Level Pi - Dunkelstunde
 

Level Pi - Dunkelstunde
Eigenvertrieb (2011)
(7 Stücke, 59:25 Minuten Spielzeit)

Uwe Cremer, der sich hinter dem Pseudonym Level Pi verbirgt, ist in Düsseldorf geboren und in Iserlohn aufgewachsen. Da ist es kein Wunder, dass er mit der Musik von Kraftwerk groß geworden ist. Aber nicht nur die Elektronikmusik hat es ihm angetan, vor allem auch Krautrock der 70’er von zum Beispiel Eloy hat ihn begleitet. Und auch weitere Musikstile wie Progressive Rock, Gothic Rock oder Heavey Metal haben ihn beeinflusst.

 


Nach „Entrance“ und „Electronic Sheep“ ist „Dunkelstunde“, das bereits in 2011 erschienen ist, Uwe’s drittes offizielles Soloalbum unter dem Namen Level Pi. Das Album ist als digitaler Download (bei amazon, itunes oder musicload) oder als CD erhältlich. Mir liegt die CD-Version vor.

Das Album ist als Digipack erschienen und enthält nur wenig Informationen. Der Untertitel der CD lautet „Sieben musikalische Geschichten“ und befasst sich thematisch mit den Geschichten der Menschen, die in der Dämmerung, wenn es draußen dunkel wird, an ihren Fenstern sitzen bzw. dort zu sehen sind. Im Schein von kleinen Lampen / Lichtern oder dem Licht der Straßenlaternen zeichnen sich Konturen in den Fenstern der Häuser ab, die Uwe vertont hat. So zeigt das Cover auch einige Szenen als Schattenspiel in imaginären Fenstern.

Musikalisch bewegt sich Uwe dabei zwischen dem Sound der „Berliner Schule“ und der Rockmusik. Das liegt vor allem daran, dass er nicht nur Tasteninstrumente einsetzt sondern auch Bass, Schlagzeug und Gitarre spielt.

Los geht es mit dem Stück „Winterabend“. Wer jetzt eine düstere Stimmung erwartet, der liegt nicht ganz verkehrt. Zunächst zeigen die Keyboards eine etwas unterkühlte Stimmung auf, das ändert sich dann aber erst in der Hälfte des Tracks, wenn ein rockiger Riff einsetzt. Flächen ziehen durch den Raum und Uwe schlägt auf dem Schlagzeug ein Klopfgeräusch an, so als würde jemand zur Tür herein wollen. Die Keyboardsounds werden kräftiger und klirrender. Im zweiten Teil haben wir es dann mit einer herrlichen Mixtur aus Keyboardsounds und rockigen, rhythmischen Passagen zu tun, die auch eine Spur psychedelisch wirken. Sehr gut bindet Uwe die E-Gitarre als Soloinstrument in diesen Part ein.

„Der Flug des Fernraumschiffs“ wirkt zunächst recht spacig, denn die elektronischen Klangwolken, die durch den Raum ziehen, lassen eine Weltraumatmosphäre vor dem geistigen Auge entstehen. Dann kommt ein Rhythmus und eine teils jaulende E-Gitarre hinzu. Kurz darauf spendiert Uwe diesem Track noch einen dynamischen Keyboardsound, der eine hypnotische Sogwirkung verströmt. Ein echtes Hammerstück.

Die dritte Geschichte erzählt von „Absent Friends“. Der verhaltene Beginn wechselt nach gut anderthalb Minuten in eine sehr schöne rockige Passage, bei der die E-Gitarre die Oberhand behält. Das ist sehr nah dran am Krautrock der 70’er, ohne altbacken zu wirken. Ganz im Gegenteil. Uwe spielt in diesem Stück eine sehr schöne Melodie auf der Gitarre. Alles wirkt sehr organisch und nicht nach einem Einzelprojekt. Ich könnte mir gut vorstellen, diese Musik auch von einer Band gespielt zu erleben.

Basslastig (hier ist das Instrument gemeint) geht es zu Beginn des Stückes „Das Versteck“ zu. Bass und Keyboards zeigen auf dem Rhythmusteppich des Schlagzeugs sehr schöne Muster, die im späteren Verlauf noch von der E-Gitarre unterstützt werden. Ein klasse Track.

Mit dem mehr als 13minütigen „Orange Temple“ kommt dann das längste Stück der CD an die Reihe. Zunächst hört man ein Knistern, so als würde eine Vinylscheibe auf den Plattenteller gelegt und gestartet. Dann kommen aus dem Hintergrund rhythmische Gitarrenmuster und psychedelische Orgelklänge hinzu. Dieser Track ist eine Orgie für die Ohren. Man hat das Gefühl in eine andere Welt voller Farben und Muster einzutauchen. Bester Psychedelicrock.

Atmosphärisch und spacig wird es dann wieder in „Tougenkyou“. Nach drei Minuten kommt der Sequenzer zum Einsatz und lässt die „Berliner Schule“ aufblitzen. Dieser Track ist eindeutig ein Stück für die Elektronikfangemeinde. Im zweiten Teil des fast zehnminütigen Stückes packt Uwe dann aber wieder die E-Gitarre und das Schlagzeug aus und führt den Track in rockigere Gefilde. Das Titelstück beendet dann die CD wiederum recht psychedelisch und im Krautrock verhaftet.

Uwe Cremer hat mit seinem Projekt Level Pi und der neuen CD „Dunkelstunde“ ein wirklich tolles Album geschaffen, das die Grenzen zwischen Elektronik- und Rockmusik verschwimmen lässt. Hier wird für beide Lager sehr ansprechende Musik geboten. Aus meiner Sicht hat Uwe sein bisher bestes Werk abgeliefert. Hohe Empfehlungsstufe.

Stephan Schelle, August 2012

 
   

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