Joerg Dankert – Between The Meantime
 

Joerg Dankert – Between The Meantime
Eigenvertrieb / Bandcamp (2022)

(
10 Stücke, 63:21 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Joerg Dankert hatte beim Schallwelle-Preis 2021 den ersten Platz in der Rubrik „Neuling / Newcomer“ belegt. „Between The Meantime“ ist sein erstes Album nach dieser Auszeichnung und am 30.07.2022 bei Bandcamp erschienen. Eine große Hürde für ihn diese Auszeichnung mit dem neuen Werk zu bestätigen.

Ich muss allerdings vorausschicken, dass ich bisher keine Musik von Joerg Dankert kannte, daher beschränke ich mich bei der Beschreibung auf die musikalischen Inhalte des aktuellen Albums.

 

 


Joerg sagt zu seinem Album und seiner Entstehung: Seit ein paar Monaten fühlt sich mein Leben manchmal so an, als ob ich gerade zwischen der Zwischenzeit feststecke. Die Zwischenzeit ist für mich die Zeit zwischen diesen Weltumfassenden Krisen, die ständig mehr werden.

Da ist der Krieg - bei Freunden und in der Welt.
Da ist Corona - auf der Arbeit und in der Gesellschaft.
Da ist die Realität - mit Familie und Geschäft.
Da ist die persönliche Situation - mit Hellem und Dunklem.
Und ich bin mitten dazwischen.

Den einen Moment ist man glücklich, in der nächsten Sekunde wird man wegen der Nachrichten traurig. Da gibt es Tage, da ist alles gut und dann holt einen die Corona-Realität ein. Es gibt Phasen, da läuft es fast wieder normal - das Leben -, um dann urplötzlich wieder verrückt zu werden.

Die Sounds, die Stimmungen, die Musik und die Songs auf diesem Album spiegeln manches davon wieder. Es gibt keinen Fahrplan oder einen thematischen Rahmen, sondern Musik, die in der Zeit von November letzten Jahres bis Juni diesen Jahres entstanden ist. Darum gibt es auch keine Songtitel, sondern einzelne aufeinander folgende Teile. Mir fehlen nämlich angesichts der Ereignisse und Situationen ab und zu einfach die Worte.

Wie immer wurde alles von mir komponiert, unter Cubase Artist 12 eingespielt, gemixt und gemastert. Auch das Cover stammt von mir. Alle Instrumente und Effekte sind von Steinberg (Halion, Padshop, Retrologue). Genutzt wurden zusätzlich: Valhalla Supermassive, Blackhole und der Quadra von Cherry Audio.

Zehn Stücke mit Laufzeiten von 3:01 bis 10:19 Minuten Spielzeit bietet „Between The Meantime“. Die Stücke haben keine eigenen Namen sondern sind mit „Between The Meantime Part 1“ bis „Between The Meantime Part 10“ betitelt. Musikalisch finden sich dabei unterschiedliche Stilistiken, vorrangig aber die der „Eindhovener Schule“.

Das 6:45minütige „Part 1“ beginnt mit einem rhythmisch Sequenzersound und erinnert sowohl was den Rhythmus, die Klangfarben und auch die Melodieführung anbelangt an die starke Phase von Ron Boots, der die „Eindhovener Schule“ definierte. Das ist schon mal ein gelungener Einstieg.

Dem folgt der 7:10minütige „Part 2“. Ruhige Klangtupfer, die mit einem echohaften Hall unterlegt sind, leiten in diesen etwas ruhigeren Track ein. Nach etwa zwei Minuten kommen rhythmischere Motive auf und es entwickelt sich ein weiterer Track, der an die Musik von Ron Boots erinnert. Hier geht Joerg Dankert aber atmosphärischer vor. Zum Ende hin wird es hymnischer und John Carpenter-mäßig.

Bei dem 7:53minütigen „Part 3“ ändert Dankert dann den Sound und die Stilistik. Dieser Part ist sehr ruhig und klingt fast schon sakral und ein wenig bedrückend. „Part 4“ geht in eine ähnliche Richtung, denn hier erzeugt Dankert durch weite, teils bedrohlich wirkende Flächen, die von Pianotupfern durchbrochen werden, für etwas bedrückende Stimmungsbilder. An diesen beiden Stücken kann man gut die unterschiedlichen bzw. bedrückenden Stimmungslagen bei der Komposition heraushören.

Melodischer und rhythmischer wird es dann wieder in „Part 5“, das neben dem Stil von Ron Boots auch nach den Veröffentlichungen von Acts wie Akikaze klingt. Mit 10:19 Minuten Spielzeit ist „Part 6“ der Longtrack des Albums. Der Track beginnt spacig mit flächigen Sounds und wechselt nach einigen Momenten in einen schwebenden, ruhigen Track. Dieser vermittelt eine entspannte, spacige Atmosphäre mit wenigen düsteren Einschüben.

Die Parts 7, 8 und 10 sind dann wieder sehr melodisch und rhythmisch, wobei vor allem „Part 10“ sehr gut ins Ohr geht. „Part 9“ ist ein recht nachdenklich wirkender Track, der von einer sehr angenehmen Pianomelodie getragen wird, die auf Flächen, Streichersounds und leicht rhythmischen Arpeggios gelegt wurde.

Joerg Dankert hat mit „Between The Meantime“ ein Album veröffentlicht, dass seine Stimmungslage während der doch recht wechselhaften und von Hiobsbotschaften durchzogenen letzten Jahre gut widerspiegelt. Und sind wir mal ehrlich, so geht es uns doch fast allen auch. Dankert, dessen Musik sich auf dem Album vorrangig im Stile der „Eindhovener Schule“ bewegt, bestätigt mit dem Album seine 2021’er Auszeichnung.

Stephan Schelle, August 2022

 
   

CD-Kritiken-Menue