Joerg Dankert – Between The Meantime Der Elektronikmusiker Joerg Dankert hatte beim Schallwelle-Preis 2021 den ersten Platz in der Rubrik „Neuling / Newcomer“ belegt. „Between The Meantime“ ist sein erstes Album nach dieser Auszeichnung und am 30.07.2022 bei Bandcamp erschienen. Eine große Hürde für ihn diese Auszeichnung mit dem neuen Werk zu bestätigen. Ich muss allerdings vorausschicken, dass ich bisher keine Musik von Joerg Dankert kannte, daher beschränke ich mich bei der Beschreibung auf die musikalischen Inhalte des aktuellen Albums. |
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Da
ist der Krieg - bei Freunden und in der Welt. Den
einen Moment ist man glücklich, in der nächsten Sekunde wird man wegen der
Nachrichten traurig. Da gibt es Tage, da ist alles gut und dann holt einen
die Corona-Realität ein. Es gibt Phasen, da läuft es fast wieder normal -
das Leben -, um dann urplötzlich wieder verrückt zu werden. Die
Sounds, die Stimmungen, die Musik und die Songs auf diesem Album spiegeln
manches davon wieder. Es gibt keinen Fahrplan oder einen thematischen
Rahmen, sondern Musik, die in der Zeit von November letzten Jahres bis Juni
diesen Jahres entstanden ist. Darum gibt es auch keine Songtitel, sondern
einzelne aufeinander folgende Teile. Mir fehlen nämlich angesichts der
Ereignisse und Situationen ab und zu einfach die Worte. Wie
immer wurde alles von mir komponiert, unter Cubase Artist 12 eingespielt,
gemixt und gemastert. Auch das Cover stammt von mir. Alle Instrumente und
Effekte sind von Steinberg (Halion, Padshop, Retrologue). Genutzt wurden zusätzlich:
Valhalla Supermassive, Blackhole und der Quadra von Cherry Audio. Zehn
Stücke mit Laufzeiten von 3:01 bis 10:19 Minuten Spielzeit bietet
„Between The Meantime“. Die Stücke haben keine eigenen Namen sondern
sind mit „Between The Meantime Part 1“ bis „Between The Meantime Part
10“ betitelt. Musikalisch finden sich dabei unterschiedliche Stilistiken,
vorrangig aber die der „Eindhovener Schule“. Das
6:45minütige „Part 1“ beginnt mit einem rhythmisch Sequenzersound und
erinnert sowohl was den Rhythmus, die Klangfarben und auch die Melodieführung
anbelangt an die starke Phase von Ron Boots, der die „Eindhovener
Schule“ definierte. Das ist schon mal ein gelungener Einstieg. Dem
folgt der 7:10minütige „Part 2“. Ruhige Klangtupfer, die mit einem
echohaften Hall unterlegt sind, leiten in diesen etwas ruhigeren Track ein.
Nach etwa zwei Minuten kommen rhythmischere Motive auf und es entwickelt
sich ein weiterer Track, der an die Musik von Ron Boots erinnert. Hier geht
Joerg Dankert aber atmosphärischer vor. Zum Ende hin wird es hymnischer und
John Carpenter-mäßig. Bei
dem 7:53minütigen „Part 3“ ändert Dankert dann den Sound und die
Stilistik. Dieser Part ist sehr ruhig und klingt fast schon sakral und ein
wenig bedrückend. „Part 4“ geht in eine ähnliche Richtung, denn hier
erzeugt Dankert durch weite, teils bedrohlich wirkende Flächen, die von
Pianotupfern durchbrochen werden, für etwas bedrückende Stimmungsbilder.
An diesen beiden Stücken kann man gut die unterschiedlichen bzw. bedrückenden
Stimmungslagen bei der Komposition heraushören. Melodischer
und rhythmischer wird es dann wieder in „Part 5“, das neben dem Stil von
Ron Boots auch nach den Veröffentlichungen von Acts wie Akikaze klingt. Mit
10:19 Minuten Spielzeit ist „Part 6“ der Longtrack des Albums. Der Track
beginnt spacig mit flächigen Sounds und wechselt nach einigen Momenten in
einen schwebenden, ruhigen Track. Dieser vermittelt eine entspannte, spacige
Atmosphäre mit wenigen düsteren Einschüben. Die
Parts 7, 8 und 10 sind dann wieder sehr melodisch und rhythmisch, wobei vor
allem „Part 10“ sehr gut ins Ohr geht. „Part 9“ ist ein recht
nachdenklich wirkender Track, der von einer sehr angenehmen Pianomelodie
getragen wird, die auf Flächen, Streichersounds und leicht rhythmischen
Arpeggios gelegt wurde. Joerg
Dankert hat mit „Between The Meantime“ ein Album veröffentlicht, dass
seine Stimmungslage während der doch recht wechselhaften und von
Hiobsbotschaften durchzogenen letzten Jahre gut widerspiegelt. Und sind wir
mal ehrlich, so geht es uns doch fast allen auch. Dankert, dessen Musik sich
auf dem Album vorrangig im Stile der „Eindhovener Schule“ bewegt, bestätigt
mit dem Album seine 2021’er Auszeichnung. Stephan Schelle, August 2022 |
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