Klaus Schulze – La Vie Electronique Vol. 6
 

Klaus Schulze – La Vie Electronique Vol. 6
mig / made in germany music (2010)
(9 Stücke, 233:10 Minuten Spielzeit)

Zeitlich schließ „La Vie Electronique Vol. 6“ direkt an Volume 5 an, denn die dreifach CD, die ebenfalls in einem sechsseitigen Digipack mit 20seitigem Booklet ausgeliefert wird, deckt die Jahre 1976 bis 1978 ab. Neben vielen Fotos finden sich Linernotes von Lennart Koschella im Booklet, die er 1993 zum Anlass der „Silver Edition“ verfasste. Sie wurden um eine kurze Notiz im Jahr 2008 ergänzt, in der die Zeitlosigkeit von Schulze’s Musik zum Ausdruck gebracht wird.

 


Koschella hatte mit „Stardancer II“ den Einstieg in Schulze’s Musikkosmos erhalten und hatte vorher nichts mit Elektronikmusik zu tun. Während ihn diese Musik sofort faszinierte, weil er „glaubte, etwas Neues, Besonderes, Irrationales … gefunden zu haben“, trat dieser Effekt bei mir erst viel später ein. Für Koschella öffnete Schulze den Korridor in die Elektronikmusik, während mir zum damaligen Zeitpunkt Tangerine Dream wesentlich näher standen. Aber wie bei ihm legte ein Ereignis bei mir einen Schalter um, der die Faszination für Schulze’s Musik bis in die heutige Zeit lebendig hält.

1978 erschien „Mirage“, ein weiteres wegweisendes Album auf dem langen Weg der Karriereleiter von Klaus Schulze. Klaus hatte sich stetig weiterentwickelt und entgegen allen Trends sein Ding weiter fortgeführt. Die Sequenzer waren wesentlich rhythmischer und Schulze klang locker und leicht und doch sehr experimentierfreudig.

Und genau diese Ausstrahlung vermochte er auch bei seinen Livekonzerten zu vermitteln. Die Musik und die Stimmungslagen standen dabei immer im Vordergrund, was sich auf Volume 6 sehr schön zeigt. Für viele Fans sind die späten 70’er daher auch die Blütezeit seiner Kreativphase.

Auf den neun Titeln, die wieder Live mitgeschnitten wurden und sich zuvor auf den Boxen der Silver-, Historic, Jubilee- und Ultimate-Edition befanden und in 2010 erstmals nicht in limitierter Auflage erscheinen, geht Klaus äußerst harmonisch und rhythmisch zur Sache. Die Musik ist von einer hohen hypnotischen Wirkung geprägt. Hat man sich erst einmal in seinen Kosmos eingefunden, kommt man nicht mehr davon los.

Sphärisch verspielte Tracks, in denen man zwischen Traum und Fantasie hin- und herpendelt wie zum Beispiel in „Schwanensee“ (hier scheint man es mit Theatermusik zu tun zu haben) finden sich genauso auf dem Album, wie bedrohliche Soundscapes á la „Fear At Madame Tussaud’s“ oder rhythmische Tracks der Marke „BarracudaDrum“, das während einer Aufnahmesession 1978 im Panne-Paulsen Studio zusammen mit Harald Grosskopf am Schlagzeug entstanden ist.

Wie alle Teile der „La Vie Electronique“ ist auch Volume 6 ein absolutes Muss für den Elektronik- bzw. Schulze-Fan.

Stephan Schelle, Juni 2010

 
   

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