Lugburz – Songs From Forgotten Lands
 

Lugburz – Songs From Forgotten Lands
Ars Musica Diffundére / Nova MD GmbH/Black Rain Group (2010)
(10 Stücke, 43:32 Minuten Spielzeit)

Sowohl Coverartwork, wie auch der Projektname Lugburz weisen auf den wohl größten Fantasy-Roman unserer Zeit hin, J.R.R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“. In Tolkiens „Herr der Ringe“ wird Barad-Dur, der Dunkle Turm von Mordor, in der dunklen Sprache auch als Lugburz bezeichnet. Und so ziert das Cover denn auch das Auge des Dunklen Turms. Lugburz ist das Projekt des spanischen Multi-Künstlers Sathorys Elenorth alias Narsilion, Der Blaue Reiter.

 


Gegründet wurde Lugburz zwar schon im Jahr 2002, doch ist „Songs From Forgotten Lands“ erst das zweite Album des Projekts. Der Erstling, der vor gut acht Jahren herausgekommen ist, ist seit längerer Zeit vergriffen und ein gesuchtes Sammlerstück. Da ich dieses Werk nicht kenne, kann ich an dieser Stelle keine Angaben zur Entwicklung von Lugburz machen.

Die CD erschien Anfang Juni 2010 und liegt stilistisch in der Schnittmenge von Fantasy Folk, Elektronik, Dark Ambient und Soundtrack-Musik. Neben Instrumentaltiteln finden sich auch einige Stücke auf dem Album, die gesungen bzw. auf denen ein Text gesprochen wird. Lässt man die einzelnen Tracks in ihrer Gesamtheit auf sich wirken, so entsteht schon ein Gefühl des Kopfkinos, das den Hörer sofort in die Fantasywelt des J.R.R. Tolkien versetzt.

Geschickt werden sakrale, epische und orchestrale Elemente mit folkloristischen, mittelalterlichen bzw. Fantasy mäßig wirkenden Sounds vermischt, so dass man gedanklich schnell beim Buch oder auch dem Film „Der Herr der Ringe“ landet. Ergänzt wird dies auch durch einige Geräusche und Effekte, die gewisse Szenen im Kopf entstehen lassen.

Mit diversen Geräuschen (Pferde, Krähe etc.) beginnt die CD mit dem Stück „Somewhere In The Middle Earth (Gollums Song)“ sehr ansprechend. Man hat das Gefühl, als würde eine Kreatur (hier Gollum) durchs Gelände schleichen. Das wird auch durch die recht orchestral/klassisch wirkende Instrumentierung verstärkt. Kaum ist die CD gestartet, da ist man auch schon mitten im Geschehen drin.

In „The Return Of The Dark“ Ages fegt erst einmal ein scharfer Wind übers Land. Unheimliches Gewieher und bedrohliche Stimmen, die wie eine Beschwörungsformel (könnte auch von einer Art Mönch stammen) klingen, gefolgt von dramatischen Klangskulpturen bilden hier zunächst den Grundstock. Nach etwas mehr als der Hälfte werden aber sanfte Chöre angeschlagen, die mich sofort an die Elben erinnern. Doch die bedrohliche Stimmung kehrt schnell zurück.

Klassische Melodien, so wie man sie auch von Rick Wakeman oder Mittelalterrockbands kennt, gewürzt mit einigen irisch anmutenden Folkloreanteilen, so wirkt „The Ring Goes To South“. „The Shire“ kommt dagegen wie eine verträumte Ambientnummer rüber, die aber mit Horn und Flöte einen recht klassischen Anstrich bekommt. Nach einigen Momenten schält sich eine romantische Melodie aus dem Track.

In „Morguls Night“ marschiert förmlich eine große Armee in den Krieg, so zumindest vermittelt es der perkussive Titel. Kampfgeräusche eröffnen „The Riders Of Rohan“, ein sehr erhabenes und würdevolles mittelalterliches Stück, das durch einige Melodie- und Strukturwechsel überzeugt. Auch die „Waters Of Nimrodel“ sind gut umgesetzt, hört man doch zunächst rauschendes Wasser durch die Boxen fließen, während eine zarte Melodielinie aus dem Hintergrund erklingt. Hier kommt dann auch eine Harfe zum Einsatz und ein Text wird ins Mikro gehaucht. Sehr stimmungsvoll. Heroisch geht es in „Towards The Fields Of Pelennor“ zu, bei der wieder in den Kampf gezogen wird. Dazu sorgt eine düstere Stimme für eine unheimliche und spannende Atmosphäre.

Mit zweistimmigen Geigen wirkt „Edoras“ zunächst recht mittelalterlich. Ich hab die zerklüftete Steppenartige Landschaft bei dieser Musik direkt vor meinem Auge. Recht hymnisch klingt die CD dann mit „Tears For A New Beginning“ aus. Ein herrliches Stück, das mit melancholischem Gesang das Ende der Filmtrilogie sehr schön einfängt (diejenigen, die den Film gesehen haben, wissen was ich meine).

Bisher war mir Lugburz kein Begriff. Da ich aber den „Herrn der Ringe“ liebe und auch für Ambient und epische Soundtracks eine Ader habe, gefällt mir „Songs From Forgotten Land“ ausgezeichnet. Man bekommt beim Hören der CD sofort das Bedürfnis zum Buch zu greifen und das Monumentalwerk erneut zu lesen, während die CD im Hintergrund läuft.

Stephan Schelle, August 2010

 
   

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