Michael Brückner And Guests – 100 Million Miles Under The Stars - Revisited
 

Michael Brückner And Guests – 100 Million Miles Under The Stars - Revisited
SynGate Wave Records (2012 / 2022)
(7 Stücke, 76:41 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 2022 feiert der Elektronikmusiker Michael Brückner gleich mehrere Jubiläen. Gut 30 Jahre ist es her, dass er im Jahr 1992 begann elektronische Musik zu machen. Und vor 10 Jahren, im Jahr 2012, fand er mit SynGate Records ein neues Label, bei dem er mit „100 Million Miles Under The Stars“ sein 100. Album veröffentlichte. Das zeigt schon, dass Michael Brückner in Sachen Musik ein wahrer Workaholic ist. 

 

 


Seit der Veröffentlichung von „100 Million Miles Under The Stars“ gehört dieses Album zu seinen persönlichen Favoriten. Das neue Re-Release ist nun viel mehr, als eine Wiederveröffentlichung, tatsächlich sind völlig neue Tracks entstanden, als die einzelnen Stücke nicht nur remixt sondern durch andere Künstler, die Michael zu diesem Projekt eingeladen hatte, völlig neu interpretiert wurden.

An dem Re-Release waren die internationalen Musiker Dave Bessell (UK), Johan Tronestam (Schweden), Jörg Schaaf (Deutschland), Esteban Menash aus Argentinien (M3NASH), der Finne Ami Hassinnen (of Nemesis) und Hollan Holmes (USA) sowie mit The Brückendorf Corporation ein Trio mit anonymen Mitgliedern beteiligt. Michael sagt: „Ich bin wirklich beeindruckt und glücklich, wie die neuen Versionen durch die Hand der immens talentierten Künstler Gestalt angenommen haben.

Als erstes fällt auf, das die Stücke auf der Wiederveröffentlichung andere Laufzeiten aufweisen. Sie liegen zwischen 8:12 und 15:35 Minuten Spielzeit. Die neue CD ist dabei um gut anderthalb Minuten kürzer als das Original. Das weist schon mal darauf hin, dass sie komplett neu eingespielt wurden. Die Stücke wurden aber in der gleichen Reihenfolge platziert, wie auf dem Original.

Die CD beginnt mit den beiden Parts von „Memo For Nemo“. Während das Original von „Memo For Nemo Part 1“ 7:26 Minuten lang ist, ist die neue ReVisited-Version auf 10:16 Minuten angewachsen. Dave Bessel, der für die neue Version verantwortlich zeichnet hat einige neue Zwischentöne und Melodiefolgen eingefügt. Dies ändert die Grundstimmung und den Sound zwar nicht, erweitert sie aber. Der sehr spacige und schwebende Track wirkt im ersten Teil dadurch melodischer, während die Melodie später zurückgefahren wird. Der Rhythmus setzt in der neuen Version dafür etwas später ein.

Der zweite Part, den The Brückendorf Corporation eingespielt hat, beginnt entgegen dem Original mit perlenden Klängen und ist gut zwei Minuten länger als das Original. Das liegt vor allem an dem längeren Intro. Nach etwas mehr als zwei Minuten kommen die Klänge und Rhythmen auf, die auch im Original zu finden sind, allerdings hat Das Trio diese leicht verändert.

„Cycles Of Fire - ReVisited“ hat Johan Tronestam neu eingespielt und eine etwa eine Minute kürzere Version daraus gemacht. Auch er beginnt etwas anders als Michael im Original. Er nutzt zunächst weniger Rhythmen. Bei ihm bekommt der Track etwas hymnisches, da hier die Percussionelemente fehlen und die Klangfarben weicher sind.

Jörg Schaaf hat eine 12:11minütige Version von „Paradox Planet - ReVisited“ (im Original 11:30 Minuten) beigesteuert. Auch bei ihm werden die ersten Minuten von mystischen, futuristischen Klängen bestimmt, allerdings in etwas abgeschwächter Form. Dann setzt nach ca. dreieinhalb Minuten ein Sequenzerrhythmus ein, der schneller ist als im Original. Dieser sitzt auf den mystischen Klangwolken und erzeugt eine etwas andere Stimmung als Michael es gemacht hat.

„Monokosmos - ReVisited“ von M3NASH ist um zweieinhalb Minuten kürzer wie das Original. Während Michael im Original Stimmungsbilder zeichnet, hat Esteban eine wunderbare Harmonie-/Melodiefolge auf die Flächen gelegt.

Das von Ami Hassinen bearbeitete „Waves Are Chasing The Wind - ReVisited“ ist nun gut dreieinhalb Minuten kürzer geworden. Es beginnt ambienter als bei Michael, da hier der asiatisch wirkende Beginn entfallen ist. Vielmehr sind hier mystische Klangkollagen an den Anfang gesetzt, die nach etwas mehr als einer Minute von einem Sequenzerrhythmus verdrängt werden, die im Original erst nach mehr als sechs Minuten einsetzen. Ab jetzt ist Hassinen näher am Original auch wenn hier der asiatische Touch fehlt und der Track reduzierter rüberkommt.

Den Abschluss bildet dann das mehr als 15minütige „100 Million Miles Under The Stars - ReVisited“ (im Original ebenso lang), das von Hollan Holmes bearbeitet wurde. Während es bei Michael am Anfang mysteriös wirkt, da die Klänge, die durch den Raum wabern psychedelischer Natur sind und eher Stimmungen aufbauen, hat Hollan Holmes hier schon perlende und harmonische Klanglandschaften hinzugefügt. In der zweiten Hälfte sind die Unterschiede dann marginaler, da auch Michael ab diesem Zeitpunkt den Fokus auf Harmonien legte.

Die unterschiedlichen Musiker haben sich die Originale von Michael als Grundlage genommen und mal mehr und mal weniger verändert. Es ist eine sehr spannende Neueinspielung geworden. Wer das Original noch nicht besitzt kann auch eine DoppelCD erwerben, auf dessen zweitem Silberling das Original aus 2012 zu finden ist und sich so die favorisierten Versionen auswählen.

Stephan Schelle, Oktober 2022

 
   

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