Kellerkind Berlin - Colorful Thoughts
 

Kellerkind Berlin - Colorful Thoughts
Kissing Sounds (2017)

(
5 Stücke, 54:50 Minuten Spielzeit)

Kellerkind Berlin, dass ist das Pseudonym des Elektronikmusikers Christian Gorsky. Zurückzuführen ist dieser Name auf seine frühen Jahre in denen er in Berlin bei seinen Eltern lebte und dort im Heizungskeller anfing Musik zu machen. Dabei war er inspiriert von so großen Namen wie Tangerine Dream, Robert Schroeder, Santana, Deep Purple, Andreas Vollenweider und Jeff Wayne’s Album „War Of The Worlds“. Im Jahr 2016 veröffentlichte er dann sein erstes physisches Album „Songs For Travelling ...“ auf seinem eigenen Label. Damit hat er in den Kategorien „Bestes Album“ und „Bester Musiker“ beim Schallwelle-Preis eine Nominierung bekommen.

 

 


Im Dezember 2017 folgte dann - nach dem Onlinealbum „Collected Mood“ - der dritte Streich mit dem Titel „Colorful Thoughts“. Das Neue bei diesem Album ist, dass Christian nicht gänzlich allein agiert, sondern drei der fünf Stücke mit Martin Neuhold eingespielt hat. Während vier Stücke von Christian komponiert wurden, stammt „Electric Blue“ aus der Feder von Martin Neuhold. Darüber hinaus hat bei dem Stück „My Cat Sat Down And Listened“ eine gewisse Lea mitgewirkt. Mehr ist allerdings aus den spärlichen Informationen des mir vorliegenden vierseitigen Digipacks nicht zu entnehmen.

Los geht es mit dem 9:12minütigen Opener „New Steps“. Recht flott startet damit Christian in das neue Album, denn die Rhythmusmuster, auf die eine sehr eingängige Melodie gelegt ist, fesseln sofort. Dieser Rhythmus durchdringt das Stück während Piano- und Gitarrenmotive sowie Streichersounds ihre Bahnen ziehen. Das klingt frisch und geht schnell ins Ohr. Zum Ende hin kommt durch einen Schlagzeugrhythmus gar noch eine leichte Rocknote auf. Ein schöner Start in das neue Album.

Ruhige Flächen ziehen dann zunächst im fast 16minütigen „My Cat Sat Down And Listened“ durch den Raum, während ein tiefer Keyboardsound eine sanfte Melodie spielt. Darunter legt Christian dann einen akzentuierten, ebenfalls recht ruhigen Rhythmus. Man hat das Gefühl zu schweben. Christian variiert die synthetischen Sound, die zwischendurch heller werden und lässt dann nach gut fünf Minuten einen Sequenzersound los. Das Stück erhält im Verlauf durch den Einsatz von weiteren Sounds zusätzliche Veränderungen und entwickelt sich so stetig.

Ein Orgelsound sorgt in „Electric Blue“ (7:35 Minuten) für eine leichte nostalgische und sakrale Note. Man hat das Gefühl, als käme die Orgel aus den 70’er Jahren. Doch schon nach einer halben Minuten kommen fette Synthiesounds hinzu sowie eine melancholisch/verträumte Melodie, die den Track in die Neuzeit beamt. Das ist Musik zum Träumen ohne in zu seichte Gewässer abzudriften.

Mit einer einfachen Melodielinie startet das achtminütige „Two Souls In Me“, das klanglich zwischen Tangerine Dream und asiatischen Klangfarben wechselt. Nach gut zweieinhalb Minuten kommen dann fette basslastige Klänge auf, die dem Stück neue Impulse geben. Ab ca. der Hälfte wird der Sound fetter und rockige Rhythmen gesellen sich hinzu. Am Ende wird es dann wieder sehr elektronisch und es wird der Faden des Anfangs wieder aufgenommen. Hier zeigen sich in der Tat zwei unterschiedliche Seelen bzw. Gesichter von Christian Gorsky.

Den Abschluss der CD macht dann das 14minütige „It’s Not A Spacetrack“, das von Christian allein eingespielt wurde. Der Track besticht ebenfalls durch schöne und eingängige Harmonie- und Melodielinien. Der Rhythmus besteht aus einem echoartigen Trommelschlag und einem Sequenzerrhythmus, was eine fesselnde Wirkung auslöst. Darauf legt Christian dann mantramäßig seine sich immer wiederholende Melodie. Das hat unter anderem etwas von Soundtrackmusik. Nach gut neun Minuten legt Christian dann aber richtig los und der Track bekommt Songstrukturen mit einem rockigen Rhythmus. Kurz darauf wird der Hörer aber wieder in den mantraartigen Zustand versetzt.

Mit „Colorful Thoughts“ setzt Christian Gorsky aka Kellerkind Berlin das fort, was er auf seinem Debüt begonnen hat. Ein klasse Album.

Stephan Schelle, Januar 2018

 
   

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