Klangwelt – The Incident
 

Klangwelt – The Incident
Speric Music (2018)
(14 Stücke, 79:24 Minuten Spielzeit)

Das „Nordlicht“ Gerald Arend machte das erste Mal im Jahr 2002 von sich Reden, als er unter dem Pseudonym Klangwelt sein Debütalbum „Weltweit“ veröffentlichte. Das Album sorgte in der Elektronikszene für Furore. Danach folgten zwei weitere Alben und es wurde etwas stiller um ihn. Ganze zwölf Jahre nach seinem letzten Album „XOIO“ veröffentlicht Gerald Arend nun am 01.06.2018 sein viertes Album das den Titel „The Incident“ (auf Deutsch so viel wie der Vorfall oder das Ereignis) trägt.

 

 


Das Erste was mir beim Anblick des Covers mit seinen brennenden Pilzen in den Sinn kam war, das es eine Metapher für die Zerstörung unserer Umwelt oder einen Reaktorunfall darstellen soll. Das bestätigt sich für mich auch bei der Auswahl der Titel, die auf ein Konzeptwerk schließen lassen.

Lambert Ringlage, Labelinhaber von Spheric Music sagt über „The Incident“: Eine CD auf dem eigenen Label präsentieren zu können, von der man total fasziniert ist, ist eine ganz besondere Sache. Und „The Incident“ ist etwas Besonderes, weil es Gerald Arend alias Klangwelt auf seiner vierten CD meisterlich versteht, außergewöhnliche Elemente und Sounds zu einem unkonventionellen und mitreißenden Elektronik-Album zu verbinden.

Auf „Weltweit“ hatte Arend eine Mischung aus unglaublichen Sounds und wunderbaren Melodien vereint. Die führt er auch auf dem neuen Werk „The Incident“ fort. Schon das eröffnende „Exclamation“ baut eine unglaubliche Spannung auf, in dem er Sounds und Melodien so anlegt, als wäre jemand auf der Flucht und doch klingt vieles locker und leicht. In diese Szenerie hat er einige Stimmen eingebaut, die wie bei Roger Waters die Stücke ergänzen. So entsteht der Eindruck auch in der rein instrumentalen Musik einer Geschichte zu folgen. Musikalisch liegt Gerald Arend bei einigen Stücken in der Nähe von Jean Michel Jarre und Yello, lässt aber seine eigen Handschrift deutlich zu Tage treten.

Die Stücke gehen nahtlos ineinander über und der Hörer wird von Minute zu Minute immer tiefer in die Musik hineingezogen. So sind dann in dem zweiten Stück, dem Titeltrack auch schon Sirenen zu hören und die Szenerie eines Störfalles in einem Kernkraftwerk macht sich bei mir vor dem geistigen Auge breit. Einzelne Tracks hier zu beschreiben macht keinen Sinn, vielmehr muss man das komplette Werk auf sich wirken lassen.

Lambert beschreibt die Musik des Albums wie folgt: Butterweiche Harmonien treffen auf technische Sounds, verträumte Melodien auf fremdartige Tonfolgen. Akzentuierte Beats, mal minimalistische und mal kraftvolle Sequenzen, kosmische Sphären und Sprachzitate verdichten sich zu kompositorisch ausgefallenen Spannungsbögen, verziert mit bizarren Klanggebilden, exzentrischen Soundeffekten und verfremdeten Vocal-Samples. Die atmosphärischen, fließend strukturierten Tracks balancieren zwischen dem Wohligen und Bedrohlichen, lassen mal Fahrt aufkommen und mal innehalten. Verträumtes wird von leichten Dissonanzen durchbrochen und Fremdartiges von harmonischen Passagen, traditionelle EM-Elemente vermischen sich mit innovativen Klangtüfteleien. Eine fantastische, exzellent produzierte Klangreise voll reizvoller Kontraste, die auch nach dem x-ten Hören nicht langweilig wird. Dieser Beschreibung kann ich uneingeschränkt folgen, denn besser kann ich es auch nicht ausdrücken.

Es hat satte zwölf Jahre gedauert bis Gerald Arend aka Klangwelt mit „The Incident“ ein neues, sein viertes, Album herausbringt. Und das Album überzeugt mich ebenso wie die vorangegangenen Werke. Es strotz nur so von hoher Qualität und ist für mich jetzt schon ein Kandidat für das Album des Jahres. Die Soundtrack-artigen Arrangements werden nicht nur die Freunde der elektronischen Musik begeistern. Sehr empfehlenswert.

Stephan Schelle, Mai 2018

 
   

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