Kellerkind Berlin – Songs For Travelling …
 

Kellerkind Berlin – Songs For Travelling …
Kissing Sounds (2016)

(
6 Stücke, 71:05 Minuten Spielzeit)

Den Namen Kellerkind Berlin hat sich Christian Gorsky zugelegt, um unter diesem Namen Musik herauszubringen. Der Name rührt daher, da Christian in jungen Jahren in Berlin lebte und im Heizungskeller des elterlichen Hauses begann selbst Musik zu machen. Inspiriert war er von der Musik so unterschiedlicher Künstler wie Tangerine Dream, Robert Schroeder, Santana, Deep Purple, Andreas Vollenweider sowie Jeff Wayne’s Album „War Of The Worlds“.

 

 


Nachdem er seine Musik, die unter anderem mit einem Yamaha CS01 und einem Casio CZ-3000 entstanden ist, auf Kassetten aufnahm, hat er dann eine längere Phase gehabt, in der er das Musikmachen an die Seite schob. Es dauerte Jahre bis er wieder anfing Musik zu machen. Im Jahr 2013 veröffentlichte er dann sein erstes Album „First Try“ als Online-Version. Bis ins Jahr 2016 folgten weitere Alben (insgesamt 17 Stück), die alle im Internet präsentiert wurden. Seine Musik brachte ihm in den letzten beiden Jahren dann auch Nominierungen beim Schallwelle-Preis ein. Mittlerweile hatte er seinen Wohnsitz ins bayrische Kissing verlegt, der Name des Projektes ist aber geblieben.

Nach dem Umzug in den Süden Deutschlands hat Christian sein eigenes Label Kissing Sound gegründet und neben der Online-Version sein erstes physikalisches Album unter dem Titel „Songs For Travelling …“ dort veröffentlicht. Es trägt den Untertitel „: A Compilation Of Songs From 2014 And 2016“. Und genau das ist es auch, eine Zusammenstellung von Tracks, die er bereits auf vier anderen Alben („Signs“, „… It Flows“, „… No Name“ und „Sit Down“) in den Jahren 2014 und 2016 veröffentlichte. Dazu gibt es mit dem Stück „In Gedanken“ noch einen brandneuen Titel.

Zu der Entstehung der Stücke sagt Christian: Oft setzte ich mich einfach an mein Instrument und lasse die Klänge fließen. Aber auch spontane Ideen, die ich in mein Handy pfeife, werden zu Stücken verarbeitet. Alltagsklänge inspirieren meine Kompositionen, wie z. B. eine Senseo Kaffeemaschine, die so nett stöhnt, wenn sie Ihre Arbeit gemacht hat. Darüber hinaus verarbeitet Kellerkind Berlin auch analoge Instrumente wie Flöte, Gitarre und weitere Saiteninstrumente in seinen Stücken.

Sechs Stücke, die alle Longtracks darstellen, da sie jenseits der Neun-Minuten-Marke liegen, hat Christian auf „Songs For Travelling …“ vereint. Musikalisch bewegt er sich dabei in der Schnittmenge von Dark Ambient, Ambient und traditioneller Elektronikmusik mit Berliner Ausrichtung. Aber eigentlich ist es atmosphärische Instrumentalmusik, bei der ich nicht so richtig weiß womit sie sich vergleichen lässt. Das zeigt schon mal dass hier ein Musiker am Werk ist, der eine eigene Handschrift sein Eigen nennt.

Gestartet wird mit dem zehnminütigen „Restrained Prelude“. Ein sanfter Synthie-Rhythmus bildet den Unterboden dieses Stückes auf dem Christian dann zunächst einige Harmonien legt, die durch eine Melodie mit Flötensounds ergänzt wird. Weitere Klänge baut er danach ein und es entwickelt sich ein wunderbares Stück, das eben nicht so leicht mit anderen Stilen vergleichbar ist. Meines Erachtens kombiniert er sanfte Rockmusik mit elektronischen Klängen. Im weiteren Verlauf kommt eine sehr schöne Melodie mit perlenden Synthieklängen auf. Ein klasse Einstieg in die CD.

Mit Akustikgitarre beginnt dann das 13minütige „Sommermorgen“. Dann ziehen wieder synthetische Flächen und Harmoniebögen auf. Sanfte Sequenzerrhythmen erinnern an Ron Boots, die dann durch Sounds ergänzt werden, die auf eine E-Gitarre deuten. Das ist einfach wunderbar und einnehmend. Zum Ende hin wird es dann eine Spur sphärisch. Man vergisst bei der Musik Zeit und Raum.

„Develoop“ zeigt sich zunächst von einer mystischen Seite mit sehr schönen akzentuiert gesetzten Klangmalereien und Harmonien. Ca. ab der Mitte wird es dann rhythmischer und entwickelt sich immer weiter. Die weiteren Stücke schlagen in die gleiche Kerbe. Auch wenn es wie in „Simple Notes“ recht rhythmisch wird, so strahlen die Stücke doch allesamt eine unglaubliche Ruhe aus, die sich auf den Hörer überträgt. Beim letzten Stück hat Christian dann einige Klänge eingebaut, die unweigerlich an Pink Floyds Großtat „Wish You Were Here“ erinnern.

Mit „Songs For Travelling …“ hat der aus Berlin stammende und nun in Bayern lebende Musiker Christian Gorsky aka Kellerkind Berlin eine ansprechende Visitenkarte abgegeben. Ein tolles Album, das Appetit auf mehr macht.

Stephan Schelle, Januar 2017

 
   

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