydreaming“. Bei diesem Song am Strand auf dem Rücken liegend den vorbeiziehenden Wolken zuzuschauen, das kann ich mir sehr gut vorstellen. Etwas verstörend klingt dagegen „The Cage“, das durch seinen harten, kalten Klang und der eigenwilligen Gesangsstimme von Michael Jon Hartmann hervorgerufen wird.

Alle Stücke hier anzusprechen sprengt natürlich den Rahmen. Insgesamt ist Achim mit seinem Mindmovie-Projekt wieder eine sehr stimmungsvolle Scheibe gelungen. Die einzelnen Stücke bestechen durch herrliche Melodien und tolle Soli (auf der Gitarre oder an den Tasten). Neben Instrumentalstücken gibt es auch eine ganze Anzahl von gesungenen Stücken, die sich insgesamt zu einem sehr homogenen Album zusammensetzen.

Egal ob Achim verträumte Melodien oder Synthieflächen in den Raum schickt, die Gitarre sehr floydig angesetzt ist, rockige Passagen in verschiedensten Stilrichtungen oder Songs aus den Boxen erklingen, immer verbreitet die Musik von Mindmovie eine sehr gute Stimmung. Man könnte fast sagen, dass Achims Tracks zum Entspannen oder Träumen gemacht sind, doch das allein würde ihnen nicht gerecht.

Jeder der auf melodischen, sanften Rock mit Pink Floyd- und Elektronikeinflüssen steht, der wird hier wieder bestens bedient. Mindmovie wandelt auf seinem Album zwischen melodischem Rock und Elektronikmusik und verbindet diese beiden Elemente zu einem sehr wohlschmeckenden musikalischen Produkt. „Happiness And Tears“ ist ein würdiger Nachfolger seines Debüts und schließt qualitativ nahtlos an „An Ocean Of Dreams“ an. Ein sehr schönes Album.

Stephan Schelle, Januar 2011

 
   

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