Klaus Schulze – Wahnfried’s Tonwelle
 

Klaus Schulze – Wahnfried’s Tonwelle
mig / made in germany music (1981/2012)
(4 Stücke, 82:52 Minuten Spielzeit)

Im Jahr 1979 veröffentlichte der Elektronikmusiker Klaus Schulze, nachdem er unter seinem eigenen Namen bereits elf Alben herausgebracht hatte, die erste LP des Projektes Richard Wahnfried („Time Actor“) auf seinem IC-Label. Im Jahr 1981 erschien das zweite Album von Richard Wahnfried unter dem Titel „Tonwelle“. Am 27.01.2012 erscheint nun bei mig eine Special 2CD-Edition des treibenden 81'er Werkes.

 


Richard Wahnfried ist ein Synonym für den großen Komponisten Richard Wagner und stellt zugleich ein Projekt dar, bei dem Klaus wesentlich rockiger als auf seinen Soloalben zu Werke gehen konnte. Die meisten Wahnfried-Alben wurden von Klaus nicht allein eingespielt, vielmehr hatte er weiter Musiker an Bord, so dass dabei eine Bandatmosphäre aufkam.

Neben Klaus Schulze, der die Tasteninstrumente bedient, gehören Sänger Michael Garvens (er klingt eine Spur nach Arthur Brown), Manuel Göttsching (Ash Ra bzw. Ash Ra Tempel) an der Gitarre, Michael Shrieve (ex-Santana) am Schlagzeug und ein gewisser Karl Wahnfried an der Gitarre zum LineUp.

Das besondere an dem 81'er Werk war, dass die Platte mit 45 Umdrehungen abgespielt werden musste. Obwohl die beiden enthaltenen Tracks mit 18:30 („Schwung“) und 17:50 („Druck“) Minuten Spielzeit einer LP gleichkamen, waren die 45 Umdrehungen damals doch eher das Privileg von Maxi-Singles. Klaus konnte so einen noch fetteren Sound bieten.

Die Wiederveröffentlichung enthält nun zwei CDs. Auf der ersten CD ist das Werk in der Originalfassung (45 Umdrehungen) enthalten. Die zweite CD enthält die beiden Stücke in einer langsamer gespielten Version (33 Umdrehungen).

Zunächst ist einmal zu sagen, dass die beiden Stücke von „Tonwelle“, „Schwung“ und „Druck“ ihrem Namen wirklich Ehre machten, denn es handelt sich bei beiden Tracks um treibende Stücke mit mitreißender Rhythmik und wunderbaren Soli. Dazu gesellt sich ein etwas entrückter Gesang von Michael Garvens, der klingt, als sei er verfremdet worden. Die Musik wirkt harmonisch aber auch improvisiert. Die rockigen Anklänge (durch E-Gitarre und Schlagzeug bzw. Perkussion) verbinden sich mit dem typischen Schulze-Stil zu einer faszinierenden Mischung.

Als Bonus gibt es dann noch die verlangsamte Version der LP. Klaus Schulze sagt selbst zu der neuen Edition: „Ich habe die Aufnahmen zum ersten Mal nach 30 Jahren wieder gehört und finde die Aufnahme im langsameren Tempo sehr viel besser, obwohl „Schwung“ und „Druck“ nicht mehr so ganz passen. Aber wenn man die Titel auch noch verändern würde, würde es nur noch zu mehr Verwirrungen führen. Ich bin mir sicher, dass diese neuen Versionen den alten und neuen Fans gefallen werden.“

Recht hat er, auch die neuen Versionen, in dem langsameren Tempo haben ihren ganz besonderen Reiz. Allerdings wirkt hier der Gesang doch etwas lang gezogen und wie in Zeitlupe. Der Sound ist schwebender und hat mehr vom Stil des Solokünstlers Klaus Schulze. Die Tracks sind jeweils ca. sechs Minuten länger als die Originalfassung.

„Tonwelle“ von Klaus Schulze's Projekt Richard Wahnfried gehört aus meiner Sicht in jede gute Elektronik- / Krautrocksammlung. Die Musik hat über die Jahre nichts an ihrer Faszination verloren. Und die beiden verschiedenen Varianten machen wirklich Spaß. Auch klanglich ist es einwandfrei restauriert worden. Wer das Album bisher nicht auf CD besitzt, der sollte unbedingt zuschlagen.

Stephan Schelle, Januar 2012

 
   

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