Michael Brückner – Test Of Time Im Herbst 2022 veröffentlicht der umtriebige Elektronikmusiker sein neuestes Werk „Test Of Time“. Der Zusatz „by Michael Brückner“ sowie das Cover-Artwork von Andreas Schwietzke assoziieren, dass es sich hier um ein Konzeptalbum oder die Vertonung einer Science Fiction-Story handelt. Doch weit gefehlt. Schaut man genauer ins Booklet, dann sieht man, dass die Stücke bereits im Jahr 2012 entstanden sind und Michael sie zurückgehalten hatte. |
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„Anfang
2012 bekam ich ein neues Spielzeug, einen brandneuen Laptop, der immer noch
mein Haupt-Produktions-Werkzeug ist. Zusammen mit dem Laptop kamen Berge von
Software und virtuellen Synthesizern, die mir mehr Optionen boten, als ich
bis dahin je hatte. Sofort begann ich in diesen Pool der Möglichkeiten
einzutauchen und komponierte albumreife Tracks - überwiegend
sequenzerbasiert und mit treibenden Beats, die ich mit für meine stärksten
Kompositionen aus dieser Zeit halte. Als
ich die Chance hatte, auf SynGate Records mein erstes Album herauszubringen,
glaubte ich jedoch, dass gerade diese Tracks für das Label weniger geeignet
waren und hielt sie somit erst mal für später zurück. Ich teilte sie
jedoch mit einigen engen Freunden und Hörern und als ich mit einem von
ihnen kürzlich plauderte, bemerkte er, dass gerade diese Stücke diejenigen
waren, die er über die Jahre am meisten gehört habe. Offensichtlich haben
sie den Test der Zeit bestanden“ Los
geht es mit dem 7:12minütigen „Rickendale 1963“. Flirrende Sounds
leiten in den Track ein, die sich nach wenigen Momenten in pulsierende
Rhythmussequenzen transformieren. Dazu gibt Michael noch eine rhythmische
Prise vom Drumcomputer, eine Prise Trance und würzt das Ganze mit
herrlichen Harmonien und Melodiebögen. Freunde der moderneren Sequenzer
orientierten Musik bekommen hier schon mal einen tollen Track, der sich auch
für eine schnelle Autofahrt eignet. Am Ende hat Michael dann noch ein
kleines, witziges, musikalisches Gimmick eingebaut. Spacig
und psychedelisch zeigt sich zu Beginn das 11:11minütige „UFO Over
Hertzberg“. Nach etwas mehr als einer Minute kommen dann aber schöne
rhythmische Elemente auf. Nach weiteren Minuten entwickelt sich eine schöne
Melodie, die mit Sounds verwoben ist, bei denen man sich gut startende oder
fliegende UFOs vorstellen kann. Im zweiten Teil kommen dann herrlich
perlende Synthklänge hinzu. Eine hypnotische Reise in einem musikalischen
Flugobjekt. Es
folgt das 7:12minütige „Test The Time - Part 1“. Ein wunderschöner
Track, dessen Rhythmus und Sounds mich an einigen Stellen an das
Musikprojekt Supermax, das Ende der 70’er Jahre im Discobereich sehr
erfolgreich war, erinnert. Hier wird aber alles andere als Disco geboten,
vielmehr ist es ein sanfter Rhythmus, der das Stück vorantreibt, auf den
Michael dann seine Melodien entspinnt. Michael
schafft es in Stücken wie dem 9:35minütigen „Pleijaad“ verschiedene
Melodien und Strukturen perfekt miteinander zu kombinieren. Durch leichte
Variationen in der Rhythmik und der Melodik erzeugt er eine hypnotische
Stimmung bei der kein Bein ruhig bleibt. Leise und etwas flirrend beginnt
dann das 9:32minütige „Away“, das nach wenigen Momenten in einen
symphonischen Part überzugehen scheint. Dann kommen aber nach etwa
anderthalb Minuten rhythmische Sequenzermuster und Sounds auf, die an Klaus
Schulzes Phase um 1995 herum erinnern. Das ist aber sehr eigenständig und
gut gemacht. Mit
sehr elektronischen Rhythmen beginnt dann das achtminütige „Baaslandt“.
Dahinein webt Michael dann nach einiger Zeit sehr harmonische Flächen. Das
klingt außergewöhnlich aber fesselnd. „Test Of Time - Part 2“ ist
10:48 Minuten lang und bietet pulsierende sowie vom Drumcomputer erzeugte
Rhythmen. Dann kommen wieder Schulze ähnliche Flächen auf, die einfach nur
hinreißend sind. Ein traumhaftes Stück. Leicht
Technoartig beginnt dann das letzte Stück, das 11:54minütige „They Are
Coming!“. Ein sehr rhythmischer Track mit futuristischen Sounds. Zum
Glück hat sich Michael Brückner dazu entschlossen, die Stücke, die er
bereits 2012 mit der Software seines neuen Laptops eingespielt hat, endlich
zu veröffentlichen. Zeitlose Tracks, die sich recht rhythmisch zeigen und
auch sehr schöne Melodien und Harmonien beinhalten, finden sich auf dem
Album. Wer melodische, rhythmische Elektronikmusik mag, der kann hier
bedenkenlos zugreifen. Stephan Schelle, Dezember 2022 |
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