Michael Brückner – Days In The Sun
 

Michael Brückner – Days In The Sun
Eigenvertrieb (2008)
(11 Stücke, 73:40 Minuten Spielzeit)

Man kann ihn schon als Workaholic bezeichnen, den aus der Pfalz stammenden Elektronikmusiker Michael Brückner. Mehr als 80 CDs hat er im Eigenvertrieb (es sind alles CDRs, die er sehr liebevoll und ansprechend auf selbst gedruckten Covern gestaltet hat) schon veröffentlicht. Bei einer derartigen Zahl kann man schon mal den Überblick verlieren und auch nicht alles konsumieren. Das aktuellste Werk, das mir vorliegt, stammt aus 2008 und trägt den Namen „Days In The Sun“. Nach seiner Zählung ist es das mittlerweile 90. Album.

 


Stilistisch präsentiert sich Michael auf seinen Alben mit unterschiedlichen Gesichtern. Auf dem aktuellen Werk ist dies eher die melodische, teils von der „Berliner Schule“ inspirierte und auf Lounge getrimmte Seite. Elf Stücke hat Michael da zusammengestellt, deren Laufzeiten zwischen 3:35 und 10:00 Minuten ausmachen.

Gestartet wird die CD gleich mit dem längsten Stück, „Prelude To Our Days In The Sun“. Mit einem schneidend gesetzten Synthierhythmus, der nach kurzen Momenten von einer Synthiefläche unterlegt wird, geht es langsam in diesen Longtrack. Aber eigentlich ist die ganze CD ein Track, denn die Stücke gehen nahtlos ineinander über. Nach nicht ganz zwei Minuten schält sich dann eine Harmonie aus dem Hintergrund, die bei mir ein sehr angenehmes Gefühl aufkommen lässt. Neben Michael sorgt auch Cäcilia Brückner für gesangliche Untermalung (ohne Text, sondern nur aus Lautmalereien bestehend) der elektronischen Sounds, was dem Stück einen sakralen, meditativen Anstrich verleiht. Und doch sind da diese leisen rhythmischen Komponenten, die mich an Enigma denken lassen. Auf mich hat dieses Stück eine sehr intensive und entspannende Wirkung.

Das anschließende „The Flower“ geht nahtlos - wie auch die anderen Stücke - weiter und übernimmt Stimmung und Rhythmus des Openers um aber nach einigen Momenten einen etwas anderen Touch zu bekommen. Neue Klangfarben und ein härterer, aber immer noch dezenter Rhythmus entwickeln den ersten Track weiter. Auch kommen später Flötenartige Sounds hinzu, die ein arabisches Flair aufkommen lassen. Sequenzersounds leiten in das folgende „Everything’s Everything“ über. Hier kommt ein Bassynthie dazu, der dem Track etwas mehr Beat verleiht. Cäcilia übernimmt wieder den Gesangspart, dieses Mal aber in Form einer gesungenen Textzeile. Das Ganze klingt wie eine Performance an einer Strandbar. Dabei werden auch mal etwas disharmonisch klingende Passagen eingestreut, ohne dass es den Ohren schmerzt. Ein Stück, das zwischen luftig/leicht und anspruchsvoll pendelt.

„In A Book“ ist ein sehr schönes, Stimmungen erzeugendes Stück, das einige Effekte zu bieten hat. Es trabt langsam, aber stetig voran und hat auch noch einige jazzige Passagen zu bieten. „Hey Glenn“ hat wieder diesen locker/leichten Rhythmus, verbunden mit einer leichten Melodielinie. Das kann ich mir wirklich gut an einem sonnigen Tag vorstellen, dazu am besten einen gut gekühlten Drink genießen. Bei „Let The Ladies Sing“ kommt ein fast Technoartiger Rhythmus ins Spiel, der aber immer noch sehr moderat ist und durch seine verhaltene Lautstärke auch sehr angenehm ins Ohr geht.

Es folgen weitere Stücke, die dieses Flair weiterspinnen, daher gehe ich nicht weiter auf die einzelnen Tracks ein. „Days In The Sun“ ist ein sehr eingängiges Album, bei dem Michael eine sehr luftige Stimmung erzeugt, ohne das es langweilig wird. Lounge-Musik wie sie mir gefällt.

Stephan Schelle, Februar 2009

 
   

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