Klaus Schulze - La Vie Electronique 13
 

Klaus Schulze - La Vie Electronique 13
Mig / made in germany music (2013)
(6 Stücke, 230:04 Minuten Spielzeit)

Nach einer halbjährigen Pause geht es am 26.04.2013 mit der „La Vie Electronique“-Reihe von Klaus Schulze weiter. Wie gehabt kommen drei CDs in einem Digipack und einem zwölfseitigen Booklet, mit Stücken, die bisher nur auf umfangreichen Boxen enthalten waren, erneut heraus. Chronologisch aufbereitet, bietet Vol. 13 Musik aus den Jahren 1993 und 1994.

 


Der Berliner Elektronikpionier schneidet seine Improvisationen grundsätzlich mit. Daneben wurden Schulze auch kontinuierlich Auftragsarbeiten angedient, wie zum Beispiel Filmmusiken. So ist im Laufe der Zeit eine Menge Material entstanden, das nicht auf regulären (hier nehme ich die Boxen mal raus) CDs erschienen ist.

CD Nummer 1 bietet ein mehr als 78mintütiges Stück mit dem Titel „Machine de plaisir“. Ebenso wie „The Musical Box“, das sich auf der „La Vie Electronique 12“ befindet, hatte Klaus Schulze das Stück für die „Guttempler“, einer Institution die Alkoholkranken Menschen hilft, komponiert. Das Stück ist in zwölf Parts unterteil, die alle einzeln angewählt werden können.

Klaus experimentierte in den frühen 90’er Jahren mit der Sampletechnik, die auch hier zum Tragen kommt. Allerdings wirkt „Machine de plaisir“ sehr rhythmisch und homogen. Durch die unterschiedlichen Klangfarben und elektronischen Instrumentierungen entsteht eine ganz eigene musikalische Welt, die so typisch für Klaus Schulze ist und seinesgleichen sucht. Das lange Stück entwickelt und verändert sich zugleich, so dass Klaus den Track am Leben und den Spannungsbogen hoch hält.

Die zweite CD enthält vier Stücke. Sie beginnt mit dem sehr kurzen 30sekündigen „Tag des offenen Denkmals“, das als Trailer für eine TV-Dokumentation gedacht war. Danach kommt das siebenminütige „Himmel und Erde“ in einem Remix. Dieser Titel wurde erstmals auf einem russischen Sampler veröffentlicht und fand dann später auf die 50 CDs umfassende „Ultimate Edition“. In diesem Stück experimentiert Klaus wieder stark mit seinem Samples (sie klingen wie Töne aus dem Mund einer Opernsängerin, die wild eingestreut werden).

Das nächste Stück „Vas Insigne Electionis“ war ebenfalls für einen Sampler geplant, der aber dann nicht genutzt wurde. Erst ein Jahr später wurde er auf dem KLEM-Sampler 1994 veröffentlicht und fand ebenfalls Platz auf der „Ultimate Edition“. Auf seinen nicht ganz zehn Minuten zeigt Schulze sowohl ambiente, ruhige wie vom Rhythmus auch nach vorn getriebene Passagen. Ein tolles Stück Musik. Das gut 57minütige „Arthur Stanley Jefferson“ ist noch so ein Stück, das für die „Guttempler“ vorgesehen war. Schulze bietet auf diesem Track wieder hypnotische Sounds, Rhythmen und Klänge, die einem die Sinne vernebeln.

CD 3 bietet dann mit „Borrowed Time“ das jüngste Stück. Schulze nahm es im April 1994 auf. Entstanden ist die Komposition im Rahmen einer Soundtrackarbeit für den amerikanischen Film „Living On A Borrowed Time“. Für den Film wurden nur einige Minuten Musik benötigt, doch Klaus Schulze versank beim Einspielen - wie sooft - völlig in seiner Musik und vergaß den Film. Er nahm das komplette Werk, von dem später nur einige Minuten im Film Verwendung fanden, auf und so konnte es erstmals 1997 auf der „Jubilee Edition“ in voller Länge veröffentlicht werden. Dieser Titel ist ein Bindeglied zwischen der Sampletechnik und den rhythmischen Werken „Das Wagner Desaster“ und „Are You Sequenced“.

Mit „La Vie Electronique Vol. 13“ führt das deutsche Label die Serie von Klaus Schulze-Veröffentlichungen, die bisher nur auf den limitierten Boxen erhältlich waren, fort. Trotz der eingesetzten Samples zeigt sich Schulze nicht ganz so experimentell wie auf „Vol. 12“, geht er doch auf diesen Tracks eher harmonische vor. Eine schöne Veröffentlichung für all diejenigen, die sich die Boxen damals nicht zugelegt haben

Stephan Schelle, Mai 2013

 
   

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