Hemisphere - Destination Infinity
 

Hemisphere – Destination Infinity
Groove Unlimited (2006)

“Destination Infinity” erschien erstmals im Jahr 1992 und war sein zweites Album. Groove Unlimited hat das Album von Ralf Knappe-Heinbockel, der unter dem Pseudonym Hemisphere eine Reihe von CDs veröffentlicht hat, in 2006 neu herausgebracht. Leider konnte Ralf diese Wiederveröffentlichung nicht mehr miterleben, da er bereits im Januar 2005 verstarb. Neben den zehn Originaltracks spendierte das Label noch mit „Stars“ einen gut sechsminütigen Bonustrack.

Gleich der Opener „Night Crossing“ ist ein echtes Elektronikschmankerl. Sehr schöne, verschachtelte Sequenzerläufe, die teils an Tangerine Dream erinnern, durchziehen diesen Track. Auf dieser Rhythmusumgebung spielt Ralf seine Melodielinien. Ron schreibt im Booklet, dass er - aufgrund von „Destination Infinity“ - zum Fan von Hemisphere wurde. Bei diesem zwölfminütigen Track, das auch zu meinen Lieblingsstücken des Albums gehört, ist das kein Wunder.
 

 

 

Während „Inner Life“, „Exciting Impression“ und „Spirit Of The Age“ Melodien bzw. Sequenzen wie bei Tangerine Dream aufweisen, bietet „Deep Cut“ atmosphärische Ambientklänge, die Ralf übereinander gelegte Flächen, ohne Melodie, erzeugt. Das rhythmische „Spirit Of The Age“, das mir sehr gut gefällt, ist mit seinen 3:33 leider etwas zu kurz geraten.

In „Moments Of Darkness“ erzeugt Ralf düstere Stimmungen, während sich „Turning Point“ mit seinen wiederholenden Klangfolgen, die sich nach Glockenspielen anhören, über die er Harmonien spielt, sehr am Sound von Klaus Schulze orientiert.

Echoartige Klänge, wie in einer Höhle aufgenommen werden in „Destination Infinity“ eingesetzt. Dazu gesellen sich Stimmsamples, die zu erst etwas irritieren, aber dann durch sanfte ruhige Flächen (Ambient) ergänzt werden. So baut Ralf eine ruhige, faszinierende Atmosphäre auf, die einen aus dieser Welt entrücken lässt. Zum Ende wird der Track wieder bedrohlich, um dann wieder aufzuhellen. Der Track ist zwar recht abwechslungsreich, hinterlässt bei mir aber einen zwiespältigen Eindruck.

„Tales Of Backside“, dieser mit Xylophon-Klängen angereicherte Track, gefällt mir dann schon wieder besser. Rhythmus und Melodielinie trotten wie bei einem Wüstenritt gemächlich vor sich hin.

In „Final Memories“ baut Ralf durch seine klanghaften Synthietürme wieder Stimmungen auf, die jenseits von Melodie liegen und in die man einfach konzentriert einsteigen muss. Nur nuancenhaft entwickeln sich die Sounds weiter. Die Zugabe „Stars“ fügt sich durch ihre Klanglandschaften nahtlos an „Final Memories“ an. Mir persönlich gefällt die Musik von Hemisphere am besten, wenn Ralf die Melodien spielen lässt.

Die CD erscheint in neuem Artwork und mit Linernotes von Ron Boots. Zehn Stücke sowie der Bonustrack bietet diese fast 80minütige CD. Mehr geht wirklich kaum drauf. Groove Unlimited ist es zu verdanken, dass derartige Elektronikalben nicht in Vergessenheit geraten und auch heute noch angeboten werden. Wer sowohl auf Ambientsounds und abstrakte Soundlandschaften, wie auch auf melodische Elektronikmusik steht, der sollte hier unbedingt reinhören.

Stephan Schelle, Juli 2006

 
   

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