Michael Brückner – Kings Of The Earth
 

Michael Brückner – Kings Of The Earth
Eigenvertrieb (2013)
(4 Stücke, 73:26 Minuten Spielzeit)

Mit „Kings Of The Earth“ hat der umtriebige Elektronikmusiker Michael Brückner ein weiteres Album in Eigenregie veröffentlicht, das mal wieder eine andere Seite des Musikers zeigt. Als Michael eines Abends zu Hause saß und zu müde für irgendetwas anderes als für einen Film war, stöberte er bei youtube nach alten Monsterfilmen. Dabei stieß er auf den Streifen „The Giant Behemoth” aus dem Jahr 1959. In diesem Film wird ein prähistorisches Monster durch eine Atomexplosion freigesetzt. Ähnlichkeiten zum japanischen Godzilla sind wohl vorhanden.

 


Am Ende des Films ist ein Monolog vom Hauptcharakter, einem Meeresbiologen zu hören, der die Gefahren der atomaren Forschung anprangert. Das hat Michael dazu inspiriert den Track „1959“, der mit 44:27 Minuten Spielzeit auch den Kern der CD bildet, einzuspielen.

Mit rauschenden Synthies beginnt dieses Stück. Dann baut Michael sehr surreal klingende Sounds auf, die bedrohlich klingen und in einer Art großer Explosion münden. Danach hört man eine amerikanische Stimme einen Text rezitieren, der aus dem Film sein könnte. Darunter legt Michael einige Flächen. Nach einigen Minuten bleibt dann die Musik zurück, die aus einigen Harmonien besteht. Langsame Veränderungen in den Harmonien, mehr gönnt Michael dem Stück nicht. Dadurch entsteht eine ambiente Stimmung die im Raum zu schweben scheint.

Zwischendrin werden dann auch mal düstere Klänge eingeschoben, die Stimmungslagen erzeugen sollen. Dann hört man auch mal fragmentweise Melodien, die aber nicht lange anhalten. Und nach 25 Minuten startet auf einmal ein pulsierender Sequenzerrhythmus, der gut zehn Minuten in verschiedenen Variationen seine Arbeit verrichtet. Zum Ende hin kommt dann doch noch eine Melodie, die Michael auf einem Piano spielt und diese Phase mit einer verfremdeten Stimme kombiniert.

Daneben gibt es dann noch drei weitere Tracks, von denen der folgende „Magick – ReVisited“ mit 14:32 Minuten Spielzeit der Längste dieser drei Stücke ist. Die ersten fünf Minuten bestehen nur aus Flächen, die Stimmungsbilder hervorrufen. Dann kommt ein Rhythmus ans Licht, der die Oberhand gewinnt und recht mystisch klingt. Im letzten Viertel geht es wieder mehr um Stimmungen.

„Outer Space“ zeigt sich dann aber von einer gänzlich anderen Seite. Der siebenminütige Track ist sehr melodisch und darüber hinaus auch rhythmisch angelegt. Neben den Sequenzersounds und einem Drumprogramming legt Michael in diesem Stück dann auch mehr Wert auf Harmonien und Melodiebögen. Dieser Track ist nach den langen Stimmungsbildern und doch recht monotonen, sich nur langsam verändernden Sounds eine wahre Wohltat für das Ohr. Den Abschluss bildet dann „Zvish N’Doursch“. Ob Michael den Track zwischendurch (so könnte man es ausgesprochen interpretieren) eingespielt hat, ist mir nicht bekannt. Er klingt jedenfalls nicht nach Ausschuss- oder B-Ware. Auch dieses Stück ist über weite Strecken sehr melodisch. Ein schöner Abschluss der CD.

Mit „Kings Of The Earth“ hat Michael Brückner mal wieder ein weiteres musikalisches Gesicht offenbart. Neben den beiden eher Stimmungen erzeugenden Tracks sind auch zwei melodische Stücke auf dem Album zu finden. Beides hat seinen Reiz und zeigt die Vielseitigkeit des Musikers.

Stephan Schelle, August 2013

 
   

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