Michael Brückner - Oddwind
 

Michael Brückner - Oddwind
Eigenvertrieb /
www.myspace.com/michaelbrckner (2009)
(17 Stücke, 76:40 Minuten Spielzeit)

Michael Brückner hat wieder zugeschlagen. Im Herbst 2009 hat er seine neue CDR (ich weiß gar nicht, die wievielte es nun wirklich ist – vielleicht hat er schon die 100 erreicht) mit dem Titel „Oddwind“ fertig gestellt. Da es auf Michael’s Produktionen immer recht unterschiedlich zugeht, kann man im Vornherein gar nicht sagen, was einen nun erwartet. Ein Hinweis auf dem Album verrät, das er die Musik dem Elektronikmusiker Asmus Tietchens gewidmet hat. Ob sich die Musik damit im Umfeld Tietchens bewegt, kann ich aber nicht sagen, da ich keines seiner Album mein Eigen nenne.

 


Also belassen wir es mal bei der Beschreibung von Brückner’s Musik selbst. Wie sooft bei ihm, besteht ein Album aus vielen Stücken, die allerdings eine Einheit bilden, da sie nahtlos miteinander verbunden und Übergänge kaum auszumachen sind.

Wirkliche Melodien finden sich nicht wirklich auf dem Album, dafür sind es aber atmosphärische Klanbilder, die Michael zeichnet und die trotz alledem sehr harmonisch und organisch klingen. Die Musik zu beschreiben ist gar nicht so einfach. Da finden sich Klangmotive im Hintergrund, die sich lange Zeit durch einzelne Tracks ziehen und wie ein roter Faden wirken. Auf ihnen breitet Michael dann weitere Soundmodule aus.

Die ersten beiden Stücke wirken noch recht sphärisch und experimentell, spätestens in „Patanova“ wird es dann aber melodischer. Ich hab dabei den Eindruck als würde ich durch ein Paralleluniversum gezogen. Bei diesem Stück spielt Michael auch mit der Lautstärke, was einen weiteren Reiz ausmacht. Und so finden sich viele weitere Klangbilder, die zum Teil mit elektronischen Effekten versehen sind, auf dem Album. Ich hab den Eindruck, als würde ich verschiedene fremde Welten bereisen, so zum Beispiel in „Phaunn“, das exotisch/fremde Tierstimmen zu enthalten scheint.

Klassisch angehaucht mit tapsigem elektronischem Rhythmus (ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll) wirkt „Batthorpe“, schillernd wie bei widerspiegelndem Licht auf einer Wasseroberfläche, so wirken die Klänge bei „Visit At Night“ auf mich. Perlende, Xylophonartige Klangkaskaden kommen dem Hörer bei „Axy Lotl“ entgegengeschwebt. So abwechslungsreich wie diese ersten Stücke beschrieben sind, so geht es auch auf dem Album weiter. Allerdings hat das Werk trotz dieser unterschiedlichen Klänge doch eine gewisse Kompaktheit und wirkt einheitlich.

Wie auch die bisherigen Alben, die ich von Michael Brückner gehört habe, so ist auch dieses wieder überraschend. Nicht für die Anhänger der elektronischen Melodie- oder Sequenzerfraktion gedacht, sondern Musik jenseits der üblichen Wege, das bietet er auch wieder auf dem Album „Oddwind“. Wer sich aber auf die Musik einlassen kann, der bekommt eine sphärische Reise geboten, die einen aus der Realität katapultiert.

Stephan Schelle, November 2009

 
   

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