Indra - Signs
 

Indra - Signs
Spheric Music (2006)

Indra, diesen Namen hatte ich bisher noch nicht gehört. Wenn man das Cover sieht und den Namen liest, dann denkt man unweigerlich an indische Musik. Doch der Schein trügt. Weder stammt der Musiker aus Indien, noch handelt es sich bei dieser CD um esoterische Musik mit asiatischem Einschlag. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der aus Rumänien stammende Dan Bozaru, der mittlerweile schon auf mehr als 20 Veröffentlichungen zurückblicken kann. Wir haben es hier also nicht mit einem Neuling, sondern einem gestandenen Musiker zu tun. Umso verwunderlicher, das der Name in der Szene noch nicht eher aufgetaucht ist.

Nun hat Lambert Ringlage die neue CD „Signs“ auf seinem Spheric Music-Label herausgebracht und macht so diese Musik auch in Deutschland publik. Wie schon gesagt erwartet uns auf dem Silberling keine asiatische, sondern vielmehr von der „Berliner Schule“ inspirierte Elektronikmusik. Die CD enthält zehn Tracks mit Laufzeiten zwischen 4:12 und 8:08 Minuten und bringt es so auf eine Spielzeit von über 54 Minuten.
 

 

 

 

Indra's Stücke sind geprägt von harmonischen Melodielinien mit durchgängigem Rhythmus. Gleich beim Opener „Atlas On Stage“ finden sich Anleihen von Jean Michel Jarre, die aber nur ansatzweise aufleuchten. Flächen, Rhythmussequenzen und eine Pianolinie sorgen in „Saltimbanc“ für einen atmosphärischen Einstieg um dann in einen popartigen Song überzugehen. Das hat für mich ein wenig Ähnlichkeit zu den Stücken von Guido Negraszus. Aber auch sphärischere Stücke liegen ihm, das zeigt er im folgenden „Ariel“. Doch auch hier kommt er nicht ganz ohne Rhythmus aus, der dieses Mal nach indischer Perkussion klingt. „The Bride Is Happy“ bietet einen gemächlich stampfenden Beat, der sofort in Ohr und Bein geht. Dieser ist dann auch Kern des Stückes und wird von Variationen aus Sound und Melodielinie leicht verändert. „Sheikh’s Dream“ ist durch seinen etwas orientalischen Sound geprägt. Auch hierbei macht es Spaß dem Wechsel der Harmonien und Rhythmen zu folgen.

„Quick Movement“ verbindet den Sound von Tangerine Dream und Klaus Schulze mit modernen pulsierenden Rhythmen. Die unterschiedlichen Klänge, die Indra bei diesem Stück verbindet, nehmen unweigerlich gefangen. Da gibt es so viel zu hören, das es mir schwer fällt, das zu beschreiben. Es ist wie ein Soundtrack und doch wieder nicht. Der Rhythmus treibt diesen Titel über die Gesamtlänge von über acht Minuten unaufhörlich voran und steigert sich kontinuierlich, wie wir es auch von Schulze kennen. Das folgende „To Jenna“ bringt dann wieder Abwechslung für’s Ohr, denn der Sound ändert sich und Indra spinnt seine sich langsam verändernden Melodielinien über den nach einer fahrenden Dampflok klingenden Rhythmus, das erinnert auch ein wenig an Klangwelt. Bei dem mit seinen perlenden Synthiesounds recht luftig klingenden „The Monk“ klingt wieder ein wenig „Berliner Schule“ durch. „Next Future“ klingt mit einem harten Rhythmus recht kalt und technisch, während der Abschlusstitel „Telos“ mit seinen Chören etwas schwebendes und entspannendes hat.

Auch wenn ich zuvor einige Vergleiche herangezogen habe, soll das nicht heißen, dass Indra versucht zu kopieren, vielmehr soll es eine Hilfestellung sein um sich seine Musik vorzustellen. Indra liefert mit seiner „Deutschlandpremiere“ eine sehr gute CD ab, die viel Abwechslung bietet und Appetit auf mehr macht. Ich bin mir sicher, dass dieser derzeitige Geheimtipp durch diese CD in der Szene nicht länger unbekannt bleiben wird.

Wer Indra live sehen möchte, der sollte sich schon mal den 15.07.2006 vormerken, da wird er beim Open Air in Schleiden (bei Joerg Strawe) auftreten.

Stephan Schelle, April 2006

 
   

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