La Mansarde Hermétique – The Attic Diaries – Episode 1
 

La Mansarde Hermétique – The Attic Diaries – Episode 1
Bandcamp (2023)

(4 Stücke, 106:26 Minuten Spielzeit)

La Mansarde Hermétique ist ein Improvisationsduo bestehend aus den beiden Elektronikmusikern Michael Brückner und Mathias Brüssel. Die beiden haben in der Zeit von 2013 bis 2023 zahlreiche Sessions - zum Teil auch mit musikalischen Gästen - absolviert und diese auch mitgeschnitten. Anfang 2023 beginnt nun eine Veröffentlichungsreihe unter dem Titel „The Attic Diaries“, die in zweimonatlichem Rhythmus auf Bandcamp zum kostenlosen Download erhältlich ist. Die Musiker freuen sich aber, wenn die Musikfreunde dort einen selbst gewählten Obolus entrichten.

 

 


Michael beschreibt dies wie folgt: Aufgrund des Gesamtumfangs des Materials (ca. 50 Stunden Aufnahmen aus den letzten 10 Jahren) werden wir die Musik nur als Download anbieten, und (wie gesagt) kostenlos - wir wollen unsere Hörer nicht ausnehmen, sondern nur eine Möglichkeit bieten, diese Aufnahmen denjenigen zugänglich zu machen, die sich dafür interessieren. Eigentlich sehen wir es als eine Art fortlaufende Dokumentation, oder auch: musikalisches Tagebuch... (...im Gegensatz zu normalen „Alben“). Das bedeutet, dass die Sessions mit den meisten Fehlern (falsche Noten, unausgewogene Lautstärken, „suchende“ Passagen usw.) so daherkommen werden, wie sie aufgenommen wurden. OK, ein wenig Trimmen der schlimmsten Fehler etc. vielleicht, plus ein wenig Mastering. Manchmal werden wir auch spätere Bearbeitungen, Remixe oder andere im Studio erstellte Variationen des Originalmaterials dazupacken, wenn es Sinn macht...

Das Material in der ersten Folge stammt von unserer allerersten Session, was aber nicht bedeutet, dass wir alle Sessions in chronologischer Reihenfolge veröffentlichen werden. Oder, es gibt eine * Art * chronologisches System, das wir uns ausgedacht haben, aber es ist nicht linear... Aufgrund der Natur dieser Sessions (und Mathias’ und meines Musikgeschmacks) gibt es eine ziemlich große Vielfalt an Musikstilen - oder es ist immer eine Mischung aus allen möglichen (elektronischen) Stilen, aber der Schwerpunkt kann von Session zu Session variieren - oder sogar von Moment zu Moment. Natürlich ist die meiste Zeit etwas Ambient, etwas Berliner Schule, einige experimentelle Elemente, aber auch eher zeitgenössische Electronica dabei...

Die erste Veröffentlichung trägt den Untertitel „Episode 1“ und enthält vier Stücke, die auf zwei CDRs Platz finden.

Das erste Stück trägt den Titel „First Sequence - ReVisited“ und ist 19:43 Minuten lang. Das Stück beginnt mit ratternd/pulsierenden Sequenzerrhythmen auf denen dann sanfte Flächen Platz finden. Nach ca. anderthalb Minuten kommt dann eine Melodielinie auf. Es folgen weitere Rhythmusmuster und dynamischere Harmonieflächen, die sich zu schnellen Sequenzerrhythmen verformen. Ab der Hälfte sorgt dann ein pumpender Rhythmus für eine Weiterentwicklung. Die Dynamik steigt immer weiter und sorgt für einen hypnotischen Mahlstrom. Ein klasse Track, der unbedingt veröffentlicht werden musste.

„Hypnotic Drift“ nennt sich der zweite, 29minütige Track. Nach einem flächigen Beginn sorgt ein tackernder/flirrender/echohafter Rhythmus nach gut 50 Sekunden für eine sanfte Unterbrechung. Dieser Rhythmus wird immer wieder in die Harmonien eingestreut, was den Spannungsbogen hoch hält. Musikalisch entwickelt sich das Stück nur recht langsam und wird dann am Ende in einen leicht experimentellen Part übergeben.

Der dritte, 36:07minütige Track trägt den Titel „The Bird (How To Tame A Little Free Wild Thing)“. Da macht der Titel des Stückes schon recht neugierig. Das Stück beginnt aber zunächst noch recht verhalten und mysteriös. Es schälen sich aber schon Melodiebögen heraus, die zwischen harmonisch und surreal wechseln. Nach etwas mehr als fünf Minuten wird es dann recht rhythmisch und im Mittelteil gehen dann die Sounds etwas wild durcheinander, behalten trotz alledem noch einen harmonischen Charakter. Das passt dann auch gut zu dem Titel, da die beiden Vogelwild aber strukturiert zu agieren scheinen. Da wirkt das Ganze auch schon mal auf charmante Art leicht chaotisch.

Der letzte Track ist das 21:33minütige „Der Vogel (SoundCloud Edit) - ReVisited“. In diesem Stück finden sich verschiedene Passagen. So beginnt das Ganze mit leicht surrealen Klängen und Rhythmusmustern, die sich harmonisch entwickeln und von Effekten durchzogen werden. Verschiedene Rhythmusstrukturen werden immer mal wieder eingestreut und es werden auch mal recht surreale Klangpassagen eingebaut. Manches wirkt dabei auch recht futuristisch.

Die Stücke auf „The Attic Diaries - Episode 1“ sind es allemal Wert veröffentlicht zu werden. Auch wenn Michael Brückner und Mathias Brüssel die Stücke kostenlos anbieten und auf eine Spende der Musikfreunde hoffen, so sind sie alles andere als Ausschussware. Qualitativ bietet das Duo gut gemachte Improvisationen, die den Freunden der elektronischen Musik munden werden. Man darf gespannt sein, was da als nächstes ausgepackt wird.

Stephan Schelle, Februar 2023

 
   

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