Michael Brückner – Astronauts Volume 2
 

Michael Brückner – Astronauts Volume 2
Aural Films (2019)

(28 Stücke, 178:25 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Michael Brückner veröffentlicht im Herbst 2019 gleich ein Dreifachalbum mit dem Titel „Astronauts Volume 2“. Das Album ist Teil der „Astronauts“-Reihe des Aural Films-Labels des US-amerikanischen Elektronikmusikers Jack Hertz. In dieser Reihe wird Musik von Künstlern, die sich im Bereich der elektronischen Spacemusik bewegen, veröffentlicht. Dabei sind die Veröffentlichungen von der Mondlandung und der Erforschung des Alls der NASA inspiriert.

 

 


Michael Brückner hat für diesen Dreier, der den Untertitel „The Great 1994 Gravity Escape“ trägt, zwei neue Mixe älterer Tracks von je ca. einer Stunde erstellt, die sich - mit wenigen Ausnahmen - in chronologischer Reihenfolge ihres Aufnahmedatums auf den ersten beiden Silberlingen befinden. Der Zeitraum der Aufnahmen reicht vom Jahr 1996 bis ins Jahr 2017. CD Nummer 3 enthält dann neues Material, das in 2019 entstanden ist.

CD Nummer 1 enthält Musik der Jahre 1994 bis 2006. Diese Stücke, die zum Teil als Auszüge vorhanden sind und alle neu gemixt wurden, stammen von den Veröffentlichungen „Heartbeat“, „KABACAB“, „Earthed/Unearthed“, „A New Age“, „Space Prophecies“, „Mole“, „Two Days In Space - Volume 1“ und „Challange 29“. Die einzelnen Stücke wurden durch nahtlose Übergänge zu einem Longrack zusammengefasst. Spacige, durch Flächen bestimmte Tracks wechseln sich mit sehr melodischen und teils recht rhythmischen Stücken ab. Einen sehr pulsierenden, fast tanzbaren Rhythmus bietet beispielsweise „A Space Prophecy“. Perkussiv und recht experimentell wirkt dagegen „I Encountered“. Highlight dieser ersten CD ist für mich das rhythmische „Challange“.

Auf dem zweiten Silberling wird Musik der Jahre 2011 bis 2017 geboten. Diese Stücke stammen von Michael’s Alben „R Is For Rocket And S Is For Space“, „Endless Mind Portal“, „100 Million Miles Under The Stars“, „100 Million Miles Under The Stars - The Supplemetary Volume“ und „Trees Of Olivanda“. Darüber hinaus ist mit „Delta Space“ noch ein 3:29minütiges Stück enthalten, das bisher nur via SoundCloud erhältlich war.

Schwebende, verträumte Klanglandschaften bietet das eröffnende „L’Etoile Inconnue“, das in der zweiten Hälfte in einen unwiderstehlichen Melodiereigen fällt, der die DNA eines Jean Michel Jarre atmet. Die weiteren Stücke dieser CD bieten zum größten Teil sehr melodische und rhythmische Elemente, die schnell ins Ohr gehen.

Die dritte CD besteht aus den Stücken „Zodiak - Part 1“ bis „Zodiak - Part 10“. Während die ersten neun Stücke gänzlich unveröffentlicht sind, hat Michael „Zodiak - Part 10“ bereits in diesem Jahr auf YouTube der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Für die CD-Version hat er das Stück aber neu remastert.

Wie zu erwarten, startet „Zodiak - Part 1“ mit spacigen Sounds. So ziehen Flächen und einige Harmonien durch den Raum und vermitteln eine Art Schwerelosigkeit. Das passt hervorragend zum Thema der Serie. Ein Synthiesound, der den ersten Part am Ende zu zerschneiden scheint, leitet direkt in „Part 2“ über, das nun mit perlenden, schimmernden und flirrenden Synthieklängen aufwartet. Nach gut einer Minute kommen dann erste Rhythmusstrukturen im Hintergrund auf. Ab ca. Minute 2 sorgen Orgel ähnliche Klänge für einen sehr hymnischen Sound, der aber nur kurz anhält, denn Michael wechselt nun in eine sich wiederholenden Klangstruktur, die erst nach einigen Momenten mit einer Melodielinie überzogen wird, während der Sequenzer im Hintergrund weiter Fahrt aufnimmt. Das Stück wird immer weiter vorangetrieben und in den Soli zeigt Michael dann seine Fingerfertigkeit, denn er scheint förmlich über die Tasten zu fliegen.

Eine Bridge aus rauschenden Synthies leitet dann nach „Part 3“ über. Sofort machen sich hier herrlich perlende Klangkaskaden bemerkbar, die bei mir den Eindruck erwecken eine neue Welt zu entdecken. Darauf setzt Michael erneut eine Melodielinie, die sich von ihrer hypnotischen Seite zeigt. Die Klänge gehen nun nahtlos in „Part 4“ über und führten die Atmosphäre fort. Es ist berauschend wie Michael hier die Klänge kombiniert. Man ist durch diese sanften, dahin ziehenden Flächen wie von dieser Welt entrückt. Zum Ende streut er einige Effekte ein und baut echohafte Klangfolgen ein, die direkt in „Part 5“ eingehen. Das wirkt durch einige schräge Klangfolgen außergewöhnlich, fasziniert aber. In der Mitte werden dann Klangkaskaden aufgehäuft und mit Effekten versehen, die nach einem Marktgeschehen klingen. Allerdings hört es sich nicht wie von dieser Welt an. Die leicht durcheinander laufenden Klänge sind aber genau durchdacht. In „Part 6“ schwebt man wieder förmlich durch Raum und Zeit. In der zweien Hälfte kommen dann aber rhythmische Muster auf, die in „Part 7“ erst so richtig zur Geltung kommen. Dieser Track ist recht perkussiv und fügt einige ekstatische Passagen ein, die auf den sich wiederholenden Grundrhythmus gelegt werden.

Außergewöhnliche Klänge kommen dann zunächst in „Part 8“auf. Streichersounds sorgen für das spacige Feeling. Ein schönes Stück, bei dem Rhythmus und Sounds, die an Klaus Schulze erinnern, eine gelungene Symbiose eingehen. Vom Sequenzer wird „Part 9“ bestimmt, das mit 10:14 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums ist. Allerdings wirken die Stücke des Albums durch ihre nahtlosen Übergänge eher wie ein einziger Longtrack. Den Abschluss bildet dann der 8:54minütige „Part 10“, der wiederum sehr vom Stil Klaus Schulze’s geprägt ist.

Während die beiden ersten CDs eine gelungene Zusammenstellungen älterer Alben sind, stellt die dritte CD von „Astronauts Volume 2“ mit den zehn Parts von „Zodiak“ ein sehr gelungenes Elektronikalbum mit sehr spacigen Sounds und Stimmungen dar. Allein wegen dieser CD lohnt der Kauf des Albums.

Stephan Schelle, Oktober 2019

 
   

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