Johan Tronestam - Compunctio
 

Johan Tronestam - Compunctio
SynGate (2014)

(
9 Stücke, 62:20 Minuten Spielzeit)

Mit dem schwedischen Elektronikmusiker Johan Tronestam erscheint ein neues Gesicht auf der Bühne der Elektronikszene. „Compunctio“ ist das erste Werk, das beim deutschen Elektroniklabel SynGate erschienen ist. Der Titel ist an einen Ausspruch Papst Gregors des Großen angelehnt, der dies mit dem „heiligen Schmerz“ verbunden hat, der jemanden trifft, der die absolute Schönheit entdeckt. Ob die Musik diese Auszeichnung verdient, liegt natürlich immer im Auge Betrachters bzw. Ohr des Hörers.

 

 


Neun hochmelodische Stücke mit Laufzeiten zwischen 3:14 und 8:19 Minuten Länge hat Johan auf seinem Album, das bei SynGate im üblichen CDR-Format erscheint, versammelt.

Mit dem 3:13minütigen „Intro“ startet die CDR. Dieses erste Stück zeigt schon mal die melodische Form, die sich auf dem Album verbreitet. Rhythmische und sehr melodische Formen werden in diesem „Intro“ mit sakralen Gesängen verbunden. Das Ganze mutet wie eine Mischung aus Jean Michel Jarre, Tangerine Dream, Klaus Schulze, Peter Mergener (Software) und Enigma an, zeigt aber eine ganz eigene Art, bei dem kein Stil der vorgenannten Acts in den Vordergrund tritt. Tronestam vermag es die Einflüsse zu einem eigenen Markenzeichen zu verschmelzen. Einziger Kritikpunkt dieses ersten Stückes, es wird zwar ausgefaded, hört aus meiner Sicht aber zu abrupt auf.

Das folgende „Loneliness“ beginnt mit einem außergewöhnlichen Rhythmusmuster. Nach etwa zwei Minuten kommen dann Sequenzer auf und eine Art Perkussion unterlegt die Melodiebögen zusätzlich. Das klingt nach dem Niederländischen Elektronikstil. Sehr eingängig hat Tronestam die Melodiebögen gewählt und die Rhythmik passend hinzugefügt. Das Ganze erhält durch die Refrainartigen Passagen einen Songähnlichen Charakter.

Ein Sound wie von einer Art balinesischer Klangschalen eröffnen das Stück „Between The Lost And The Coming“. Die Klangfarbe des Synthies weist bei diesem Stück in Richtung Klaus Schulze. Und doch machen Rhythmus und weitere Synthies sowie der Strukturwechsel in der Mitte des Stückes etwas ganz Besonderes daraus. Klasse Stück, das allen Freunden der „Berliner Schule“ und der melodischen Elektronik gefallen wird.

„What Is The Truth“ verbindet Sequenzer orientierte Elektronikmusik mit tanzbaren, stampfenden Rhythmen und gesprochenen Texteinschüben. Ein tolles Stück zum Abgehen. Der ein oder andere mag hier gar Ähnlichkeiten zu Jean Michel Jarre oder auch Schiller (oder ist es eine Mischung daraus?) feststellen.

Flirrende Sequenzer sorgen in „Rituals“ für einen tollen tanzbaren Synthietrack. In diesem Stück kommen gar Elemente von Synthiepop hervor, aber auch Anleihen an Kraftwerk sind gelegentlich auszumachen. Ein belebendes Stück das einfach Spaß macht. Dem folgt „Rituals Part 2“ das eher wie eine sanfte Ballade klingt und später akzentuiert mit weiteren Elementen fortgeführt wird. Ein tolles Stück. Und auch die weiteren drei Stücke sind von dieser hohen Qualität. Dabei zeigt „Ritual Combinations“ gar eine Kombination aus den Stilen von Peter Mergener (Software) und Ron Boots.

Die CD ist sehr transparent und dynamisch aufgenommen worden, was den besonderen Hörgenuss ausmacht. Daneben hat Johan Tronestam herrliche Melodien mit tollen Rhythmen verquickt, was die CD besonders für Freunde der melodischen Elektronikmusik empfehlenswert macht. Aber auch Liebhaber der „Berliner Schule“ kommen hier zu ihrem Recht. Mit Johan Tronestam erblickt ein neuer Stern das Licht der Elektronikszene. Mit dieser CD ist er heißer Kandidat für den Schallwelle-Preis in der Kategorie „Bester Neuling“.

Stephan Schelle, September 2014

 
   

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