Martha Rabbit - Zodiaklicht Im Jahr 2008 konnte das aus Bremen stammende Elektronikduo Michael J.J. Allert und Wolfgang Rohdenburg, das sich Martha Rabbit nennt, durch ihr Zweitwerk „Pyrrhogaster“ auf ganzer Linie überzeugen. Sieben Jahre haben sich die beiden Zeit gelassen, bis im Frühjahr 2015 nun endlich das dritte Werk unter dem Titel „Zodiaklicht“ erschien. Nachdem das Duo beim „Schallwelle Preis“ 2008 in der Kategorie „Bester Neuling“ nominiert war, legten die beiden allerdings ihr Musikprojekt erst einmal auf Eis und packten bereits fertiggestellte Tracks zur Seite. |
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Nun
zur Musik. Die sechs Stücke des Albums bewegen sich zwischen 8:36 und 13:51
Minuten Spielzeit. Hieran ist schon zu erkennen, dass die beiden es mit
Longtracks haben, die sich langsam entwickeln. Stilistisch ist die Musik –
wie auf dem Vorgänger – im Bereich der „Berliner Schule“ angesiedelt.
Los
geht es mit dem kürzesten Stück, das den Titel „The Coulerful Clouds Of
Rho Ophiuchi“ trägt. Dieser Track ist einer der älteren, bereits fertig
gestellten Tracks, der allerdings im Jahr 2010 ein etwas neueres Gesicht
bekam. Der Track beginnt sofort mit Sequenzerrhythmen, die an Tangerine
Dream erinnern. Doch nach wenigen Momenten kombinieren Martha Rabbit diesen
Sound mit einem stampfenden, technoartigen Beat. Das passt ganz hervorragend
zusammen. Darauf platzieren die beiden eine eingehende, herrliche Melodie.
Nach einigen Minuten bekommt das Stück noch mehr Volumen und Dynamik. Und
immer wieder sind Anleihen an Tangerine Dream herauszuhören und werden mit
eigenen Sounds vermischt. „Warum mussten die Freunde der elektronischen
Musik nur so lange darauf warten?“, fragt man sich, wenn man dieses Stück
hört. Dem
folgt dann mit „Estimal Sunrise“ der längste Track des Albums. Dieses
Stück beginnt recht spacig und ich habe sofort Bilder aus dem Planetarium
vor Augen. Hier klingen Martha Rabbit wie eine Mischung aus Tangerine Dream
und Klaus Schulze (letzteres vor allem wenn der Gitarrensound einsetzt). Und
im letzten Viertel gehen die beiden unglaublich relaxt zur Sache. Für
Freunde der „Berliner Schule“ ein echter Genuss. Mit
13:33 Minuten gehört „Gardens Of The Wild Sun“ ebenfalls zu den längsten
Tracks des Albums. Auch hier gehen die beiden recht spacig zu Werke und
nehmen den Sequenzer wieder als rhythmusgebendes Element. Nach etwas mehr
als zwei Minuten kommen Gitarrenklänge aus dem Synthie zu Gehör, die
wiederum an Acts wie Klaus Schulze oder ansatzweise Nautilus denken lassen.
Den Track durchzieht eine gewisse ethnische Atmosphäre, was vor allem durch
einige Sounds, die an mittelöstliche Regionen denken lassen und den Tabla
artigen Rhythmus hervorgerufen werden. Im weiteren Verlauf steigert sich
dann aber der Rhythmus und die beiden verstehen es nun einen hypnotischen
Sound auf den Hörer loszulassen, der fesselnd wirkt. Toller Track. Surreal
beginnt das 11:24minütige „New Eden Spaceport“. Da zischen die Synthies
und man kann zunächst die Region, in der sich die Musik nun bewegt nicht
konkret verorten. Es dauert anderthalb Minuten, dann legt der Sequenzer
wieder los und wird von Rhythmen wie von einem Schlagzeug sowie einem
stampfenden Beat begleitet. Darauf wird wieder die Melodie gesetzt. Auch das
machen die beiden perfekt. Eher
schwebend weht dann das fast 13minütige „Black Solar Radiation“ aus den
Boxen. Eine sehr verträumte, teils majestätisch wirkende Nummer, die mit
einigen außergewöhnlichen Sounds gespickt ist. Den Abschluss bildet dann
das Sequenzer orientierte Titelstück, das es auf 10:21 Minuten Spielzeit
bringt. Hier bewegen sich die beiden Musiker wieder sehr stark im Fahrwasser
von Tangerine Dream & Co., spendieren dem Stück aber wieder einen
knackigen Rhythmus. Auch
mit ihrem dritten Album „Zodiaklicht“ können mich die aus Bremen
stammenden Martha Rabbit voll und ganz überzeugen. Ihnen ist trotz oder
gerade wegen der langen Produktionsdauer ein wirklich tolles Album gelungen.
Stephan Schelle, Mai 2015 |
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