Klangwelt - XOIO
  Klangwelt - XOIO
Spheric Music (2006)

Klangwelt, dass ist das Pseudonym des Elektronikmusikers Gerald Arend, der im Jahr 2002 mit seinem Erstling „Weltweit“ ein tolles Debütalbum vorlegte. Ein Jahr später erschien dann „The Age Of Numbers“ und am 12.09.2006 kam mit „XOIO“, nach einer Pause von drei Jahren, sein drittes Werk bei Spheric Music auf den Markt.

Auf dem neuen Album serviert uns Gerald neun Stücke in der schon gewohnt hohen klanglichen Qualität. Die CD beginnt mit dem Stück „Okzident“, das uns zuerst mit ungewöhnlichen Sprachsamples, die nicht zu verstehen sind, begrüßt. Langsam entwickeln sich ein Rhythmus und eine erste Melodielinie, die dann nach ca. zwei Minuten so richtig zur Entfaltung gelangt. Sehr rhythmisch mit asiatisch / orientalischem Einschlag entwickelt sich dieser erste über zehnminütige Track. Allein dieses erste Stück ist schon eine Offenbarung für die Ohren.
 

 

 

Der folgende Titeltrack „XOIO“ (ist das Wort nun der Fantasie entsprungen, oder ein Zahlwort, das überlässt Gerald der Betrachtung des Hörers), verbindet ansprechende Beats mit herrlichen Sequenzen und hypnotischen Melodien (so etwas kennt man auch von Thomas Fanger, der zusammen mit Michael Kersten u. a. bei Mind~Flux diese geilen Sequenzen erzeugt hat). Wer also die Musik von Mind~Flux mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Allein diese ersten beiden Tracks rechtfertigen den Kauf des Albums, aber es kommen ja noch fünf weitere.

Mit „Fun-fair“ kommt ein nettes Liedchen, das bei mir eine Gewisse Jahrmarktatmosphäre erzeugt. Ein Düsenjet durchzieht die Lautsprecherboxen, kehrt zurück und ebnet dem Hörer das „Bed Of Clouds“. Was wie eine Attacke beginnt, entwickelt sich jedoch schlagartig zu einem schwebenden Track, der den Hörer in einen schwerelosen Zustand versetzt und einfach so dahin treiben lässt. Eine Art elektronisch erzeugter Saxophonsound tritt nach gut einem Drittel in den Vordergrund und übernimmt die Melodieführung.

Das zärtlich und balladeske „River“ hat Gerald einer gewissen Alina gewidmet. Dieser Track versetzt den Hörer, trotz des in der Mitte doch sehr druckvollen Pianosounds, ebenfalls in einen schwebenden Zustand. „Spirits“ beginnt mit Wasserrauschen (das hätte ich eher bei „River“ erwartet), entwickelt sich jedoch zu einem Track der sehr rhythmische Parts enthält und auch Stilmittel der Weltmusik z. B. durch den Einsatz der Gesangssamples oder Akustikgitarrensounds nutzt. Im Verlauf des Stückes breitet Gerald dann noch sehr monumentale Chorstimmen über dem Hörer aus.

Das verspielte „La Bella“ erinnert in seiner Spielart ein wenig an Veröffentlichungen von Michael Rother aus den 70’ern. Auf dem folgenden „No Response“ wird die Zahl der Beats etwas in die Höhe geschraubt, denn es wird trance- und technoartig. Der sehr schönen Melodielinie setzt Gerald als Gegenpunkt einige Sprachsamples entgegen, die aus einer amerikanischen Fernsehsendung der 60’er entnommen sein könnte. „Fade Away“ bildet dann den Abschluss dieser wirklich sehr gelungenen CD. Mit den etwas ruhigeren und meditativen Klängen holt Gerald unseren Puls, den er beim Stück zuvor in die Höhe getrieben hat, wieder runter. Im zweiten Teil weist das Stück einige Anleihen an die tollen Soundtracks des Amerikaners John Carpenter, wie zum Beispiel „The Fog“, auf.

Gerald schafft es immer wieder mit seinen Veröffentlichungen dem Hörer die Ohren zu öffnen, sowohl was die technische (absolut glasklare Sounds) als auch die musikalische Umsetzung seiner Stücke anbelangt. Klangwelt-CDs gehören mittlerweile zu den Veröffentlichungen, die man blind kaufen kann.

Stephan Schelle, Oktober 2006 

 
   

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