Johan Timman - Trip Into The Body
 

Johan Timman – Trip Into The Body
Groove Unlimited (2006)

Im Jahr 1981 erschien ein Elektronikalbum des Niederländers Johan Timman unter dem Titel „Trip Into The Body”. Soweit mir bekannt ist, war das Album das einzige, das Johan herausgebracht hat. Jetzt, 25 Jahre später, erscheint dieses tolle Elektronikwerk, das auch Elemente aus Rock- und Popmusik enthält, endlich als CD auf dem Groove Unlimited Label. Das Originalcover wurde beibehalten und so lässt sich bei ausgeklapptem Cover der Querschnitt des menschlichen Körpers bewundern.

Auf zehn Tracks nimmt uns Johan mit auf seine akustische Reise durch den menschlichen Körper. Lange Zeit hatte ich die Scheibe nicht mehr aus der Ecke gekramt und muss jetzt erstaunt feststellen, wie gut das Teil doch ist. Johan Timman hat die Musik allein eingespielt. Durch den Einsatz untypischer Sounds und der Vocoderstimme hat diese Scheibe ihren ganz besonderen Reiz und hebt sich so von der Masse ab. Das Ganze stellt sich für mich als eine Mixtur aus Rock- und Popmusik unter Verwendung von elektronischem Gerät dar. Mit der viel zitierten „Berliner Schule“ hat das überhaupt nichts zu tun und das ist auch gut so.

Die einzelnen Tracks wie auch das Titelstück, das die CD eröffnet, versprühen eine Frische und entwickeln eine Atmosphäre, die an einen Soundtrack eines David Hamiltons Films (er hat erotische Filmeklassiker wie „Zärtliche Cousinen“ geschaffen) erinnert. Das kombiniert Johan dann noch mit Sounds, die sich nach einem Jahrmarkt anhören. Und in diesem ersten Track ist gar eine Melodiefolge auszumachen, die mich an „The Magicians Birthday“ von Uriah Heep erinnert.
 

 

 

Gespickt hat Johan seine Tracks mit einer ganzen Reihe von Effekten. Da blubbert und zischt es, was das Zeug hergibt. Und wenn dieses langgezogene „Brain“ im gleichnamigen Titel ertönt, das hat schon was. „The Heart“ mit seinem pumpenden Rhythmus und der herrlich eingängigen Melodie fasziniert sofort. Zwar klingt das Ganze schon etwas nostalgisch, aber es gefällt trotzdem. Bei „The Lung“ hört man förmlich die Luft durch unser Sauerstoff verteilendes Organ blasen. Das hat Johan dann wieder in eine gelungene Melodie eingebettet.

Als elften Track spendierte das Label mit einer Liveversion von „The Heart“ dem Silberling dann noch einen Bonustitel, der auf dem Originalalbum nicht enthalten war. Entstanden ist dieser Livemitschnitt bei einem Konzert im amerikanischen Berkeley im Jahr 1982.

Auch heute klingt die Musik von Johan noch frisch und unverbraucht. Mir jedenfalls gefällt diese Wiederveröffentlichung sehr gut. Wer was auf Elektronik hält, der muss diese CD einfach in seiner Sammlung haben.

Stephan Schelle, Juli 2006

 
   

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