Krystian Shek - Israfil
 

Krystian Shek - Israfil
FAX Records (2010)
(11 Stücke, 52:56 Minuten Spielzeit)

Der aus dem Frankfurter Raum stammende Musiker Krystian Schek hat sein neues Album „Israfil“ genannt. „Israfil“ ist ein Erzengel aus dem islamischen Glauben, der am Tag des jüngsten Gerichts zwei Mal in sein Horn blasen soll. Im westlichen Glauben wird er mit dem Erzengel Raphael verbunden. Dem Titel entsprechend ziert das Cover eine Silhouette eines Engels vor dunklem Hintergrund.

 


Das Album enthält elf Tracks, die zwischen tiefer Melancholie und lieblichen Melodiebögen wandeln und in den meisten Fällen von Rhythmen getragen werden. Los geht es mit dem Opener „Baking Eggs On Loro’s Island“. Bei diesem etwas mehr als zweiminütigen Stück dachte ich beim ersten Hören – ohne den Titel zu kennen - an eine Inselidylle im Regen. Vogelgeräusche zu - wie ich dachte – prasselndem Regen, der sich nach dem Titel aber doch eher als das brutzeln bratender Spiegeleier in der Pfanne entpuppen. Das nenne ich Humor, währen die Vögel fröhlich im Dschungel krähen, brät man sich mal eben ein paar ihrer Eier. Das ganze versetzt Uwe dann noch mit einigen Effekten. Hier wird eine merkwürdige Stimmung erzeugt, zu deren Ende hin dann eine kurze Melodie – ähnlich dem Soundtrack von „Twin Peaks“ - ertönt.

Als zweites folgt „Israfil (Where The Blood Forever Rains)“. Während der Opener nahezu ohne Melodie ausgekommen ist, ändert sich das Bild nun. Zwar eröffnet dieses Stück zunächst mit einem Basssound, doch dann erklingt eine Stimme und ein Rhythmus wie von Enigma weist in den Song. Allerdings geht es hier nicht so harmonisch wie bei Cretu’s Projekt zu, die Klangfarben sind hier wesentlich härter. Zu diesem rhythmischen Track singt eine laszive weibliche Stimme (von F. Morgano) im Sprechgesang einen Text.

Recht technisch wirkt „Quan“, das trotz seiner Einfachheit und unterkühlten Ausstrahlung doch in den Bann zieht. Diese Kombination verfehlt ihre Wirkung nicht. Klare, liebliche, transparente Keyboardklänge ziehen uns in ein Bad voller blubbernder Champagnerbläschen im Track „Champagne Bubble Bath“. Hier kommt auch wieder eine weibliche zum Einsatz. Dieses Mal ist es Sol Bernardele aka Surya, deren Stimme wesentlich weicher als F. Morgano klingt.

Ein zunächst nur aus Rhythmus bestehender Track ist „Love, Liptease & 808“, der aber durch eine Melodielinie noch verfeinert wird. In „Israfil (Where The Sun Forever Shines)“ geht es ähnlich wie bei „Israfil (Where The Blood Forever Rains)“ zu, denn soundmäßig ist dieser Track ähnlich und auch F. Morgano haut ihren lasziven Sprechgesang wieder aus den Boxen, der aber um eine gesungene Variante verfeinert wird.

„Black Prinzess“ ist wieder ein schnell ins Ohr gehender Rhythmustrack und auch „Collect Dust“, der zunächst nur aus Rhythmus zu bestehen scheint, überzeugt im weiteren Verlauf durch eine eingängige Melodieführung, die zwar aus Wiederholungen besteht und dadurch Gefahr läuft zu monoton zu wirken, aber es funktioniert.

Auch „Israfil“ ist ein Album, das nicht sofort ins Ohr geht, aber es enthält einige faszinierende Klänge und Rhythmusfiguren, mit denen Krystian Shek zwischen Ambient, Techno und Elektronik wandelt. Man sollte dem Album unbedingt mehr als einen Hördurchgang widmen.

Stephan Schelle, Januar 2010

 
   

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